Breite UnterstützungWeit über 1.000 Menschen demonstrieren in Bedburg gegen Rechtsextremismus

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Weit mehr als 1000 Menschen gingen am Samstagmittag in Bedburg fröhlich und friedlich für Demokratie und gegen Rechtsextremismus auf die Straße.

Weit mehr als 1000 Menschen gingen am Samstagmittag in Bedburg fröhlich und friedlich für Demokratie und gegen Rechtsextremismus auf die Straße.

Auf der Unterstützerliste befinden sich über 50 Namen, auch Brings-Frontmann Strephan Brings war da.

Umringt von Kindern und Jugendlichen stimmte Stephan Brings ganz am Ende der eindrucksvollen Kundgebung für Vielfalt und gegen Rechtsextremismus mit dem kölschen „Halleluja“ eines der emotionalsten Lieder seiner Band an. Ein weit mehr tausendköpfiger Chor auf dem Schlossparkplatz sang den Refrain mit, und lautstarker Applaus brandete auf, als der Brings-Frontmann den Song scharfzüngig adressierte: „Für die katholische Kirche hier bei euch in Bedburg ein „Halleluja“! Ich möchte ihr vorschlagen: Lest einfach mal die Bergpredigt, dann würdet ihr jetzt auch hier stehen. Aber vielleicht ja beim nächsten Mal.“

Stephan Brings sorgte für Gänsehautgefühle, als er mit Bedburger Kindern und Jugendlichen ein kölsches Halleluja anstimmte.

Stephan Brings sorgte für Gänsehautgefühle, als er mit Bedburger Kindern und Jugendlichen ein kölsches Halleluja anstimmte.

Der Hintergrund: Bedburgs leitender Pfarrer Johannes Wolter hatte sich im Vorfeld zwar voll und ganz mit der Botschaft der Veranstaltung solidarisiert. Dass er die katholische Amtskirche letztendlich aber dennoch nicht in die lange offizielle Unterstützerliste eintragen ließ, weil er in der Kürze der Vorbereitungszeit nach eigenem Bekunden nicht den Segen aller zuständigen kirchlichen Gremien einholen konnte, sorgte aber auch am Samstagvormittag noch für Bedauern und Unverständnis.

Ebenso das Fehlen der FDP, deren Stadtverbandsvorsitzender Willi Hoffmann den Standpunkt vertreten hatte, dass solche Demonstrationen den Rechtsextremen mehr Aufmerksamkeit als nötig bescherten. Doch auch ohne diese Absagen entwickelte sich die Veranstaltung zu einer imposanten Demonstration für gelebte Demokratie und für ein buntes Miteinander sowie gleichzeitig gegen Ausgrenzung, Hass und speziell auch gegen den Rechtsextremismus in der AfD.

Die Bedburgerinnen und Bedburger kamen spät, aber gewaltig

Danach hatte es am Vormittag nicht unbedingt ausgesehen. Noch eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn um 11 Uhr verloren sich nur einige Dutzend Menschen auf dem Pausenhof des Schulzentrums an der Goethestraße. Doch die Bedburgerinnen und Bedburger kamen spät, aber gewaltig: Von Minute zu Minute trudelten aus allen Himmelsrichtungen immer mehr Leute mit Plakaten, Fahnen und Transparenten ein. Als sich der Demonstrationszug dann mit etwas Verspätung in Richtung Schlossparkplatz in Bewegung setzte, dürften nach unserer überschlägigen Reporterzählung fast 2000 Menschen dabei gewesen sein.

Aber man weiß es nicht genau: Das Organisationsteam mit den demokratischen Parteien an der Spitze sprach am Ende von 2.500 Teilnehmenden. Deutlich untertrieben war allem Augenschein nach die laut einem Polizeisprecher zugegebenermaßen nur „sehr grob überschlagene Anzahl von etwa 700 Personen“.

Auf welche breite Zustimmung das Motto „Wir in Bedburg für Demokratie – In Vielfalt vereint“ stieß, macht aber auch schon die Liste der Unterstützenden deutlich. Dort tauchten am Ende mehr als 50 Namen auf – Namen von Sportklubs, Sozialverbänden, Schützenbruderschaften und Karnevalsgesellschaften, von Gewerkschaften, Parteien und Schulen, von Kulturinitiativen, Jugendgruppen und Bürgervereinen aus allen Stadtteilen. Auch katholische Gruppen wie die Bedburger Frauengemeinschaften waren dabei.

Hauptredner der Abschlusskundgebung auf dem Schlossparkplatz war Bürgermeister Sascha Solbach, der zu Beginn zu einer Schweigeminute für den zu Tode gekommenen russischen Regimekritiker Alexej Nawalny aufrief, um sich unter tosendem Beifall dann deutlich vom Rechtsextremismus abzugrenzen: „In unserer Stadt wollen wir alle zusammenleben in Frieden, mit Respekt und Toleranz. Bedburg hat keinen Platz für Menschenfeinde, für Hetze, für Nazis, für erwiesen rechtsradikale Typen wie diesen Björn Höcke und andere, die sich offen gegen unsere demokratische Gesellschaft und gegen unser Grundgesetz stellen.“

In Vielfalt geeint: Dutzende Organisationen und viele einzelne Bürgerinnen und Bürger zeigten auf dem Bedburger Schlossplatz Flagge für ein gutes Miteinander.

In Vielfalt geeint: Dutzende Organisationen und viele einzelne Bürgerinnen und Bürger zeigten auf dem Bedburger Schlossplatz Flagge für ein gutes Miteinander.

Ähnlich äußerten sich neben anderen auch der evangelische Pfarrer Gebhardt Müller, Gewerkschafter Martin Droigk und eine Jugendgruppe des Schulzentrums. Zwischendurch gab’s Musikbeiträge. Für augenzwinkerndes Erstaunen sorgte hier insbesondere der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Wolfgang Esser als mutiger und durchaus begabter Gesangssolist mit John Lennons Friedenshymne „Imagine“.

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