FC im AbstiegskampfDer Kölner Talenteschuppen soll und muss es richten

Lesezeit 4 Minuten
Kölns Talent Max Finkgräfe (r.) feiert mit Torschütze Faride Alidou das 1:0 gegen Frankfurt.

FC-Talent Max Finkgräfe (r.) feiert mit Torschütze Faride Alidou das 1:0 gegen Frankfurt.

Der 1. FC Köln und sein Trainer Timo Schultz setzen derzeit im Abstiegskampf auf fünf Spieler, die 22 Jahre oder jünger sind.

Das große Lob kam aus ganz berufenem Munde. Von einem Weltmeister. „Dann wieder Finkgräfe, wieder dieses Umschalten, wie er den Ball gewinnt, mit Geschwindigkeit nach vorne geht – ein toller Spieler“, lobte Lothar Matthäus während seines Einsatzes als TV-Experte für Sky beim Heimsieg des 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt Talent Max Finkgräfe. Immer wieder hob Matthäus den 19-jährigen Linksverteidiger hervor. Matthäus stellte sogar Vergleiche mit Jonas Hector an, dem FC-Profi auf der linken Abwehrseite, der im vergangenen Sommer seine Karriere beendet hatte.

Ausgerechnet Matthäus, werden sich einige gedacht haben. Denn der 62-Jährige hatte in den vergangenen Wochen kaum ein gutes Haar am FC gelassen und war sich ziemlich sicher, dass die Kölner auch unter dem neuen Trainer Timo Schultz nicht mehr die Kurve kriegen würden und mit dem abermaligen Abstieg rechnen müssten. Doch beim 2:0-Sieg gegen Frankfurt zeigte sich der Rekordnationalspieler dann durchaus angetan von der jungen Mannschaft des Gastgebers. Finkgräfe, die 21-jährigen Eric Martel und Jan Thielmann, die 22-jährigen Denis Huseinbasic und Faride Alidou: Gegen die Hessen standen insgesamt fünf Spieler in der Kölner Startelf, die 22 Jahre oder jünger sind.

Neuzugang Alidou und U21-Nationalspieler Thielmann waren nicht nur aufgrund ihrer beiden Treffer spielentscheidend. Und dann ist da noch das große und auch erst 19-jährige Offensiv-Talent Justin Diehl, den allerdings derzeit ein Infekt heftiger erwischt hat.

1. FC Köln: Der Bundesligist versteht sich auch als Ausbildungsklub

Der 1. FC Köln versteht sich auch als Ausbildungsklub. Zum einen, weil aus der erfolgreichen Nachwuchsarbeit des Klubs in den vergangenen Jahren durchaus mehrere Talente hervorgingen, von denen allerdings einige nicht mehr für den Klub spielen. Ausnahmekönner Florian Wirtz (20, Leverkusen) aus Brauweiler und der gebürtige Kölner Yann Aurel Bisseck (23), der mittlerweile das Trikot von Inter Mailand trägt, sind wohl die prominentesten Beispiele. Möglicherweise droht Diehl das nächste zu werden, da der gebürtige Kölner nach den Querelen und der Degradierung zur U21 in der Hinrunde allem Anschein nach seine Zukunft nicht am Geißbockheim, aber womöglich beim VfB Stuttgart sieht.

Zum anderen aber auch, weil der finanziell angeschlagene und sich weiter konsolidierende Klub nicht in der Lage war und ist, mit dem großen Geldkoffer auf dem Transfermarkt zu agieren. Dennoch hat es gedauert, bis die Talente es in die erste Elf geschafft haben. Einige Spieler waren aus Sicht des Schultz-Vorgängers Steffen Baumgart noch nicht so weit, um in der Bundesliga bestehen zu können. Doch die gegen den FC ausgesprochene Transfersperre, eine Verletzungsmisere und vielleicht auch der Umstand, dass sich einige Nachwuchsspieler in den vergangenen Monaten weiterentwickelt haben (auch schon unter Baumgart) führten dazu, dass es zur Verjüngungskur kam. Der Weg, auf die unbekümmerten Talente zu setzen, scheint derzeit auch alternativlos.

FC-Senkrechtstarter Max Finkgräfe gibt sich nach Lob bescheiden

Und wenn dann noch ein Spieler wie Finkgräfe so mutig und unerschrocken auftritt wie in den jüngsten Partien, dann könnte er sogar von Erfolg gekrönt sein. Jedenfalls insofern, als dass sich Köln gegen den drohenden Abstieg stemmt und ihn am Ende verhindern kann. Auf das große Lob des einstigen Weltklasse-Fußballers Matthäus reagierte Finkgräfe bescheiden und mit einer gewissen Selbstreflexion. „Das bedeutet mir unglaublich viel, aber man sollte den Ball immer schön flach halten. Es war mein elftes Bundesliga-Spiel und man muss gucken, was da noch kommt. Der neue Jonas Hector bin ich ganz sicher nicht“, sagte Finkgräfe.

Der gebürtige Mönchengladbacher, in Willich aufgewachsen, kann mit Fug und Recht als Senkrechtstarter des FC bezeichnet werden. In der Hinrunde pendelte er zwar noch zwischen Bundesliga- und Regionalliga-Team, doch mittlerweile ist der zweikampfstarke, schnelle Schienenspieler nicht mehr aus der Profi-Mannschaft wegzudenken. „Der Klub hat mich groß gemacht und mich aufgenommen, in Zeiten, in denen es mir persönlich und leistungstechnisch nicht so gut ging. Der FC gibt mir die Möglichkeit, hier auf dem Platz stehen zu dürfen und das versuche ich natürlich zurückzugeben“, sagt Finkgräfe, der früher immer mal wieder von Verletzungen gestoppt worden war, so dass die Profi-Karriere fast schon außer Reichweite schien.

Doch aktuell lebt Finkgräfe seinen Traum. Und für Schultz gibt es gerade keinen Grund, den Weg mit den vielen jungen Spielern zu verlassen. Es spricht viel dafür, dass sich das Quintett am Sonntag im Spiel bei der TSG Hoffenheim (17.30 Uhr) wieder von Beginn an beweisen darf.

KStA abonnieren