Panne im SchulministeriumAbiturienten in Rhein-Erft reagieren gelassen auf verschobene Prüfungen

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Das Foto zeigt das Abtei-Gymnasium Brauweiler. Es erhielt die Absage erst am späten Dienstagabend.

Auch das Abtei-Gymnasium Brauweiler erhielt die Absage erst am späten Dienstagabend.

Pulheimer Schulleiter zeigt sich dagegen verärgert: Bislang sei das Herunterladen nie ein Problem gewesen. Es ist ein seit 2007 erprobtes Verfahren.

Die Absage kam spät. Um 20.36 Uhr am Dienstagabend sei im Erftstadt-Lechenicher Gymnasium die E-Mail eingegangen, dass die Abitur-Klausuren am Mittwoch (19. April) nicht geschrieben werden konnten. So erzählt es Schulleiterin Karin Freiburg. Auch an ihrer Schule war es, wie an den meisten im Land, nicht gelungen, die Aufgaben herunterzuladen.

Dennoch hätten Kolleginnen und Kollegen ausgeharrt, um auch noch in letzter Sekunde die Vorbereitungen für die anstehenden Prüfungen treffen zu können. Denn wenn der Download geklappt hätte, wäre die Arbeit erst richtig losgegangen. Dann hätten die Lehrkräfte die Aufgaben für die Lechenicher Abiturienten ausgesucht, ausgedruckt und vervielfältigt. Denn Abitur wird immer noch analog gemacht, nicht digital.

Die Vorbereitungen gehen nun wieder von vorne los

„Um 19 Uhr habe ich schon mal eine E-Mail an die betroffenen Schülerinnen und Schüler und die Eltern geschickt, dass noch eine späte Nachricht folgen wird“, berichtet Freiburg. Sie hofft nun, dass der Download am Donnerstag funktioniert: „Heute hat es jedenfalls geklappt.“ Dann gehen die Vorbereitungen wieder los.

Betroffen sind die Fächer Biologie, Chemie und Physik, da müssen eventuell auch Versuche aufgebaut werden. Der Dienstag wäre eigentlich  der erste Tag der Abiturprüfungen gewesen – der Freitag, an dem die ausgefallenen Klausuren nun nachgeholt werden, sollte eigentlich prüfungsfrei sein.

An der Gesamtschule in Bergheim hätten die Klausuren geschrieben werden können

An der Gesamtschule Bergheim in Quadrath-Ichendorf hätten die Klausuren pünktlich am Mittwoch geschrieben werden können: Schulleiter Claus Wallat war es zwar zunächst um 12 Uhr am Dienstag nicht gelungen, den Klausurstoff herunterzuladen, „aber um 14 Uhr hat es dann geklappt“. Auch beim neuen Download-Termin am Mittwoch um 12 Uhr sei es gelungen, an die Abituraufgaben zu gelangen, „und zwar problemlos, so wie wir das aus den vergangenen Jahren gewohnt waren“.

Die Entscheidung, die Klausuren landesweit auf Freitag zu verschieben, sei richtig und eine gute Lösung. „Das ist zwar nicht wünschenswert, aber auch kein großes Drama“, sagt Wallat. „Es ist in all den Jahren des zentralen Downloads das erste Mal, dass es massive Probleme gibt.“

Die Schülerinnen und Schüler hätten bemerkenswert besonnen reagiert. „Es gab keine Irritationen und keine stürmischen Anfragen“, berichtet Wallat. Die Schüler seien über die Homepage oder andere elektronische Wege über die Verschiebung ihrer Klausurtermine informiert worden.

Wir haben teils mit 15 bis 20 Kolleginnen und Kollegen hier gesessen
Martin Sina

Das Abtei-Gymnasium in Brauweiler gehörte zu den Schulen, die die Prüfungsaufgaben nicht herunterladen konnten. Achteinhalb Stunden hätten sie es versucht, immer wieder hätten sie das Passwort eingegeben, weil es auch immer wieder die Information gegeben habe, es erneut zu versuchen. Geklappt habe es nicht, sagt Schulleiter Martin Sina.

Im Laufe des Tages habe das Ministerium vier E-Mails geschickt. Die letzte mit der Information, dass die Abiturklausuren abgesagt sind, habe die Schule um 20.30 Uhr erreicht. „Die Klausuren wurden viel zu spät abgesagt. Das hat zu großer Verärgerung geführt. Wir haben teils mit 15 bis 20 Kolleginnen und Kollegen hier gesessen.“ Das Ministerium habe zwar zweimal nähere Informationen angekündigt. Sie seien dann aber erst viel später eingetroffen. „Das war der größte Kommunikationsfehler“, sagt Martin Sina, der zugleich Vorsitzender der Rheinischen Direktorenvereinigung ist.

Schüler muslimischen Glaubens dürfen Klausuren nachschreiben

Sehr verärgert habe ihn auch, dass es keinen Plan B gegeben habe. „Es ist ein erprobtes Verfahren, das es seit 2007 gibt. Bislang war das Herunterladen nie ein Problem. Aber wir sagen, dass es einen anderen Weg geben muss, die Prüfungsaufgaben zu bekommen.“

Während des Telefonates ging im Abtei-Gymnasium die Information ein, dass Schüler muslimischen Glaubens die ausgefallenen Klausuren am Freitag, 21. April, oder – wegen des Zuckerfestes – am 9. Mai schreiben dürfen.

Ben Vonderstrass, Schülersprecher an der Gesamtschule Pulheim im Schulzentrum Brauweiler, hätte gestern die Klausur im Leistungskurs Biologie schreiben müssen. „Es war stressig gestern“, sagt der 18-Jährige in einem Telefonat. Wegen der anstehenden Klausur sei er den ganzen Tag aufgeregt gewesen. „Als ich dann am Nachmittag, gegen 17 Uhr, aus dem Radio erfahren habe, dass es Probleme beim Herunterladen der Prüfungsaufgaben gebe, habe ich mich gefragt, wie es jetzt weitergeht und worauf ich mich konzentrieren soll.“

Ich bin froh, dass wir die Klausur zeitnah schreiben können
Ben Vonderstrass

Auf die für Mittwoch angesetzte Biologie-Klausur oder die für heute, Donnerstag, geplante Klausur in Sozialwissenschaften. „Letztendlich habe ich mir den Biologie-Stoff noch mal durchgelesen und abgewartet.“ Die Frage, wie es nun weitergeht, trieb auch die Mitschüler von Ben Vonderstrass um. „Wir haben uns in der Stufengruppe, aber auch in privaten Nachrichten ausgetauscht.“ Erst 20.30 Uhr kam die Nachricht der Schule, dass die Klausur abgesagt ist. „Die Schule informiert uns sonst immer zeitnah.“ In dem Fall habe sie selbst lange auf die Information warten müssen.

Ben Vonderstrass hat Glück im Unglück. Laut Plan hätte er zuerst die Klausur in Biologie und tags darauf die in Sozialwissenschaften schreiben sollen. Nun ist es umgekehrt, die Biologie-Klausur ist für Freitag, geplant. „Das ist nicht so drastisch. Ich bin froh, dass wir die Klausur zeitnah schreiben können.“

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