Interview mit Bondina SchulzeRösrather Rathaus-Chefin: „Habe tolles Team“

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Im Rösrather Rathaus steht Bürgermeisterin Bondina Schulze der Redaktion Rede und Antwort.

Über „Baustellen“ in Rösrath und persönliche Ambitionen spricht Bürgermeisterin Bondina Schulze (Grüne) im Interview mit dieser Redaktion.

Trotz Baustellen im Rathaus sieht Rösraths Bürgermeisterin Bondina Schulze große Fortschritte – und spricht über ihre eigenen Zukunftspläne.

Nach der beanstandeten Wahl von zwei stellvertretenden Bürgermeistern waren Sie unzufrieden mit der Berichterstattung. Wird die Arbeit von Bürgermeisterin und Stadtverwaltung in der Presse nicht ausreichend gewürdigt?

Bondina Schulze: Ich habe angeboten, darüber zu sprechen. Mir war wichtig, dass wir im Gespräch bleiben.

Klaffen Ihre Sicht und die öffentliche Wahrnehmung auseinander?

Wir haben schon ein paar Baustellen bei der Stadt. Aktuell ist die Unterbringung von geflüchteten Menschen ein großes Thema, zurzeit muss Rösrath sich um über 500 Menschen kümmern. Wir stellen dezentrale Unterkünfte bereit, aber im Herbst erwarten wir einen weiteren Zuwachs.

Kommen solche „harten Themen“ nicht genügend in der Presse vor, wenn das Hin und Her über das beanstandete Wahlverfahren die Schlagzeilen bestimmt?

Wir haben bei der Wahl einen Fehler gemacht, aber ich wollte das nicht wieder aufwärmen.
Bondina Schulze

Ja. Wir haben bei der Wahl einen Fehler gemacht, aber ich wollte das nicht wieder aufwärmen. Jetzt ist es im zweiten Anlauf gelungen, die Wahl mit großer Zustimmung zu den Gewählten durchzuführen. Aber ich sehe einfach die vielen wichtigen Themen, die die Stadtverwaltung bearbeiten muss. Da haben wir viel Positives geschafft.

Durch Lücken beim Personal der Stadtverwaltung war das nicht immer einfach. Wie sieht es jetzt aus?

Wir haben erhebliche Fortschritte gemacht. In Kürze werden alle Fachbereichsleitungen, bis auf eine, besetzt sein. Ich habe ein schlagkräftiges Team.

Bisher waren die Fachbereiche aber auch nicht führungslos.
Bondina Schulze

Bisher waren die Leitungsstellen im Fachbereich Jugend, Bildung, Sport und im Fachbereich Soziales unbesetzt. Außerdem fehlt der zuständige Beigeordnete. Gibt es da eine Lösung?

Der Fachbereich für Jugend, Bildung, Sport wird in zwei eigenständige Fachbereiche geteilt. Die Leitung Jugend wird in Kürze besetzt und für den Bereich Bildung und Sport muss die Leitungsstelle noch ausgeschrieben werden. Auch für den Fachbereich Soziales haben wir eine Persönlichkeit gefunden. Für die zu besetzenden Fachbereichsleitungen wird noch die Zustimmung des Hauptausschusses benötigt. Bisher waren die Fachbereiche aber auch nicht führungslos, die Kollegen Christian Welsch und Christoph Pokolm waren Ansprechpartner.

Schulze: Spannungen haben Arbeit „nicht gelähmt“

Bleiben die Folgen der Spannungen zwischen Ihnen und dem Beigeordneten Ulrich Kowalewski, die seit 2021 immer wieder für Aufmerksamkeit gesorgt haben. Hat das die Stadt gelähmt?

Nein, die Arbeit gelähmt hat das nicht. Auf fachlicher Ebene sind wir oft einer Meinung gewesen.

Sie haben die Unterbringung von Geflüchteten als eine wichtige Baustelle der Stadt genannt, was sind weitere dringende Aufgaben?

Es war mein Anliegen und auch Teil meines Wahlprogramms, die Verwaltung zukunftsfähig zu machen. Da sind wir deutlich vorangekommen. Ich sehe eine große Herausforderung zum Beispiel in der energetischen Sanierung der städtischen Gebäude, deshalb gibt es ab Oktober eine Technische Beigeordnete, das war eine der großen Veränderungen.

Bei Umstrukturierungen knirscht es oft.

Ich kann das nicht bestätigen. Diese Neuorganisation hat sehr positive Auswirkungen. Ich habe ein tolles Team in der Verwaltung.

Neubesetzung der Kowalewski-Stelle braucht Zeit

Wie geht es bei der Neubesetzung der Beigeordneten-Stelle von Herrn Kowalewski weiter?

Ich will dazu gar nicht viel sagen, weil er krank ist. Eine Stelle kann erst dann neu besetzt werden, wenn sie frei ist. Ulrich Kowalewski hat darum gebeten, in den Ruhestand versetzt zu werden. Das Verfahren braucht seine Zeit.

Verwaltungschefin will lokales Gewerbe fördern

Was sind weitere wichtige inhaltliche Themen auf Ihrer Agenda?

Es ist mir ein Anliegen, das lokale Gewerbe zu fördern. Wir haben nach dem Hochwasser von 2021 gesehen, wie lokale Handwerksbetriebe sehr geholfen haben. Mit dem geplanten Gewerbegebiet in Rambrücken sollen sie die Möglichkeit haben, in Rösrath zu expandieren. Auch neue Unternehmen sollen sich dort ansiedeln können. Die Gewerbesteuereinnahmen sind wichtig für den kommunalen Haushalt.

Es gibt die Kritik, dass das Unternehmen Go Green, das das Gewerbegebiet entwickelt, nur vermietet, aber keine Grundstücke verkauft. Einige Unternehmen würden einen Kauf bevorzugen.

Ich halte das Konzept von Go Green für richtig. Wenn alles in einer Hand bleibt, ist auch gewährleistet, dass die gewünschten ökologischen Standards eingehalten werden. 

Mit der Sanierung und Neugestaltung des Freiherr-vom-Stein-Schulzentrums ist die Stadt ebenfalls seit langem beschäftigt.

Pannen ohne Ende beim Schulzentrum

Allerdings. Da ist alles passiert, was nur schiefgehen kann. Wassereinbruch, Bauzeitverzögerungen, Planungen, die nicht durchführbar waren.

Aber es gibt die Perspektive, dass Sie das fertige Schulzentrum, zumindest die aktuellen Bauabschnitte, noch in Ihrer Amtszeit vorstellen können.

Ja, es ist etwas sehr Positives, das Projekt abzuschließen.

Bedarf an Kitaplätzen decken

Ein weiteres wichtiges Thema sind Kinder und Jugend, insbesondere zusätzliche Kitaplätze.

Ich möchte den Bedarf decken und damit auf die Wünsche der Eltern eingehen. Aber man zaubert die Kitaplätze natürlich nicht aus dem Hut.

Ist die Finanzierung dabei kein Problem?

Doch. Das ist immer ein Thema. Wir müssen die Finanzen im Blick behalten.

Wieviel sind Sie mit repräsentativen Aufgaben beschäftigt, wieviel Zeit bleibt für Verwaltung?

Ich würde sagen, dass ich mich zu 90 Prozent mit Verwaltung beschäftige.

Ich trete nochmal an, das ist ganz klar.
Bondina Schulze

Haben Sie sich das so vorgestellt?

Ja, ich habe gedacht, dass es seine Zeit braucht, die Verwaltung so aufzustellen, dass ich mich mehr der Repräsentation widmen kann. Das will ich jetzt verstärkt tun. Im Wahlkampf war ich mit einem grünen Hocker im Ort präsent, daran will ich anknüpfen. Ich will mit den Bürgerinnen und Bürgern in Dialog treten.

Wollen Sie 2025 noch einmal für das Bürgermeisteramt kandidieren?

Ich trete nochmal an, das ist ganz klar. Wir haben in der Stadtverwaltung viel geschafft, trotz aller Widerstände. Das finde ich spannend, und deshalb will ich meine Arbeit fortsetzen.

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