„Verwaltung kann uns nicht schützen“Lohmarer Grüne wettern gegen Naturschutz-Pläne des Kreises

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Ein Schild Stop Naturschutz in Lohmar-Donrath an der Agger

Weite Teile des Lohmarer Waldes sollen mehr Schutz erhalten. Dagegen wehren sich die Lohmarer Kommunalpolitiker unter Führung der Grünen.

Kann mehr Naturschutz schlecht sein? Die Lohmarer Grünen befürchten mehr Schaden als Nutzen, wenn sich der Rhein-Sieg-Kreis durchsetzt.

Kann mehr Naturschutz die Überschwemmungsgefahr vergrößern? Hört sich paradox an, ist aber in Lohmar real, da sind sich die Kommunalpolitiker aller Fraktionen mal einig. Denn würden für den Wald zwischen den Bundesstraßen 56 und 507 strengere Richtlinien gelten, könnten wichtige Hochwasserschutzbecken nicht mehr erweitert werden.

Bei der Neuaufstellung des Landschaftsplans 10 haben die Stadt und die Untere Landschaftsbehörde Rhein-Sieg gegensätzliche Positionen. „Die Kreisverwaltung kann uns nicht schützen“, sagte Grünen-Fraktionschef Horst Becker im Stadtrat. CDU-Fraktionsvorsitzender Tim Salgert nannte die geplanten „Restriktionen lebensfern“.

Bis heute gibt es keine Genehmigung für den Ausbau des Hochwasserrückhaltebecken Auelsbach
Horst Becker, Grünen-Fraktionsvorsitzender in Lohmar

Schon heute gehe viel zu viel Zeit ins Land, um den Starkregen- und Hochwasserschutz an die aktuellen Wetterereignisse im Zuge des Klimawandels anzupassen, so Becker: „Bis heute gibt es keine Genehmigung für das Hochwasserrückhaltebecken Auelsbach.“ 

Es sei von Glück zu sagen, dass das Jabach-Rückhaltebecken vor Jahren vergrößert worden war, durchgesetzt von einer Allparteienkoalition gegen die Stadtverwaltung. „Lohmar wäre komplett abgesoffen“ im Juli 2021, erinnerte Becker. Eine ähnliche Baumaßnahme wäre mit der Ausweisung von weiteren Naturschutzgebieten künftig nicht mehr möglich.

Es heißt dann nicht mehr Lohmar - Aktiv im Grünen leben, sondern Aktiv neben dem Grünen leben
Eberhard Temme, CDU-Ratsmitglied in Lohmar

Mehr Biotope könnten auch beim Kreis-Projekt Teichlandschaft kontraproduktiv sein, so der Grüne. „Hierfür brauchen wir ein Wegekonzept.“ Becker sieht vor allem den nicht namentlich genannten BUND-Kreissprecher (Achim Baumgartner, d. Red.) schon in den Startlöchern, der auch „sinnvollste Maßnahmen mit Beschwerden und Androhung von Klagen“ zu blockieren versuche. 

BUND-Sprecher sei „artenschutzrechtlicher Triebtäter“

Dieser habe bereits gegen den Neubau der Brücke Heppenberg, ein wichtiger Schulweg, in mehreren Schreiben an die Stadt protestiert, mit kuriosen Argumenten, dies sei „zunehmend Öko-Terrorismus gegen die Bevölkerung“, schäumte Becker, der den BUND-Sprecher als „artenschutzrechtlichen Triebtäter“ brandmarkte.

Eberhard Temme (CDU) spottete, dass der Slogan der Stadt Lohmar, wenn sich die Kreis-Behörde durchsetze, umbenannt werden müsste: von „Aktiv im Grünen leben“ in „Aktiv neben dem Grünen leben“.  

Die Ablehnung des Kreis-Vorstoßes erfolgte in großer Einigkeit: „Wir gehen bei allen Punkten mit“, sagte Tim Salgert (CDU), „das geben wir auch unseren Kreistagsabgeordneten mit.“ Nun hängt es von den Vertretern der anderen Kommunen ab, ob der Landschaftsplan wie vorgelegt beschlossen wird. Im Kreis gibt es eine schwarz-grüne Mehrheit. 

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