FC-KolumneAls der 1. FC Köln gegen Kloppos Mainzer den Aufstieg feierte

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Trainerlegenden unter sich: Jürgen Klopp und Christoph Daum in Köln am 11. Mai 2008.

Trainerlegenden unter sich: Jürgen Klopp und Christoph Daum am 11. Mai 2008.

Lang ist's her: Jürgen Klopp war mal Trainer von Maniz 05. Und er musste damals den Kölnern beim Feiern zuschauen.

Köln gegen Mainz, das weckt Erinnerungen an große Spiele, etwa an den entscheidenden Sieg in Müngersdorf zum Aufstieg 2008. Es waren aufregende Zeiten damals, wozu die Personalien an den Spitzen der jeweiligen Abteilungen beigetragen haben dürften. Präsident war Wolfgang Overath. Michael Meier führte die Geschäfte. Trainer der Mannschaft war Christoph Daum, Kapitän Milivoje Novakovic. Kein Verein für schwache Nerven also, aber das war der 1. FC Köln ja ohnehin eher selten.

Sensation auf „Platz 11“

In besagter Saison 2007/08 offenbarte die Mannschaft Schwierigkeiten, so etwas wie Konstanz zu entwickeln. Gleich zu Saisonbeginn etwa war der FC im DFB-Pokal auf dem legendären „Platz 11“ des Bremer Weserstadions an den Amateuren des SV Werder gescheitert, die Kölner 2:0-Führung glich der damals 20-jährige Martin Harnik aus. In der 66. Minute wurde Max Kruse eingewechselt, damals gerade 21 Jahre alt, aber selbstverständlich mit der 10 auf dem Rücken. In der Verlängerung kassierte Köln dann die Tore zum 2:3 und 2:4, und obwohl ich damals live dabei war, kann ich es nach wie vor kaum glauben.

Der Trend für die Saison war also früh gesetzt, und es blieb nicht bei diesem einen Irrsinnsspiel. Ende September gastierte der FC beim SV Wehen-Wiesbaden, allerdings vor 12.000 Zuschauern im Stadion von Eintracht Frankfurt. Nach 20 Minuten führte Köln 2:0, kassierte dann aber einen Sechs-Minuten-Hattrick durch den unvergessenen Ronny König. Das konnte man selbstverständlich nicht auf sich sitzen lassen, deswegen glich Novakovic nach einer Stunde aus. Ehe Diakité auf Königs Vorlage noch den 4:3-Siegtreffer für Wiesbaden erzielte.

Christoph Daums Versprechen

So lief das damals, als Fan des 1. FC Köln war man in dieser Saison eigentlich immer leicht enttäuscht. Nach acht Spieltagen war der FC damals Neunter, erst am letzten Hinrundenspieltag gelang der Sprung in die Aufstiegsränge. Doch Christoph Daum sprach mehr oder weniger die Garantie aus, man werde in der entscheidenden Phase bereit sein und den Aufstieg eintüten. „Ab dem 28. Spieltag müssen wir geschlossen und nervenstark sein. Letzte Saison haben wir in den letzten sechs Spielen eine absolute Achterbahnfahrt hingelegt. Das wird uns diesmal nicht passieren“, erklärte die Trainerlegende damals. Nach Niederlagen etwa in Mainz, Aachen und Freiburg hatten nicht nur wir Reporter unsere Zweifel. Aber es war Daum, es war der 1. FC Köln. Da konnte man nie wissen.

Der Plan geht auf

Und tatsächlich gewann der FC am 31. Spieltag mit einer sagenhaften Energieleistung 3:1 daheim gegen Hoffenheim, die Älteren erinnern sich an den legendären Auftritt des Honduraners Maynor Suazo. Es folgte ein 3:1 in Augsburg, und im letzten Heimspiel der Saison schafften Daums Kölner mit einem 2:0 über Jürgen Klopps Mainzer den Aufstieg. Bei Mainz auf dem Platz standen Neven Subotic und Marco Rose. Für Köln spielte der heutige Co-Trainer Kevin McKenna, es stürmten Milivoje Novakovic und Patrick Helmes. Die beiden Tore erzielte allerdings Roda Antar, ein weiterer unvergessener Spieler, der perfekt in jene Kölner Zeiten passte.

Neun Jahre später erlebte Köln einen weiteren Platzsturm nach einem 2:0 gegen Mainz, und noch immer frage ich mich jedes Jahr, warum die Kinder dieser Stadt am 20. Mai nicht schulfrei haben. An jenem 20. Mai 2017 jedenfalls kletterte der FC nach Toren von Jonas Hector und Yuya Osako am letzten Spieltag auf den fünften Rang und vollendete die Rückkehr nach Europa. Selten war es in den vergangenen 40 Jahren schöner, Fan des 1. FC Köln zu sein.

Zwei Schicksalsspiele gegen Mainz

Nun also gleich zwei wichtige Spiele gegen Mainz innerhalb von 24 Stunden: Am Freitagnachmittag um 16 Uhr empfängt die Kölner U19 die Rheinhessen zum Halbfinal-Rückspiel um die Deutsche Meisterschaft im Franz-Kremer-Stadion. Am Samstagnachmittag versuchen Steffen Baumgarts Profis, die Saisonpunkte 32 bis 34 einzusammeln, was aller Voraussicht nach bereits den Klassenerhalt bedeuten würde. Zwar nicht rechnerisch. Aber absteigen wird der FC dann nicht mehr.

Das jüngste Heimspiel gegen Mainz, das mir nachhaltig in Erinnerung geblieben ist, war das 2:2 beim Restart nach der Corona-Pause im Mai 2020. Damals hatte der FC von zehn Spielen acht gewonnen, ehe an einem Mittwochabend das Nachholspiel in Mönchengladbach stattfand, das wegen einer Sturmwarnung verschoben worden war. Die Partie wurde schon spontan ohne Publikum angesetzt, zwei Tage später pausierte die DFL den gesamten Spielbetrieb – und der deutsche Profifußball verschwand im Homeoffice. Zu den vielen Dingen, die wir zu Beginn der Pandemie nicht wussten, gehörte ganz am Rande auch, dass der FC nach dem Neustart kein Saisonspiel mehr gewinnen würde: Gegen Mainz führte Markus Gisdols Mannschaft zwar 2:0, kassierte dann aber noch zwei Treffer.

Am vorletzten Spieltag schleppte sich der FC durch ein 1:1 gegen Frankfurt zum Klassenerhalt, um sich zum Abschluss in Bremen 1:6 abschießen zu lassen. Womit dann wiederum der Ton für die Folgesaison gesetzt war, in der es dann wieder turbulent wurde. Wir erinnern uns: Gisdol, Funkel, Kiel, Heldt.

Aber das alles liegt glücklicherweise Jahre hinter uns. Am Samstag wird das Stadion ausverkauft sein, der FC geht mit einem Sieg im Rücken ins Spiel. Kein Grund, sich Sorgen zu machen.

Zum Autor:  Christian Löer (47) ist Leiter der Sportredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und berichtet seit der Saison 1999/2000 über den 1. FC Köln.

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