SanierungAltes Gemäuer auf VHS-Baustelle in Siegburg birgt kostspielige Überraschungen

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Frauen lauen eine gewundene Treppe herunter.

Ein altes Treppenhaus im Siegburger VHS-Studiengebäude, das unter Denkmalschutz steht.

Eigentlich sollte die VHS an der Humperdinckstraße in Siegburg im Sommer wiedereröffnen. Doch das ist nun fraglich.

136 Jahre stolze Jahre zählt das Studienhaus an der Humperdinckstraße, und bei der derzeitigen Sanierung zeigt sich, dass die alten Wände immer für eine Überraschung gut ist: In einem Raum fand sich ein alter Tresor unter den alten Tapeten, sodass sich jetzt manch einer fragt, wo der Schlüssel geblieben ist. Unter den Farbschichten einer Wand verbarg sich eine schieferartige Beschichtung, die ganz offensichtlich als Tafel benutzt wurde.   

Das zumindest sind Überraschungen der eher angenehmen Art, anderes bringt Kosten- und Zeitplan in Schieflage, wie jetzt Anja Herkenhöhner, bei der Stadt zuständig für Neubauprojekte, die bauleitende Architektin Frauke Kaldewey und die städtische Denkmalpflegerin Anja Göbel bei einem Ortstermin erläuterten.

Eine Frau vor einer Wand mit einer schieferähnlichen Schicht für eine Schultafel

Die bauleitende Architektin Frauke Kaldewey mit einer alten Tafel, die sich unter den Farbschichten einer Wand fand.

Raum für Raum muss begutachtet werden, um zu prüfen, wie Statik- und Brandschutzanforderungen erfüllt werden können. So findet sich im Anbau eine Decke, deren Beschaffenheit nicht ganz klar ist. Sie könnte aus Bimshohlstein- oder Leichtbeton bestehen und zeigt besorgniserregende Risse. „Sehr optimistisch“ ist nach Ansicht der Architektin die Absicht, bereits im Sommer einziehen zu können, wovon unlängst VHS-Chef Holger Hansen ausging.

Jedes Kabel, jede Steckdose wird im Siegburger VHS-Studienhaus geprüft

Allenthalben hängen einzelne Kabel und dicke Stränge für Strom und Datennetze von den Decken, die teilweise durch neue Schächte mit eigens konstruierten, brandschutzgerechten Verkleidungen geführt werden, um dem Brandschutz Genüge zu tun.

Auch bei den Türen wird im Einzelfall entschieden, was bleiben kann oder ausgetauscht werden muss. Nicht mehr zeitgemäß ist eine große Eingangstür im Erdgeschoss aus Drahtglas, doch auch weit modernere Türen entsprechen nicht unbedingt aktuellen Standards       

Blick in den langen Flur des VHS-Studiengebäudes, das gerade renoviert wird.

Auf Hochtouren läuft die Sanierung des VHS-Studiengebäudes, Blick in einen der Flure.

„Wir sehen uns jedes Kabel und jede Steckdose an“, erläuterte die Architektin, in den beiden Gebäuden komme es ständig zu neuen Fragestellungen und auch Kosten. „Es kommt aber auch etwas dabei herum“, betont sie, immerhin schaffe man Neubaustandard. Die Zahl der Toiletten werde verdoppelt und teils behindertengerecht, selbst in den Treppenhäusern werden neue Bodenbeläge verlegt. Der Aufzug wird an die unterschiedlichen Geschosshöhen von Alt- und Neubau angepasst.   

Kostspielige Sonderanfertigungen für die energetische Sanierung im Bauhaus-Anbau 

Anja Göbel zufolge ist unklar, wer den Bauhaus-Anbau damals geschaffen hat, aber die klare sachliche Formensprache ist eindeutig: „Wenn man sich das Bauhaus Dessau anschaut, sieht man sofort, wo das herkommt.“ Das machte sich etwa bei der energetischen Sanierung bemerkbar, mit kostspieligen Sonderanfertigungen für die unverwechselbaren Fenster und einer speziellen Mischung für den Außenputz.

Im Bauausschuss ging jetzt Daniel Schreiter, Amtsleiter für Immobilienmanagement, ausführlich auf die „Großinstandsetzung“ ein. Nach den Deckendurchbrüchen folgt die Rohinstallierung Sanitär, Kabelverlegung, Malerarbeiten, Verlegung von Oberböden und die Feininstallation technischer Gewerke, später die Einrichtung der Brandmeldeanlage, Aufzug, Türen und schließlich Abnahmen.

Ein alter Wandtresor mit gelb-rotem Firmenemblem

Unter den alten Tapeten fand sich ein alter Tresor in der Wand.

„Wir sind gut unterwegs“, so Schreiter, leider aber habe es neue Probleme gegeben, wie die Decke im Anbau. „Man muss sich fragen, wie belastbar ist das Ganze.“ Angesichts möglicher Kosten und Verzögerungen sagte er: „Wir können alle miteinander die Daumen drücken.“  

Kosten steigen von 2,2 Millionen Euro auf 4,5 Millionen Euro

Für die derzeit laufenden Arbeiten wird mit Gesamtkosten von 4,5 Millionen Euro gerechnet, nicht darin enthalten ist die bereits abgeschlossene energetische Sanierung. Ursprünglich veranschlagt waren rund 2,2 Millionen Euro. Den Betrieb bereits aufgenommen hat eine Holzpellet-Heizung. 

Im Bauhausanbau befand sich ab 1933 das staatliche Jungengymnasium, später das Theater Studiobühne, das mit dem Kinder- und Jugendtheater Tollhaus und der Schauspielschule derzeit im Turm auf dem Phrixgelände untergekommen ist und in absehbarer Zeit auf den Bildungscampus Neuenhof umzieht. Der Altbau wurde von 1886 bis 1888 als katholisch-staatliches Lehrerseminar gebaut. Heute wird es von der Volkshochschule Rhein-Sieg und der städtischen Musikschule genutzt.

KStA abonnieren