Köln und Umland im VergleichWo die Wohnungsmieten in der Region am stärksten steigen

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Die Kölner Mieten sind – wenig überraschend – die höchsten in der Region. In anderen Kommunen steigen die Preise in den vergangenen Jahren jedoch noch deutlich stärker.

Köln – „Mieten sechs Jahre lang einfrieren“ – das fordert die Kampagne „Mietenstopp“, ein deutschlandweites Bündnis verschiedener regionaler Initiativen. Sechs Jahre lang sollen Bestandsmieten also nicht erhöht werden dürfen. Ausgenommen sind der Neubau sowie Vermieter, die unter 80 Prozent der ortsüblichen Vergleichsmiete für ihre Wohnungen nehmen. Diese dürfen nach dem Modell der Initiative ihre Mieten um zwei Prozent jährlich erhöhen. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat nun neue Zahlen der NRW-Bank mit Mietpreisen aus allen Kommunen der Region analysiert.

Die Analyse der Mietpreise bei der Wiedervermietung von Bestandswohnungen für die 64 Kommunen im Verbreitungsgebiet des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zeigt, dass die jeweiligen Kosten im Schnitt jährlich zwischen 2,1 und 7,2 Prozent gestiegen sind. Die höchste Preissteigerung gab es in Hellenthal im Kreis Euskirchen, die geringste in Brühl im Rhein-Erft-Kreis. In Köln betrug die Teuerung jährlich vier Prozent.

Umfassende Vergleiche sind möglich

Die Zahlen stammen aus den am Freitag von der NRW-Bank veröffentlichten Wohnungsmarktprofilen, die sie für jede einzelne Kommune des Landes erstellt hat. Weil die NRW-Bank dafür ausschließlich Daten verwendet, die für alle Kommunen verfügbar sind, sind die Zahlen zwar ein Jahr alt, bieten dafür aber die Möglichkeit umfassender Vergleiche.

Die höchsten Mieten hatte – wenig überraschend – Köln mit einem durchschnittlichen Preis pro wiedervermietetem Quadratmeter von 10,94 Euro. Auf Bonn mit 9,67 Euro folgen mit Hürth, Frechen und Pulheim drei Kommunen aus dem Rhein-Erft-Kreis. Die niedrigsten Mieten hat Blankenheim mit nur fünf Euro pro Quadratmeter, gefolgt von Dahlem (beide Kreis Euskirchen) und Morsbach (Oberbergischer Kreis).

Am kommenden Dienstag zieht die Bundesregierung eine Bilanz ihrer Wohnungspolitik. Dabei wird sie sich – davon geht zumindest Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB) aus – loben. Und zwar dafür, dass sie in der laufenden Legislaturperiode das Ziel erreicht habe, 1,5 Millionen Wohnungen zu schaffen. „Das stimmt aber nicht. In Wirklichkeit werden es mindestens 300.000 Wohnungen weniger sein“, sagte Siebenkotten am Freitag bei einer Pressekonferenz. Minister Horst Seehofer rechne wahrscheinlich genehmigte Bauanträge hinzu, bei denen jedoch noch kein Wohnraum entstanden ist.

Bezahlbarer Wohnraum ist knapp

Das Ziel werde also nicht erreicht. Und noch weniger sei das im Bereich der Sozialwohnungen der Fall. Siebenkotten sagte, dass jährlich etwa 25.000 Sozialwohnungen fertiggestellt werden, im selben Zeitraum aber etwa 60.000 Wohnungen aus der Sozialwohnungsbindung rausfielen. „Hier hat die Bundesregierung wirklich kaum etwas auf die Beine gestellt.“ Eine Sozialwohnungsoffensive habe „auf keinen Fall“ stattgefunden.

Und genau darum geht es der Kampagne insbesondere: die Knappheit an bezahlbarem Wohnraum. „Immer mehr Menschen in Deutschland haben Angst, ihr zu Hause zu verlieren. Die Mietpreisspirale dreht sich ohne Erbarmen nach oben“, heißt es im Positionspapier des Bündnisses. Mit dabei sind neben dem DMB unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Initiative „Recht auf Stadt Köln“ und weitere Bürgerinitiativen.

Für die Kölner Initiative sprach am Freitag der Aktivist Kalle Gerigk, der vor einigen Jahren selbst Opfer einer Zwangsräumung wurde. „Wir setzen uns gegen Verdrängungen ein und für bezahlbaren Wohnraum“, sagte er. Die Initiative erlebe die Probleme der Mieterinnen und Mieter hautnah. „Sie wohnen zum Teil in viel zu engen Wohnungen, mit sechs Personen manchmal auf zwei Räumen, weil sie sich eine größere Wohnung nicht leisten können.“ Teilweise seien die Wohnungen verschimmelt, doch aus Angst vor Ärger mit dem Vermieter lebten die Mieterinnen und Mieter damit. Viele dieser Personen würden nach einer Zwangsräumung obdachlos, sagte Gerigk.

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Ab und zu gebe es Jubelmeldungen, dass hier und da wieder ein paar Sozialwohnungen gebaut worden sein. „Das reicht aber nicht“, betonte Gerigk. „Der soziale Wohnungsbau in Deutschland ist ein Wirtschaftsförderungsprogramm.“ Sozialwohnungen fielen nach 20, 25 Jahren aus der Preisbindung und stünden dem freien Markt wieder zur Verfügung. „Wir als Bewegung fordern deshalb: einmal sozialer Wohnungsbau, immer sozialer Wohnungsbau“, sagte Gerigk. 

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