AbtreibungBeratungsstelle Donum Vitae Rhein-Berg setzt sich für eine Entkriminalisierung ein

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Aktivistinnen halten ein Band mit einem durchgestrichenen Kleiderbügel und dem Schriftzug „weg mit dem §218 StGB“ vor sich.

Für eine freie Entscheidung, ob sie ein Kind bekommen wollen, setzten sich diese Demonstranten ein. (Symbolbild)

Barbara Voll, Vorsitzende des Vereins Donum Vitae, befürwortet es sehr, Schwangerschaftsabbrüche aus dem Strafgesetzbuch zu nehmen.

Nach einer Empfehlung einer von der Bundesregierung eingesetzten Expertenkommission könnten Abtreibungen legal werden. Barbara Voll, Vorsitzende des Vereins Donum Vitae Rhein-Berg als staatlich anerkannte Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen, befürwortet es sehr, Schwangerschaftsabbrüche für die Frauen aus dem Strafrecht herauszunehmen. Aber die Beratungspflicht vor einem Abbruch sollte bestehen bleiben. Diese Haltung belegt sie mit den Ergebnissen einer Umfrage des Donum Vitae-Landesverbands unter Klientinnen.

„Wir freuen uns über die aktuelle öffentliche Diskussion des Themas, da es in die Mitte der Gesellschaft gehört“, betont Barbara Voll. Noch steht Paragraf 218 im Strafgesetzbuch. Er verbietet Frauen die Abtreibung – Freiheitsstrafen oder Geldstrafen könnten die Konsequenzen sein. Aktuell gilt: Ein Abbruch bleibt in den ersten zwölf Wochen straffrei, wenn die Frau, vorher eine Beratung wahrnimmt. Die Expertenkommission hält beides für denkbar – sowohl die Beibehaltung zu Beratungspflicht als auch die Abschaffung.

Nebeneinander stehen die fünf Frauen mit einer Rose in der Hand.

Das Vorstandsteam von Donum Vitae Rhein-Berg mit Barbara Voll (l.) an der Spitze setzt sich für eine Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs ein.

„Wichtig ist, dass die Entkriminalisierung erfolgt“, sagt Barbara Voll. Für viele sei eine ungeplante Schwangerschaft sehr schambesetzt. „Wir haben hier Frauen, die sprechen mit niemandem darüber.“ Straffreiheit könne dazu beitragen, das Tabu zu brechen. Aber die Beratungspflicht sollte unbedingt erhalten bleiben.

„Es geht bei der Beratung auch um eine Art Sicherstellung, um alle für die Frau wichtigen organisatorischen Schritte durchzusprechen. Die Beratung ist eine Art Solidarisierung mit Frauen“, so die Erfahrung von Beraterin Julia Greiber, „viele Frauen leben in einem beratungsfernen Ambiente, und auch diese Frauen sollen Hilfe bekommen.“ Bei der Pflichtberatung gehe es nicht nur um die Entscheidung pro/contra, sondern um eine organisatorische Unterstützung und Begleitung der selbstbestimmten Entscheidung.

Viele Frauen erleben laut Umfrage die Beratung als hilfreich

Dass fast jede Frau von einer neutralen Beratung profitiere, belege auch eine landesweite Umfrage des Donum Vitae-Landesverbands, bei der auch Frauen am Beratungsstandort Standort Bergisch Gladbach befragt wurden. „Alle Frauen, die bei uns mitgemacht haben, haben die Beratung als hilfreich erlebt“, sagt Barbara Voll, auch diejenigen, die angegeben haben, dass sie ohne Pflicht nicht oder nur vielleicht gekommen wären.

„Fällt die Beratungspflicht weg, steht die Frau komplett alleine mit dem Problem da“, warnt Barbara Voll. Zum Beispiel die Organisation Pro Familia setzt sich für eine Abschaffung der Beratungspflicht ein. „Die Beratung soll die selbstbestimmte Entscheidung der Frauen stärken und nicht einschränken“, betont Barbara Voll.

Sie vermutet, dass die meisten Frauen ohne diese Pflicht nicht zur Beratung gegangen wären, weil sie vermutlich gar nichts von dem Angebot wüssten. „Mit der Entscheidung für oder gegen den Abbruch muss die Frau ihr ganzes restliches Leben klarkommen, da ist eine Beratung von neutraler Stelle ohne eigene Interessen sehr hilfreich.“

Beratung bietet auch Informationen über finanzielle Hilfen

Es ginge außerdem darum, die ungewollte Schwangerschaft aufzuarbeiten, damit so etwas nicht noch einmal passiert, sagt Barbara Voll. Zudem informiert Donum Vitae über finanzielle Hilfen oder Verhütungsmethoden.

Aufgrund seiner Erfahrungen mit jeweils über 1000 Beratungen bei über 600 Frauen in den Jahren 2022 und 2023 – davon pro Jahr 350 Schwangerschaftskonfliktberatungen – ist das Gladbacher Team der Meinung, dass Schwangere sogar mehr Beratung statt weniger benötigen.

Verein startet Pilotprojekt in zwei Frauenarztpraxen

Hierzu starte in Kürze ein Pilotprojekt in zwei Frauenarztpraxen, kündigt Barbara Voll an. In den Mutterpass soll jeder Schwangeren ein Blatt eingelegt werden, auf dem die Beratungsangebote von Donum Vitae aufgelistet sind, beispielsweise zu Themen wie Finanzierung der Erstausstattung für das Kind bei finanzieller Not, Angst vor der Geburt oder Problemen mit dem Partner.

Die Beratungsstelle Donum Vitae Rhein-Berg befindet sich an der Hauptstraße 126 in Bergisch Gladbach, Telefon (02202)1086, E-Mail, info@donumvitae-rbk.de. Alle Beratungen sind kostenlos und unabhängig von Konfession und Herkunft.

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