Geldautomaten schwindenBanken schließen nach besetzten Geschäftsstellen auch immer mehr SB-Filialen

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Das Logo einer Sparkasse hängt über demEingang einer Sparkassen-Filiale in einer Fußgängerzone (Symbolbild).

Das Logo einer Sparkasse hängt über demEingang einer Sparkassen-Filiale in einer Fußgängerzone (Symbolbild).

Die Bankinfrastruktur im Rheinland verändert sich: 1800 Partnershops der Postbank schwinden, auch andere Banken schließen SB-Filialen.

Der Weg zum nächsten Bankautomaten wird immer weiter. Jahre lang wurden zunächst Bankfilialen mit Mitarbeitern in Selbstbedienungsfilialen umgewandelt. Für Überweisungen braucht es eben keinen Beraterkontakt, das spart Personal und Fläche. 2021 schlug dieser Trend um: Nun schwinden auch die SB-Filialen, parallel zu den besetzten Geschäftsstellen. Diesmal mit für Kunden noch spürbareren Folge: Nicht nur Beratergespräche, ebenso alltägliche Überweisungen sind analog an weniger Orten zu erledigen.

Jetzt kündigte die Deutsche Bank an, die Finanzdienstleistungen ihrer Tochter Postbank in den Partnerfilialen der Post bis Ende 2025  aufzugeben. Das Handelsblatt berichtete, betroffen seien 1800 Partnershops wie zum Beispiel Schreibwarenläden und andere Einzelhändler bundesweit. Auch sollen 250 von 550 Postbank-Filialen geschlossen werden. „Wir beobachten schon länger, dass Kundinnen und Kunden ihre Bankgeschäfte zunehmend online durchführen und der Anteil bargeldloser Zahlungen steigt“, sagte ein Sprecher des Instituts der Wirtschaftszeitung. Damit zieht sich die Postbank stärker zurück als bisher bekannt war.

2024 kommt neue Schließungswelle bei Sparkassen im Rheinland

Für Baden-Württemberg veröffentlichte der Sparkassenverband aktuell, dass 16 Prozent der SB-Filialen 2023 geschlossen wurden. Im Rheinland sieht es ähnlich aus. Die hiesigen Sparkassen machten 2022 bereits 18 Prozent der SB-Geschäftsstellen den Garaus. Ihre Anzahl schrumpfte laut Rheinischem Sparkassen- und Giroverband (RSGV) von 386 Ende 2021 auf 317 SB-Filialen Ende 2022. Gleichzeitig schlossen nur 23 Mitarbeiter-besetzte Geschäftsstellen. Die Coronazeit scheint die Umstellung aufs Onlinebanking beschleunigt zu haben. Das veränderte Kundenverhalten, Bankgeschäfte nicht mehr in Filialen abzuwickeln, ist aber nur ein Grund für den Schwund insbesondere der SB-Filialen.

Ebenso sorgten die zahlreichen Automatensprengungen, die 2022 die kleineren und mittelgroßen Städten in NRW in Atem hielten, für die Schließungswelle. In vielen Fällen sind SB-Filialen nach Standortanalysen zu ihrer Gefährdung, Ziel der Spreng-Banden zu werden, geschlossen worden. Nicht der „Start einer Strategie“, sondern „Empfehlungen der Sicherheitsbehörden“ seien etwa in Leverkusen dem Abbau dreier einzelner Bankautomaten vorausgegangen, sagte vergangenes Jahr Benjamin Röhrig dieser Zeitung, Sprecher der Sparkasse Leverkusen.

Die massenhafte Schließung aus 2022 setzte sich 2023 bei den hiesigen Sparkassen zunächst nicht fort. Ende 2023 habe es im Verbandsgebiet noch 314 SB-Filialen gegeben, also nur drei weniger, sagte ein Sprecher des RSGV auf Anfrage dieser Zeitung.

2024 nimmt die Entwicklung wieder Fahrt auf. Die Sparkasse Köln-Bonn gab vor drei Wochen bekannt, bis zum Sommer jede dritte Filiale zu schließen: 15 Niederlassungen in Köln und sechs in Bonn – jede dritte Filiale. Auch die Kreissparkasse Köln schließt im Mai und Juni 23 Filialen, wie sie jüngst verkündete. Das ist jede fünfte. Einige Mitarbeiter-geführte Filialen werden durch SB-Automaten ersetzt, längst nicht alle.

Bankeninfrastruktur zentriert sich nach jahrelangem Überangebot

„Eine Erhebung hat gezeigt: Bundesweit betritt ein Kunde im Durchschnitt eine Filiale einmal im Jahr“, sagte Steffen Pörner, Geschäftsführer des Bankenverbandes Nordrhein-Westfalen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er vertritt die Privatbanken (unter anderem Deutsche Bank, Commerzbank) und bestätigte auch: „Einige SB-Filialen schließen nach Risikoanalysen in Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt.“

Bei der Sprengung eines Geldautomaten der Deutschen Bank in Leichlingen im Jahr 2022 wurde die Glasfront der SB-Filiale durch die Wucht der Explosion in Scherben meterweit verteilt.

Bei der Sprengung eines Geldautomaten der Deutschen Bank in Leichlingen im Jahr 2022 wurde die Glasfront der SB-Filiale durch die Wucht der Explosion in Scherben meterweit verteilt.

Verbraucherschützer kritisieren den schlechteren Kundendienst der Banken daher. Banking-Apps haben jetzt doppelt so viele Nutzer wie vor Corona, so zumindest im Fall der Sparkassen. Dennoch ist Deutschland noch abhängiger von Bargeld als Nachbarländer wie die Niederlande, von wo aus die Sprenger-Banden nach NRW kommen. Bargeld zahlen aber auch Kassierer vieler großer Einzelhandelsketten, etwa Rewe, aus.

Wir sind uns schon bewusst, dass wir nicht alle Filialen schließen können und das wird auch nicht passieren.
Steffen Pörner, Geschäftsführer Bankenverband Nordrhein-Westfalen

„Wir sind uns schon bewusst, dass wir nicht alle Filialen schließen können und das wird auch nicht passieren“, sagte Pörner. Er stellt den Filialschwund als Anpassung nach einer Zeit zu vieler Bankangebote dar: „Wir sind in Deutschland overbanked.“ Die Bankstellendichte nehme nun ab, „aber wir werden größere Filialen bereitstellen, in denen der Kunde das ganze Angebot erhält“, sagte Pörner über die Privatbanken.

Die Sparkassen gehen ähnlich vor. Während kleinere Filialen geschlossen, sollen andere größer ausgebaut werden. Zusätzlich schafft die Sparkasse Köln-Bonn vier weitere Filialbusse an, in denen jeweils zwei bis drei Mitarbeiter Serviceleistungen mobil anbieten. Mitarbeitende würden nicht entlassen, für die größeren Zentralen sogar neu eingestellt.

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