BrasilienTote und Zerstörungen durch schwere Überschwemmungen – Opferzahl steigt auf 57

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Ein Mann watet in Porto Alegre im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul durch ein von schweren Regenfällen überschwemmtes Gebiet.

Bei schweren Überschwemmungen im Süden Brasiliens sind bereits mindestens 39 Menschen ums Leben gekommen.

Nach Erdrutschen und dem Einsturz von Brücken waren mehrere Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten.

Die Zahl der Opfer durch die schweren Überschwemmungen im Süden Brasiliens steigt immer weiter: Es seien mindestens 57 Menschen getötet worden, teilte die Zivilschutzbehörde des Landes am Samstag mit. Nicht in der Zählung enthalten waren zwei Menschen, die bei einer Explosion an einer überschwemmten Tankstelle in Porto Allege ums Leben kamen. Gouverneur Eduardo Leite hatte die Überschwemmungen als die „schlimmste Katastrophe“ in der Geschichte des Bundesstaats bezeichnet.

Leite hatte die Bewohner mehrerer Regionen dringend aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. Betroffen waren mehr als 100 Gemeinden, auch die Hauptstadt von Rio Grande do Sul, Porto Alegre - insbesondere aber das Taquari-Tal, wo wegen der Einwanderung aus Deutschland im 19. Jahrhundert eine Minderheit den Dialekt Riograndenser Hunsrückisch spricht. Die Region war bereits im vergangenen September von Unwettern und Überschwemmungen mit mindestens 42 Todesopfern betroffen. Leite warnte, die Lage sei diesmal noch schlimmer.

Der Regen hatte am Montag begonnen und teils großflächige Überschwemmungen sowie Erdrutsche ausgelöst. Häuser und Brücken wurden beschädigt, zahlreiche Straßen wurden unpassierbar. Am Donnerstag brach ein Staudamm teilweise. Das Militär war laut Verteidigungsministerium mit fünf Hubschraubern, zwölf Booten und rund 600 Kräften im Einsatz. Etwa 100 Menschen seien gerettet worden.

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Staatschef Lula da Silva kündigt Besuch im Katastrophengebiet an

Die Suche nach den Vermissten werde intensiv fortgesetzt, erklärte Leite am Mittwoch im Onlinedienst X. „Leider werden neue Regenfälle vorhergesagt“, fügte der Gouverneur hinzu. Die schlechten Wetterbedingungen behinderten auch die Rettungseinsätze.

Wegen des Hochwassers wurde für Rio Grande do Sul der Katastrophenzustand ausgerufen. Bis auf Weiteres findet in den Schulen des Bundesstaates kein Präsenzunterricht mehr statt.

Der brasilianische Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva kündigte für Donnerstag einen Besuch im Katastrophengebiet an. Zuvor hatte er bereits Bundeshilfen für die Katastrophenbewältigung zugesagt und hervorgehoben, dass das Hochwasser eine Folge des Klimawandels sei.

Mehrere Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten

Nach Erdrutschen und dem Einsturz von Brücken infolge der Überschwemmungen waren mehrere Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten. Viele Menschen in den Hochwassergebieten warteten auf Hausdächern auf ihre Rettung. Nach Angaben der örtlichen Behörden waren insgesamt mehr als 44.600 Menschen von den Überschwemmungen und ihren Folgen betroffen, mehr als 5200 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

„Wir haben alles, alles verloren, das ganze Essen, alles, was im Haus war“, sagte Adriana Salete aus der Stadt Santa Cruz örtlichen Medien. Die Behörden riefen dazu auf, Gebiete entlang von Fernstraßen zu meiden, da dort die Gefahr von Erdrutschen bestehe. Auch sollten Anwohner von Flüssen sowie Bewohner von Hügeln wegen der Gefahr von Überschwemmungen und Erdrutschen ihre Häuser verlassen.

Menschen flüchten vor Fluten auf ihre Dächer

Wie Video-Reporter von AFP berichteten, verließen Einwohner der überschwemmten Kleinstadt Encantado ihren Heimatort zu Fuß oder per Motorrad über beschädigte und verschlammte Straßen. In der etwa 100 Kilometer entfernten Stadt Sinimbu verwandelten sich die Straßen in Flüsse. Der Ort, in dem etwa 10.000 Menschen leben, gleiche einem „Kriegsgebiet“ und sei „vollkommen zerstört“, erklärte Bürgermeisterin Sandra Backes. Es gebe kein Internet, kein Strom und keine Trinkwasserversorgung.

Im gesamten Bundesstaat Rio Grande do Sul waren nach Angaben der Behörden zehntausende Menschen von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten, hunderttausende Einwohner hatten keinen Strom. In mehr als 60 Ortschaften waren die Telefon- und Internet-Verbindungen unterbrochen.

Wetterextreme werdem auch durch Klimaphänomen El Niño verstärkt

Die Rettungskräfte konzentrierten ihre Suche auf Menschen, die vor den Fluten auf die Dächer ihrer Häuser geflüchtet waren. Gouverneur Leite forderte von der Bundesregierung Unterstützung für Luftrettungseinsätze. In den besonders abgelegenen Regionen war das Militär auf der Suche nach Vermissten im Einsatz.

Brasilien hat in den vergangenen Monaten immer wieder unter Extremwetterereignissen wie Hitzewellen und Starkregen gelitten. Experten zufolge führt die Erderwärmung dazu, dass solche Ereignisse häufiger und intensiver auftreten. Derzeit werden die Wetterextreme jedoch auch durch das Klimaphänomen El Niño verstärkt. (afp)

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