„Muschel recyclean“Malermeister aus Wolperath reinigt Photovoltaik-Anlagen mit wenig Wasser

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Malermeister Peter Fuchs zeigt den Sauger seiner Anlage, mit denen er Fassaden ebenso reinigen kann wie Photovoltaikanlagen. Das Wasser recycelt er bis zu trinkbarer Qualität.

Malermeister Peter Fuchs zeigt den Sauger seiner Anlage, mit denen er Fassaden ebenso reinigen kann wie Photovoltaikanlagen. Das Wasser recycelt er bis zu trinkbarer Qualität.

Peter Fuchs hat „Die Muschel Recyclean“ erfunden, die nicht nur Fassaden reinigen kann, sondern auch Photovoltaik-Anlagen.

„Wir brauchen einen Stromanschluss oder ein Stromaggregat und einen Kubikmeter Wasser“, benennt Malermeister Peter Fuchs aus Neunkirchen-Seelscheid-Wolperath die Anforderungen für sein neues Betätigungsfeld. Der Chef zweier Gesellen besitzt seit 2020 ein Europapatent auf „Die Muschel Recyclean“. Jetzt hat er seine Anlage angepasst für die Reinigung von Photovoltaik-Anlagen, egal ob privat, auf Gewerbeimmobilien oder auf dem freien Feld.

Fuchs arbeitet nicht mit Freistrahlen, sondern mit einem Schmutzsauger, der das dreckige Wasser direkt in das Gerät zieht. In einem ersten Filterschritt werden in dem eigens dafür umgebauten Lebensmittelschrank Schwebeteile herausgeholt. Durch zwei weitere, immer kleiner werdende Membranfilter wird die Brühe gepumpt, bevor sie am Ende durch einen Aktivkohlefilter läuft.

„Die Muschel Recyclean“ eignet sich für die Reinigung von Photovoltaik-Anlagen. Sauger und Filtration sind in einem Gerät untergebracht, das mobil ist.

„Die Muschel Recyclean“ eignet sich für die Reinigung von Photovoltaik-Anlagen. Sauger und Filtration sind in einem Gerät untergebracht, das mobil ist.

Was hinten herauskommt, kann unbedenklich wieder in den Reinigungsprozess eingespeist werden. Der 68-Jährige hat das beim Aggerverband im Labor testen lassen, das ihm fast Trinkwasserqualität bescheinigt habe. Es gab sogar schon Versuchskaninchen, die einen Schluck genommen haben, ohne negative Folgen.

Ins Grübeln und Erfinden war Fuchs gekommen, nachdem ein Betrieb nach einer Fassadenreinigung zugrunde gegangen war. Beim Abstrahlen mit einem Hochdruckreiniger waren Schwermetalle in den Boden geraten. Die Untere Wasserbehörde hatte das per Proben festgestellt. Die Erde musste ausgekoffert und entsorgt, das Grundstück neu bepflanzt werden. Am Ende kostete das mehr als 100.000 Euro.

Am Anfang stand die Suche nach den richtigen Komponenten

„Gerade an der Autobahn und in der Stadt sind Fassaden und eben auch Solarpanel mit Schwermetallen belastet“, erläutert der Handwerker, der bewusst von sich sagt, er sei kein Ingenieur. So kam er auf den Gedanken, eine mobile Filteranlage zu konstruieren. Am Anfang stand die Suche nach den richtigen Komponenten. Denn Sauger und die komplette Filtration sollten in einem Gerät vereint sein. 

Ein Lebensmittel-Transportschrank auf Rollen ist die Grundlage für die 90 Zentimeter breite und knapp 1,40 Meter hohe  „Muschel“. Fuchs baut dort Fächer hinein, gemeinsam mit einem Freund. Zunächst wird der Schmutzsauger auf das Fahrgestell aufgesetzt, der selbst schon einen feinen Membranfilter hat. Über eine Hebeanlage geht es in die nächste Stufe, die Firma Eaton liefert die passenden Gehäuse, die Membranen kommen dazu. Alles sitzt in einem stabilen Edelstahlrahmen, auch der Aktivkohlefilter.

Schwermetalle und Umwelteinflüsse belasten die zu säubernden Flächen

Bei den früheren Verfahren wurde das Schmutzwasser in großen Wannen aufgefangen, musste dann aber als Sondermüll teuer entsorgt werden, und das in großen Mengen. Außer den kleinen Behältern waren Tanks vonnöten, um die stark kontaminierte Flüssigkeit abzutransportieren. 

Der Schmutzsauger zieht das Prozesswasser direkt durch Membranen, im Schrank daneben ist unter anderem der Aktivkohlefilter angeordnet.

Der Schmutzsauger zieht das Prozesswasser direkt durch Membranen, im Schrank daneben ist unter anderem der Aktivkohlefilter angeordnet.

Die Muschel macht aus der Brühe wieder klares Wasser. Die Schwebstoffe und Metalle landen in den Membranen und der Aktivkohle. Die müssen natürlich fachgerecht entsorgt werden, aber das sind weit geringere Mengen und damit verbunden eben auch weniger Kosten.

Fuchs' Erfindung hat als Prototyp schon mehrere Preise abgeräumt, etwa den Dr. Murjahn-Förderpreis oder den Effizienzpreis NRW. In der ausgereiften Variante hat er es mehrfach schon verkauft. In einer Kofferversion bietet er es als Schmutzwasserfilteranlage für den Campingurlaub oder die Freizeit an. Der Traum des Malermeisters mit Sitz in Wolperath ist ein großes Unternehmen, das ihm das Patent abkauft und damit in Serienproduktion geht.

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