Neues RathausSo sieht es auf der Baustelle im historischen Konsum in Blankenheim aus

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Das Luftbild zeigt das historische Gebäude an der Blankenheimer Ahrstraße. Das Haus ist eingerüstet, das Dach ist abgedeckt.

Derzeit wird das Dach des alten Gemäuers eingedeckt, auch die Dachgauben sind neu gesetzt. Energie werden Solarziegel und Photovoltaik-Anlagen liefern.

Für gut acht Millionen Euro wird das seit Jahren leerstehende Gebäude aus dem Jahr 1738 zum neuen Rathaus in Blankenheim umgebaut.

Langsam wird was draus: Das neue Rathaus der Gemeinde Blankenheim im Altbau aus dem Jahre 1738, im Volksmund Konsum genannt, nimmt Gestalt an. Die Abbruch- und Rohbauarbeiten sind fast beendet, nun rücken bis zu sieben Gewerke gleichzeitig für den Innenausbau an.

„Wir sind im Zeitplan.“ Guido Waters, stellvertretender Fachbereichsleiter Gemeindeentwicklung, strahlt ein bisschen, wenn er über die Arbeiten in dem historischen Gemäuer spricht, dessen blaue Baustellentür er gerade öffnet. Waters kennt alle Details der Baumaßnahme, die Mitte 2022 mit Probebohrungen für eine mögliche geothermische Energieversorgung begann.

Seitdem ist der Umbau des repräsentativen, zweigeschossigen und siebenachsigen Bruchsteingebäudes Blankenheims berühmteste Baustelle. Bis zum Jahresende soll das Objekt in neuem Glanz und mit neuer Funktion erstrahlen.

Die Karnevalisten sprachen schon vom „Blankenheimer Millionengrab“

Wer hätte das vor knapp vier Jahren gedacht, als es auch um die Frage eines möglichen Abrisses des heruntergekommen wirkenden Gebäudes ging? Das war vor der Zeit von Bürgermeisterin Jennifer Meuren, die mit Amtsantritt den Umbau umzusetzen hatte. Das „Blankenheimer Millionengrab“, wie es mal von Karnevalisten im Rosenmontagszug genannt wurde, hat sie von ihrem Vorgänger Rolf Hartmann geerbt.

Knapp 7,5 Millionen Euro sollte der Bau laut Kostenrechnung vom Mai 2021 kosten – Stand 15. Februar dieses Jahres sind daraus mehr als 8,1 Millionen geworden. Baupreissteigerungen machen eben auch vor dem Konsum-Projekt nicht halt. Am Ende bleibe nach „gerade erfolgten, guten Ausschreibungsergebnissen für weitere Auftragsvergaben“, so Guido Waters, ein Minus von rund 54.000 Euro übrig.

Fördergelder, vor allem aber Umschichtungen von rund 330.000 Euro aus nicht abgerufenen Mitteln des Integrierten Entwicklungskonzeptes Blankenheim-Nettersheim, zu dem etwa der Ausbau der Gesamtschule Eifel und des Weiherparks gehört, summieren sich auf rund 580.000 Euro.

Großzügigkeit wird ein Kennzeichen des neuen Rathauses in Blankenheim

Hinter der Baustellentür warten das übliche, vermeintliche Chaos einer Baustelle und die arbeitenden Fachleute. Es ist schon klar erkennbar, was im Gebäude selbst einmal ein Kennzeichen sein wird: Großzügigkeit. Im Erdgeschoss wird die Raumhöhe bis zur abgehängten Schallschutzdecke samt der üblichen Versorgungsleitungen unter der neu eingezogenen Betonträgergeschossdecke stolze 3,40 Meter betragen. Im ersten Obergeschoss sind es 3,30 Meter und sogar im Dachgeschoss noch 2,70 Meter. Hier oben wurde die alte Speicherdecke entfernt, die Angestellten der Verwaltung arbeiten künftig mit Blick in den offenen Dachstuhl.

Ein Blick ins entkernte Obergeschoss: Die alte Fachwerkkonstruktion bleibt erhalten.

Ein Blick ins erste Obergeschoss: Hier bleiben die tragenden, alte Eichenbalken stehen. Es entstehen aber offene Arbeitsbereiche.

Im Innenhof des Gebäudes an der Ahrstraße in Blankenheim stehen Gerüste und Baumaterial.

Überraschend viel Platz bietet der Innenhof nach dem Abriss der alten Lagerräume. Neu ist die breite Fluchttreppe.

Zurück ins Erdgeschoss, wo durch den Eingang die zentrale Kommunikationsebene der Verwaltung erreicht wird: Dort werden Empfang, Bürgerbüro und im rückwärtigen Teil die Dienststelle der Polizei zu finden sein. Zudem sind erste Beispiele der offenen Arbeitswelt erkennbar, die Prinzip im neuen Rathaus sein wird. Herkömmliche Büros werden die Ausnahme sein. Das Bürgermeisterbüro soll etwa nur 20 Quadratmeter groß werden.

Im linken Anbau von der Ahrstraße gesehen werden der barrierefreie Zugang und der Aufzug zu finden sein, zudem ein Multifunktionsraum, etwa für Besprechungen oder Ausschusssitzungen. Einen klassischen Ratssaal wird es nicht geben. Über bodentiefe Glastüren wird der Zugang zum – nach dem Abriss alter Lagerräume jetzt überraschend großen – Innenhof mit breiter Fluchttreppe vor dem Felsenhang möglich. Was genau mit der Außenfläche geschieht, ist noch unklar. Sie wird vor allem Pausen- und Erholungsraum der Rathausbelegschaft werden.

Einige historische Elemente bleiben im einstigen Konsum erhalten

Auflagen zum Brandschutz, etwa bei der neuen Treppe, machte auch der Denkmalschutz. So soll grundsätzlich im unter Schutz stehenden, einst repräsentativen und hochherrschaftlichen Wohnhaus erhalten werden, was möglich und sinnvoll ist – auch, um die Historie der Immobile nachvollziehbar zu machen. Deshalb bleibt auch der gemauerte Königswinterer Backofen aus der barocken Hausküche stehen. Er hatte einen Abzug ins erste Obergeschoss, wo eine alte Ofentür erhalten ist. Öffnet man sie, fällt der Blick allerdings auf eingebrachten Beton der neuen Geschossdecke dahinter.

Bürgermeisterin Jennifer Meuren und Verwaltungsmitarbeiter Guido Waters stehen am historischen Königswinterer Backofen in der Baustelle der ehemaligen Küche des Barockhauses.

Bürgermeisterin Jennifer Meuren und Verwaltungsmitarbeiter Guido Waters stehen am historischen Königswinterer Backofen in der ehemaligen Küche des Barockhauses. Er ist zwar außer Funktion, bleibt aber als Ausstattungsdenkmal erhalten.

Das Bild zeigt eine alte Holztreppe, die von Staub bedeckt ist.

Die alte Holztreppe, hier vom ersten Obergeschoss zum Dachgeschoss, bleibt erhalten.

Zum Ober- und zum Dachgeschoss führt wie bisher die schöne, historische Holztreppe, deren unterer Teil derzeit in die Werkstatt eines Blankenheimer Schreiners ausgelagert ist: Einige Stufen waren vor Jahrzehnten bei einem Schwelbrand beschädigt worden und müssen erneuert werden. Der obere Treppenabschnitt kann hingegen vor Ort aufgearbeitet werden.

Im Ober- und im Dachgeschoss wird es künftig die offene Arbeitswelt ohne Türen geben. Konsequent umgesetzt wird das im Dachgeschoss, wo über fast die gesamte Breite des Altbaus, also des Mittelteils des Gebäudes mit seinen beiden seitlichen Anbauten, ein Einraumbüro geplant ist. Lediglich in den Ecken sollen Rückzugsbüros und der Raum für die EDV entstehen, die derzeit im Keller des Rathauses untergebracht ist.

Im bisherigen Rathaus könnten Wohnungen entstehen

Insgesamt auf 900 Quadratmetern wird die Blankenheimer Verwaltung künftig arbeiten können und so den Großteil ihrer Arbeitsplätze in der Ahrstraße 50 finden. Gegenüber, im Gebäude des Eifelmuseums, ist und bleibt unter anderem die Tourist-Information.

Im Gewölbekeller entstehen Lagerräume. Im Hintergrund ist die weiße Heiztherme zu erkennen.

93 Quadratmeter Lagerraum und Platz für die Heiztherme bietet der historische Gewölbekeller.

Gut 93 Quadratmeter Nutzfläche gibt es im historischen Gewölbekeller des einstigen Konsum. Zwei Räume wurden zu einem verbunden, davon abgetrennt ist der „Heizungskeller“ für die Warmwassertherme. Sie ist Teil eines komplexen Energieversorgungskonzeptes. „Das war bisher die größte Herausforderung: Auf so wenig Platz des Grundstücks die zwölf mehr als 200 Meter tiefen Bohrstellen für die Geothermie zu setzen“, so Waters.

Erdwärme, dazu oberhalb der neuen Gauben des Altbaus ein sich über die gesamte Breite des Daches ziehender Streifen aus „Solarziegeln“ und herkömmliche PV-Module auf den Dächern der Anbauten sollen bis zu knapp 70 Prozent der Energieversorgung sicherstellen. Komplett energieautonom und regenerativ wird die Versorgung nicht werden können.

Waters schließt nach dem kleinen Rundgang die blaue Baustellentür von außen zu. Man sei froh über die bisher so gute Kommunikation zwischen Anwohnern, Arbeitern auf der Baustelle und der Verwaltung, betont Bürgermeisterin Meuren. Sie und die Verwaltung denken schon länger über eine Nachnutzung des nach aktuellem Stand 2025 leerstehenden Rathauses nach.

Ein Abriss ist derzeit kein politischer Wille, stattdessen sollen Vermietung oder ein Umbau des Gebäudes zu Wohnungen möglich sein. Allein es fehlen Interessenten. Bleibt zu hoffen, dass dieser Immobilien-„Youngtimer“ aus den 1970er Jahren keine neue „Altlast“ wird.


Die Parkplätze

Bis zu sieben Gewerke werden in den kommenden Monaten zum Innenausbau des neuen Rathauses im historischen Ortskern kommen. Also brauchen sie für ihre Baustellenfahrzeuge Parkplätze, doch die sind in der schmalen Ahrstraße vor der Adresse Nummer 50 knapp.

Die Lösung sind sechs von der Verwaltung bis zum 31. Oktober für die Handwerksbetriebe reservierte Stellplätze am Rand des Curtius-Schulten-Platzes, knapp 100 Meter entfernt von der Baustelle. Sie müssen zu den Arbeitszeiten unter der Woche frei gehalten werden.

Nach Feierabend, zu Veranstaltungen am Wochenende oder etwa zum Open-Air-Kino kann die Reservierung aufgehoben werden. Den Anwohnern wurden Ausweichparkplätze angeboten, doch die Nachfrage war bisher gering. Nur eine Anwohnerin hat sich bei der Verwaltung mit der Bitte um einen neuen Stellplatz gemeldet.

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