EnergiewendeRösrather Bürgerenergiegenossenschaft baut eine Solaranlage nach der anderen

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Ein Infoabend zur Energiewende in der Aula des Freiherr-vom-Stein-Schulzentrums Rösrath zog 200 Interessierte an. Im Foyer waren Stadt, Initiativen und Unternehmen mit Infoständen präsent.

Ein Infoabend zur Energiewende in der Aula des Freiherr-vom-Stein-Schulzentrums Rösrath zog 200 Interessierte an. Im Foyer waren Stadt, Initiativen und Unternehmen mit Infoständen präsent.

Die Bürgerenergiegenossenschaft Rösrath hat ihre erste Solaranlage auf dem Dach des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums installiert. Eine folgt.

Großen Rückhalt in der Rösrather Bevölkerung und weiter große Pläne hat die Bürger-Energie Rösrath eG (BER eG), die im Mai 2023 gegründete Bürgerenergiegenossenschaft. Das wurde auf einer weiteren Infoveranstaltung der BER eG in der Aula der Freiherr-vom-Stein-Schule erneut deutlich, rund 200 Interessierte kamen in die Aula. Dort konnte der Vorstand der BER eG verkünden, dass diese zum Jahresende 2023 bereits 380 Mitglieder zählte – Tendenz weiter steigend. Mit ihren Einlagen haben die Mitglieder für ein Stammkapital von mittlerweile fast 500 000 Euro gesorgt.

Abgeschlossen sind inzwischen auch die Arbeiten für das erste Projekt der Bürgerenergiegenossenschaft, eine große Solaranlage auf dem Dach des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums – diese soll das ganze Schulzentrum mit Energie versorgen.   Johann Stumpf, als „technischer Kopf“ im Vorstand der BER eG vorgestellt, berichtete von den aufwendigen Vorarbeiten für das Projekt: Dazu gehörten die Klärung der Statik und die Feststellung eines guten baulichen Zustands des Schul-Dachs. Das Konzept der Anlage ist, die produzierte Energie größtenteils vor Ort zu verbrauchen, so dass die Einspeisung von Energie ins Stromnetz keine große Rolle spielt.

Weitere Solaranlagen werden vorbereitet

Diesen Ansatz verfolgt die BER eG laut Stumpf auch bei den nächsten Projekten. Kurz vor der Realisierung ist demnach bereits eine Solaranlage auf dem Wöllner-Stift, auch dort soll die erzeugte Energie „fast vollständig“ vor Ort verbraucht werden, so Stumpf. Für die Anlage auf dem Gymnasium und auf dem Wöllner-Stift investiert die BER eG rund eine Viertelmillion Euro, die Hälfte ihres Stammkapitals. Geplant ist eine weitere Anlage auf dem Neubau der flutgeschädigten Kita Volberg, Evangelische Gemeinde und BER eG sind sich laut Stumpf bereits einig. Weitere Anlagen auf Mehrfamilienhäusern könnten folgen.

Auf eine Frage, ob auch Reihenhäuser in Betracht kämen, sagte Stumpf, dass das Konzept dort anders sein müsse, weil die erzeugte Energie dort nicht komplett verbraucht würde. Daher sei zunächst ein „Genossenschaftstarif“ für die Abgabe von Strom zu erarbeiten. Auch nach einer Solaranlage auf dem künftigen Technischen Rathaus in Venauen wurde gefragt: Vorstandsmitglied Christoph Schmidt sagte, das sei „auf jeden Fall“ interessant, es sei aber noch nicht mit der Stadt gesprochen worden.Laut Stumpf kommen auf längere Sicht neben Solarenergie auch Energieformen wie eine Biogasanlage in Frage.

Finanzierung aus Eigenmitteln

Eine solche Anlage lasse sich aber nicht aus Eigenmitteln finanzieren, wie die bisherigen Projekte, erklärte Andreas Voß, für Finanzen zuständiges Vorstandsmitglied. Eine Kreditfinanzierung ziehe er aber „vorläufig nicht“ in Betracht. Eine Rendite für die Einlagen der Genossenschaftsmitglieder sei erst „mittelfristig“ zu erwarten, angestrebt seien zwei bis drei Prozent.

Vor dem Blick auf die BER eG hatte Johannes Hamhaber, Professor an der TH Köln, den Klimawandel aus sozialwissenschaftlicher Sicht betrachtet. Die Bewältigung der Krise erfordere „viele Komponenten“, die notwendige Energiewende sei „ein großes Experiment“. Dabei gebe es durchaus Fortschritte, so Hamhaber: Laut Umweltbundesamt gingen die Treibhausgas-Emissionen in Deutschland seit 1990 um 40 Prozent zurück.

Um eine Wende zu gestalten, müssten Politik und Gesellschaft aktiv sein. „Da müssen schon alle mitziehen“, so Hamhaber. Ein solcher Prozess sei nicht komplett planbar. Auf Initiativen in Rösrath wies Moderatorin Eva Richter hin – die BER eG, das Projekt „Blühendes Rösrath“ und private „Solar-Partys“ (siehe Infokasten). An Infoständen im Foyer der Aula stellten die Stadt Rösrath, Initiativen und Unternehmen ihre Aktivitäten zu Energiewende und nachhaltiger Stadt vor.


Private Initiative für Solarstrom

Die dezentrale Energieerzeugung auf dem eigenen Dach wollen Horst Biesner und Dieter Porten von der Wohngemeinschaft Volberger Berg fördern. Sie haben daher eine private bürgerschaftliche Initiative für Solarstrom gestartet (wir berichteten). Sie wollen informieren und eine Gruppe von ehrenamtlich Aktiven aufbauen, die eine Bürger-Solarberatung anbieten. Zum Auftakt sollte schon Anfang Dezember eine „Solar-Party“ stattfinden, die krankheitsbedingt aber verschoben werden musste. Nun steht ein neuer Termin fest: Die „Solar-Party“ soll am Freitag, 8. März, 19 Uhr, in der ehemaligen Gaststätte „Volberger Höhe“, Königsberger Weg 2, stattfinden.

Der Abend soll über Bedingungen, Aufwand, Kosten und Vorteile einer eigenen Solaranlage informieren. Die Gruppe Solaroffensive Köln unterstützt die Rösrather Initiative mit fachlichem Wissen und Erfahrung. Neben Solaranlagen auf dem Dach soll es auch um „Balkonkraftwerke“ gehen, die man selbst aufbauen und in Betrieb nehmen kann. Wegen der begrenzten Raumkapazität ist Anmeldung per E-Mail an solarstrominitiative@gmx.de bis zum 3. März erbeten.

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