NordfriedhofLiterarischer Spaziergang in Siegburg richtet sich gegen Willkür und Hass

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Eine Gruppe von Menschen steht vor Gräbern auf dem Friedhof.

Auf viel Interesse stießt der literarische Spaziergang über den Siegburger Nordfriedhof.

Der Freundeskreis der Stadtbibliothek und das „Café Tod“ organisierten einen literarischen Spaziergang über den Siegburger Nordfriedhof.

Gegen Willkür, Menschenverachtung und Hass: Mit Liedern und Gedichten lud der Freundeskreis der Stadtbibliothek gemeinsam mit dem „Café Tod“ zum literarischen Spaziergang über den Nordfriedhof in Siegburg.

Noch bevor die Menge sich in Bewegung setzte, machte Charly Halft vom Freundeskreis der Stadtbibliothek mit einem Gedicht klar, wie wichtig es ist, Zivilcourage zu beweisen und entschieden gegen Hass einzutreten.

Hitler-Bild gegen Kreuz ausgetauscht

In Erich Frieds „Gespräch mit einem Überlebenden“ wurde den Anwesenden deutlich, was für Folgen es haben kann, nichts zu tun. „Morgen wird keiner von uns am Leben bleiben, wenn wir heute wieder nichts tun“, heißt es darin.

Der erste Halt des Spaziergangs war am Grab von Walburga Bergweiler, die während der NS-Zeit dafür sorgte, dass alle Verstorbenen ihr eigenes Grab mit namentlicher Inschrift bekamen. Juden, Zwangsarbeiter und politisch Gefangene – bei den vielen Toten im „Dritten Reich“ sei es damals eine Seltenheit gewesen, dass alle Gräber Namen trugen, wie Andrea Müller-Battermann erklärte.

Weitere Widerstandskämpfer, die auf dem Spaziergang erwähnt wurden, waren etwa – passend zu Karfreitag – Jesus Christus oder Heinrich Joseph Dresen, der in Siegburg begraben wurde.

Der gebürtige Essener war Religionslehrer im „Dritten Reich“. Er drückte seinen Widerstand gegenüber dem NS-Staat unter anderem dadurch aus, dass er ein Bild von Hitler im Klassenraum immer wieder demonstrativ durch ein Kreuz austauschte, wie Uschi Stenz, Vorsitzende des „Café Tod“ erzählt, während die Menge vor seinem Grab stand. Später wurde Dresen Pfarrer in Siegburg.

Gemeinsam das Lied„Die Gedanken sind frei“ gesungen

Zwischen vielen Gedichten wurden auch einige Lieder angestimmt. Gitarrist Willi Risto gab etwa den Klassiker „Die Gedanken sind frei“ zum Besten, was die Teilnehmer des literarischen Spaziergangs prompt zum Mitsingen animierte.

Passend zum diesjährigen Thema sang Risto den Beatles-Song „Blackbird“, der von einer afroamerikanischen Frau handelt, die in den USA der Diskriminierung ausgesetzt ist. Ein Lied, das heutzutage vor allem als Partyhit bekannt ist, bildete den starken Abschluss in der Trauerhalle des Nordfriedhofs. „Bella Ciao“ war ursprünglich ein Protestlied von Arbeiterfrauen während des Nationalsozialismus.

Gitarrist Risto sang die deutsche Version, doch den berühmten Refrain sangen dann alle auf Italienisch mit.

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