Mahnmal für KriegBeschossener Krankenwagen aus der Ukraine erregt Aufsehen in Rhein-Berg

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Zerschossener Krankenwagen aus Butscha auf Konrad-Adenauer-Platz

In der Gladbacher Fußgängerzone hat der Partnerschaftsverein Bergisch Gladbach – Butscha den beschossenen ukrainischen Krankenwagen als Mahnmal aufgestellt.

Den Krieg gegen die Ukraine hat der Partnerschaftsverein Bergisch Gladbach – Butscha in Gladbach und Overath (be-)greifbar gemacht.

Gesplittertes Glas liegt auf der einfachen Krankentrage, Streumunition hat sich durch die Karosserie gebohrt, Projektile durch die Windschutzscheibe. „Hat der Fahrer überlebt?“, fragt eine Frau bang. Sie ist gerade vom Gladbacher Wochenmarkt gekommen und bleibt betroffen vor dem durchsiebten Wrack eines ukrainischen Krankenwagens am Eingang zur Fußgängerzone stehen.

Der Fahrer war in der Region Charkiw unterwegs, um Menschen zu retten, und ist dabei von russischen Truppen beschossen worden.
Arne Meinhardt vom Partnerschaftsverein Bergisch Gladbach - Butscha über den beschossenen Krankenwagen aus der Ukraine.

„Ja, er hat schwer verletzt überlebt“, sagt Arne Meinhardt vom Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Bergisch Gladbach – Butscha, der den Wagen nach Bergisch Gladbach geholt hat. „Der Fahrer war in der Region Charkiw unterwegs, um Menschen zu retten, und ist dabei von russischen Truppen beschossen worden“, so Meinhardt. „Krieg ist grausam, und das zeigen wir mit dem ,Barwinka' genannten Krankenwagen.“ Zugleich aber spürten er und seine Mitstreiter, dass sich viele Menschen berühren ließen und helfen wollten. Die große Spenden- und Unterstützungsbereitschaft sei überwältigend gewesen, ergänzt Partnerschaftsvereinsvorsitzender Frank Haag.

Arne Meinhardt vom Partnerschaftsverein Bergisch Gladbach - Butscha und Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein (r.) sprechen darüber.

Von Projektilen durchschossen: Der Fahrer überlebte nur knapp. Arne Meinhardt vom Partnerschaftsverein Bergisch Gladbach - Butscha und Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein (r.) sprechen darüber.

Weitere Passanten bleiben stehen, auch eine Familie. „Darf ich mal reingucken?“ fragt ein Junge. Die Ehrenamtler vom Partnerschaftsverein öffnen die Tür. Still schaut der Junge hinein. „Der kommt aus dem Krieg...“, sagt er halblaut, spricht dann mit seiner Mutter darüber, was es bislang nur aus dem Fernsehen kannte.

Wir wollen mit diesem ukrainischen Krankenwagen noch einmal ganz konkret an den Krieg in der Ukraine erinnern, in der Bergisch Gladbach selbst eine Partnerstadt und mittlerweile dadurch auch einige gute Freunde hat.
Frank Stein, Bürgermeister von Bergisch Gladbach

„Wir wollen mit diesem ukrainischen Krankenwagen noch einmal ganz konkret an den Krieg in der Ukraine erinnern, in der Bergisch Gladbach selbst eine Partnerstadt und mittlerweile dadurch auch einige gute Freunde hat“, sagt Gladbachs Bürgermeister Frank Stein, der sich persönlich sehr für die Partnerschaft mit der Stadt Butscha nordwestlich von Kiew engagiert und auch in mehreren der mittlerweile bereits acht Hilfstransporte in die Partnerstadt mitgefahren ist.

Drei Männer sprechen vor einem beschossenen ukrainischen Krankenwagen.

Begegnung im Gespräch über das Mahnmal des russischen Angriffskriegs: Partnerschaftsvereinsvorsitzender Frank Haag(l.), mit Bürgermeister Frank Stein (M.) und Regionale-2025-Geschäftsführer Dr. Reimar Molitor.

Natürlich ist er auch an diesem Morgen in die Fußgängerzone gekommen. Ebenso wie Regionale-2025-Geschäftsführer Dr. Reimar Molitor, der betroffen vor dem Krankenwagen stehen bleibt, dann mit den Helfern vom Partnerschaftsverein ins Gespräch kommt.

Passantin kommen die Tränen, Junge erinnert sich an den Krieg zu Hause

Einer Passantin kommen die Tränen, als sie den zerschossenen Wagen sieht. „Gewehrkugeln sind schlimm“, erzählt ein Junge ernst, „aber Bomben sind schlimmer.“ Er muss es wissen. Er ist mit seiner Mutter aus der Ukraine geflüchtet. „Ich habe Bomben gesehen“, sagt er. Was auf Ukrainisch auf der Seitenwand des Wagens zu lesen ist, weiß er genau: „Schnelle medizinische Hilfe.“ An die erinnert sich auch eine andere Besucherin. Mit Tränen in den Augen erzählt sie von den Fahrten, die sie in einem baugleichen Fahrzeug als Krankenschwester mitgemacht hat.

Ein Kind schaut in einen beschossenen ukrainischen Krankenwagen.

Spartanisch ist die Einrichtung des Krankenwagens, wie er ähnlich auch aktuell noch in der Ukraine im Einsatz ist. Am Infostand des Partnerschaftsvereins konnte man einen Blick ins Innere werfen.

Auch auf dem Fest „Overather Frühling“ am Sonntag zieht der zerschossene Krankenwagen am Eingang der gesperrten Overather Hauptstraße die Blicke auf sich und bietet Gesprächsstoff. Noch ehe Niklas Habers und Christian Fischer den Infostand daneben aufgebaut haben, hat sich bereits die Spendenbox gut gefüllt.

Spenden für weitere Hilfstransporte in die ukrainische Partnerstadt Butscha

Mit den gesammelten Spenden will der Bergisch Gladbacher Städtepartnerschaftsverein weitere Hilfsgüter nach Butscha bringen und in Zukunft auch die Menschen aus beiden Städten zusammenbringen. So wie Ende August, als 20 Schülerinnen und Schüler aus Butscha zu Gast in Bergisch Gladbach waren. Eine der Gastfamilien von damals berichtet am Stand in Gladbach, dass sie bereits privat einen weiteren Besuch zu organisieren versuche.

Niklas Habers (l.) und Christian Fischer vom Partnerschaftsverein Bergisch Gladbach - Butscha mit dem beschossenen ukrainischen Krankenwagen auf dem Overather Frühling.

Auch beim Overather Frühling sorgte der vom russischen Militär beschossene ukrainische Krankenwagen für Gesprächsstoff, wie Niklas Habers (l.) und Christian Fischer vom Partnerschaftsverein Bergisch Gladbach - Butscha merkten

„Barwinka“, wie der Verein Fellas for Europe den Krankenwagen getauft hat, heißt auf Deutsch „Immergrün“. Der zerschossene Wagen soll Mahnmal für die Grausamkeit des Kriegs sein, aber auch Hoffnung machen auf eine friedliche Zukunft.

Wer helfen will und die Arbeit des Städtepartnerschaftsvereins oder des Vereins Fellas für Europe unterstützen möchte, Infos dazu sind auf den entsprechenden Internetseiten des Partnerschaftsvereins und des Vereins Fellas for Europe zu finden.

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