72 statt 25 FlüchtlingeBürgerinitiative in Rösrath fordert dezentrale Unterbringung

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Nicht am äußersten Rand der Stadt, sondern mitten unter Nachbarn, sollen Geflüchtete leben. Das fordert eine Bürgerinitiative. Sie will die Integration fördern.

Nicht am äußersten Rand der Stadt, sondern mitten unter Nachbarn, sollen Geflüchtete leben. Das fordert eine Bürgerinitiative. Sie will die Integration fördern.

In der Brander Straße sollten nicht 72, sondern höchstens 25 Menschen unterkommen.

Für die dezentrale Unterbringung von Geflüchteten setzt sich die Bürgerinitiative „Heidefreunde links und rechts der A3“ ein. Sie wehrt sich daher gegen die vom Stadtrat beschlossene große Container-Unterkunft für 72 Flüchtlinge in der Brander Straße. Hauptargument ist, dass eine solche relativ große Unterkunft die Integration erschwere, in einer Presseinformation plädieren die „Heidefreunde“ für die Unterbringung von „kleinen Gruppen bis zu 25 Asylsuchenden“.

Es gebe bereits interessierte Nachbarn, die Geflüchtete unterstützen würden, etwa bei Behördengängen. „Das ist aber bei 72 Personen ein Ding der Unmöglichkeit“, heißt es in der Pressemitteilung der Initiative, in der nach eigenen Angaben über 40 Betroffene aus der Nachbarschaft der geplanten Container-Unterkunft aktiv sind.

Randlage erschwert Integration

Erschwert werde die Integration auch durch die Lage am Stadtrand, jenseits der Autobahn. Es gibt dort keine Bürgersteige, abends und nachts sei die Umgebung schlecht beleuchtet und der Autoverkehr nehme zu, erklären Vertreter der Initiative. Das fördere ein Gefühl des Ausgeschlossen-Seins, es bedeute aber auch wenig Sicherheit. In dem Außenbereich der Stadt gebe es wenig soziale Kontrolle. Das sei ungut für den Schutz der Geflüchteten.

Andererseits hätten manche Nachbarn auch „regelrecht Angst“, wenn überwiegend junge Männer in relativ großer Zahl dort unterkommen sollten, so Anwohner Günter Roland. Klar sei, dass immer nur Einzelne sich nicht korrekt verhalten würden, aber im Außenbereich der Stadt sei das besonders problematisch. „Wir wehren uns nicht gegen Asylsuchende, sondern allein gegen eine zentrale Unterbringung im Niemandsland“, betont die Initiative.

Überproportional belasteter Teil der Stadt

Sie verweist auch darauf, dass in der Umgebung bereits mehrere Flüchtlingsunterkünfte bestehen – an den Standorten Hans-Katzer-Straße, Plantage/Ecke Pestalozziweg, Burggasse und Brander Straße/Ecke Brand. Mit weiteren 72 Geflüchteten würde dieser Teil der Stadt überproportional belastet.

So erinnern die „Heidefreunde“ an die von der Stadt soeben vorgelegte Liste mit 17 möglichen Standorten für Unterkünfte (wir berichteten). In Betracht komme etwa eine Brachfläche in der Straße Pannensiefen, nahe der Ortsmitte Rösrath. Die Fläche werde für die Feuerwehr freigehalten – würden aber Container für drei oder sechs Jahre aufgestellt, wäre die Fläche danach weiter verfügbar.

Auch am Kirchweg in Forsbach, wo die Stadt teure Baugrundstücke verkaufen will, könnten für wenige Jahre Container stehen: Diese könnten verschwinden, sobald Wohnhäuser gebaut würden, was sicher erst in ein paar Jahren zu erwarten sei, sagt Ralf Wißkirchen. „Meiner Meinung nach ist die Vermarktung der Grundstücke kein Hindernis für eine zeitweilige Nutzung durch Container-Unterkünfte“, stellt er fest.

Würden Geflüchtete an zentraler gelegenen Standorten wie Kirchweg oder Pannensiefen untergebracht, sei die soziale Infrastruktur für sie dort wesentlich besser, so seien zum Beispiel Schulen und Kitas in der Nähe. Ein solcher Standort fördere auch eine gute psychosoziale Situation der Geflüchteten – anders als eine Lage am Rand der Stadt.

Ein Infoabend der Stadt Rösrath zur geplanten Flüchtlingsunterkunft Brander Straße findet am Montag, 19. Februar, 18 Uhr, in der Aula des Schulzentrums Freiherr vom Stein statt.


Rösrath: Flüchtlingszahl weiter gestiegen

Einen erneuten Anstieg verzeichnet die Stadt Rösrath bei der Zahl der Geflüchteten, die in städtischen Unterkünften und privat angemieteten Wohnungen leben: Zum Stichtag 22. Januar zählte die Stadt insgesamt 583 untergebrachte Personen. Anfang November 2023 lag diese Zahl noch bei 547 Personen. Ein Jahr früher, zum Stichtag 3. November 2022, nannte die Stadt noch eine Zahl von 414 untergebrachten Personen.

Die Verteilung der Asylsuchenden auf die Ortsteile ergibt, dass derzeit über 45 Prozent im Ortsteil Rösrath, über 30 Prozent in Hoffnungsthal und über 20 Prozent in Forsbach untergebracht sind. Das heißt, dass Forsbach im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl eine unterdurchschnittliche Zahl von untergebrachten Personen verzeichnet.

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