16 Standorte vor dem AusSchicksal der Kölner Galeria-Häuser ist beschlossen

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Der ehemalige Kaufhof an der Hohe Straße stand zuletzt auf der Kippe.

Der ehemalige Kaufhof an der Hohe Straße stand zuletzt auf der Kippe. (Archivbild)

16 Galeria-Häuser schließen, zwei davon in NRW. 1400 Arbeitsplätze werden gestrichen. So steht es um die Filiale Hohe Straße.

Das traditionsreiche Warenhaus von Galeria Karstadt Kaufhof an der Hohe Straße gehört nicht zu den Filialen, die der Konzern unter seinen neuen Eignern schließen wird. Das erfuhr der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Unternehmenskreisen. Demnach sollen insgesamt 16 von 92 Niederlassungen von Galeria Karstadt Kaufhof im Nachgang der Insolvenz geschlossen werden. Darunter sollen sich zwei Filialen in Nordrhein-Westfalen befinden.

Dem Vernehmen nach soll es 1400 Entlassungen geben, mehr als 10.000 Jobs würden also erhalten. Am Samstag sollen die Mitarbeiter informiert werden. Ein Sprecher von Galeria Karstadt Kaufhof wollte sich am Freitag auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht zu den Schließungen, den Standorten und der Zahl der Arbeitsplätze äußern.

Langes Ringen um Hohe-Straße-Kaufhof

Die ehemalige Kaufhof-Filiale an der Kölner Hohe Straße galt lange als Wackelkandidat. Insidern zufolge war die Schließung schon „so gut wie ausgemacht“. Die Niederlassung gehört zum Signa-Immobilienportfolio des insolventen früheren Galeria-Eigners René Benko. Die Miete für das Objekt in Kölns zentraler Lage galt als weit überdurchschnittlich im Vergleich zu anderen Häusern. Deshalb galt der Standort Hohe Straße als besonders schließungsgefährdet. Erst am Freitag muss in den Verhandlungen die Wende gekommen sein.

Die neuen Galeria-Eigentümer hatten in den vergangenen Wochen intensiv mit dem Management über unprofitable Standorte verhandelt. Als das Käuferkonsortium um Unternehmer Bernd Beetz mit seinem Family Office BB Kapital und der US-Investmentgesellschaft NRDC um Ex-Kaufhof-Eigentümer Richard Baker Anfang April den Zuschlag für die insolvente Warenhauskette bekam, war klar: Die neuen Eigentümer würden nicht alle der aktuell noch 92 Standorte in Deutschland weiterführen. Mindestens 70 Filialen wollten sie erhalten – nun sind es 76.

Galeria Karstadt Kaufhof: Zukunft der Filialen Breite Straße und Nippes ist unklar

Vor einigen Tagen war eine Liste mit 16 Standorten durchgesickert, denen das Aus drohen könnte. Darunter auch der Kaufhof an der Hohe Straße in Köln – der nun knapp am Aus vorbeigeschrammt ist. Unklar ist bislang, wie es mit den anderen beiden Galeria-Standorten in Köln weitergeht, also mit dem ehemaligen Karstadt an der Breite Straße und einem kleineren Standort im Stadtteil Nippes.

Die Kaufhof-Filialen in Aachen, Bonn (Münsterplatz), Düsseldorf (Königsallee) und Münster, die ebenfalls auf der Abschussliste standen, müssten Insidern zufolge ebenfalls gerettet sein. Aus dem Unternehmensumfeld war zu erfahren, dass durch die Schließungen und Verhandlungen „riesige Mieterleichterungen“ erreicht wurden. Diese sollen dem Galeria-Konzern nach der wiederholten Insolvenz nun einen Neustart ermöglichen.

Ikea ist als Mieter im Gespräch

Die nun frei werdenden Flächen könnten für den Möbelriesen Ikea attraktiv sein. Ikea-Deutschlandchef Walter Kadnar hatte in einem Interview angekündigt, dass Ikea seine Planungsstudios in ganz Deutschland umsetzt. Er schloss nicht aus, dass künftig auch Flächen in aufgegebenen Kaufhäusern von Galeria Karstadt Kaufhof infrage kommen.

Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ verweist Ikea auf vertrauliche Gespräche, zu denen sich das Unternehmen nicht öffentlich äußert: „Wir stehen mit unterschiedlichen Anbietern im Austausch und ziehen prinzipiell alle Standorte und Optionen in zentrumsnaher Lage in Betracht, die unseren Anforderungen entsprechen“, heißt es.

Signa-Schieflage löste Galeria-Krise aus

Am Freitag sind die Verhandlungen über die Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof nun abgeschlossen worden. Damit geht für die betroffenen Mitarbeiter eine turbulente Zeit dem Ende entgegen. Galeria hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt, es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Als Grund für die schwierige Lage nannte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche damals unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers René Benko. Deren Schieflage hatte unmittelbare Auswirkungen: Im Zuge der letzten Insolvenz von Benko zugesagte Finanzmittel für die Sanierung der Warenhauskette waren nicht mehr geflossen.

Im Rahmen des Insolvenzverfahrens wird Stefan Denkhaus – nach erfolgter Zustimmung der Gläubigerversammlung – voraussichtlich bis Ende Juli 2024 die Kontrolle über Galeria behalten. Dann übernimmt Bernd Beetz als Anteilseigner und Aufsichtsratsvorsitzender. Das bisherige Management um Olivier Van den Bossche soll bestehen bleiben.

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