Schlechte AuslastungBedburger Krankenhaus soll umstrukturiert werden

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Auf dem Foto ist der Eingang zum Krankenhaus Bedburg abgebildet.

Das Krankenhaus in Bedburg meldet Insolvenz an.

Neuausrichtung soll den Fortbestand der 180 Jobs sichern: Der geriatrische Bereich soll ausgebaut werden, zusätzlich soll ein Schlaflabor entstehen.

2023 war die Auslastung des Bedburger Krankenhauses offenbar nicht so gut wie erhofft. Für das St-Hubertusstift mit seinen 180 Ärzten und Krankenpflegern soll nun ein so genanntes Schutzschirmverfahren eingeleitet werden. Entsprechende Recherchen unserer Redaktion bestätigte Geschäftsführer Jakob-Josef Schall am Montag (19. Februar) auf Anfrage.

Ziel sei es aber nicht, das Bedburger Haus abzuwickeln und zu schließen, betonte Schall: „Es muss sich keiner Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen. Der ist gesichert.“ Ziel sei vielmehr eine „langfristige Konsolidierung“ des Bedburger Krankenhauses, informierte Schall, der auch Geschäftsführer des Frechener St. Katharinen-Krankenhauses ist.

Mitarbeiterversammlung soll schnell stattfinden

Am Dienstagnachmittag oder am Mittwoch soll in Bedburg eine Mitarbeiterversammlung im Krankenhaus stattfinden, bei der die Details der Umstrukturierung bekannt gegeben und mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besprochen werden sollen.

Nach Informationen unserer Redaktion sind das im Wesentlichen folgende Veränderungen: In der Inneren Station in Bedburg soll eine Abteilung mit Schwerpunkt auf Geriatrie, das heißt der Versorgung besonders alter und gebrechlicher Menschen, gegründet werden. Das bestätigte Schall auch auf Anfrage: „Ja, das stimmt. In Bedburg und auch in Elsdorf gibt es sehr viele große Altenheime. Wir wollen an die Innere Abteilung eine Sektion anschließen, die sich schwerpunktmäßig um geriatrische Aufgaben kümmert.“

Wir wollen zusätzliche Angebote in Bedburg schaffen. Auch die Mitarbeiterzahl wird steigen
Jakob-Josef Schall

Und noch eine strukturelle Änderung soll es geben. Schall kündigte die Gründung eines Schlaflabors im Bedburger Krankenhaus an. Es soll von dem gebürtigen Bergheimer Dr. Michael Feld genutzt werden, der in Königsdorf eine Privatpraxis betreibe und auch im Frechener Krankenhaus bereits erfolgreich auf diesem Gebiet praktiziere, so Schall weiter: „Wir wollen zusätzliche Angebote in Bedburg schaffen. Auch die Mitarbeiterzahl wird steigen.“

Durch die zusätzlichen Angebote soll die Auslastung langfristig steigen

Das Krankenhaus in der Nähe der Lambertuskirche müsse dafür aber im Schnitt etwas voller werden: „Wir erhoffen uns durch die geriatrische Sektion und das Schlaflabor auf Dauer eine bessere Auslastung des Hauses.“ Das bedeute aber nicht, dass die Zahlen in Bedburg in jüngster Zeit generell schlecht gewesen seien, so Schall: „Das Schutzschildverfahren möchten wir eher präventiv nutzen. Im Jahr 2022, für das die Bilanz schon vorliegt, haben wir sogar einen Gewinn ausgewiesen. 2023 aber fehlten uns die Corona-Ausgleiche und es gab exorbitante Zuschläge bei den Tarifen und einen Inflationsausgleich.“

Um wirtschaftlich arbeiten zu können, müsse das Bedburger Krankenhaus mit seinen 70 bis 80 Betten im Schnitt zu „80 Prozent und mehr“ ausgelastet sein, erläuterte Schall weiter: „Im vergangenen Jahr hatten wir leider eine Art Sommerloch, aber seit dem Herbst steigt die Belegung unseres Hauses wieder gut an. Durch die neuen Angebote wollen wir diesen Trend und damit auch die Bilanz des Hauses langfristig konsolidieren.“

Ziel des Schutzschirmverfahrens ist es, die Eigenverantwortung zu stärken

Dazu biete das Schutzschirmverfahren gute Voraussetzungen — auch wegen der finanziellen Zuschüsse im Zuge von Kurzarbeit, die man ohne Schutzschirmverfahren nicht bekommen könne, räumte Schall auf Nachfrage ein. Das Schutzschirmverfahren wurde 2012 in Deutschland eingeführt. Ziel ist es, die Eigenverwaltung zusätzlich zu stärken, um so weitere Anreize zur frühzeitigen Sanierung zu setzen.

Außerdem sichert es dem betroffenen Betrieb die Chance, ein unter dem Schutz eines besonderen Verfahrens in Eigenverwaltung einen Sanierungsplan aufzustellen, der nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens als Insolvenzplan durchgeführt werden soll. Im Rahmen des Schutzschirmverfahrens verliert der Unternehmer nicht die Kontrolle über seinen Betrieb. Er steht lediglich unter der Aufsicht von Insolvenzgericht und Sachwalter und ist für drei Monate vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt.

Innerhalb der drei Monate hat der Unternehmer ein Sanierungskonzept auszuarbeiten. Schall sieht darin eine Chance für das Bedburger Haus: „Seit 30 Jahren schlagen wir uns in Bedburg mit Schließungsgerüchten rum. Das ist nicht geschehen, und das wird auch diesmal nicht geschehen. Das Krankenhaus soll erhalten bleiben. Und wir sind dabei auf einem guten Weg.“

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