Wenn die letzte Kneipe schließtBaasem ist auf der Suche nach neuem Dorfgemeinschaftshaus

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt die Einmündung der Rützgasse in die Höhestraße. Dort befindet sich die Gaststätte Stahl.

An der Einmündung der Rützgasse in die Höhenstraße gab es einmal drei Gaststätten. Davon ist heute nur noch die Gaststätte Stahl (rechts) geöffnet. Doch wie lange noch?

Heute gibt es in Dahlem-Baasem die Gaststätte Stahl. Doch niemand weiß, wie lange noch. Ein Architekturbüro soll nun Optionen ausloten.

Anders als noch kleinere Orte in der Gemeinde Dahlem hat Baasem kein eigenes Dorfgemeinschaftshaus. Bisher fanden Vereinstreffen oder Kommunions- und andere Familienfeiern im ehemaligen Pfarrheim oder der letzten von einst drei Dorfkneipen statt. Beide Optionen fallen mittelfristig weg, so die Befürchtung im Ort. Was also tun?

Die Lösung auf diese Frage lautete schon vor zwei Jahren: Baasem braucht einen Neubau – so die klare Meinung in einer Bürgerversammlung im Jahr 2022. Dabei ist es auch nach einer zweiten am 1. Dezember 2023 bisher geblieben. Nun könnte allerdings Bewegung in die Sache kommen. Im aktuellen Haushalt der Gemeinde Dahlem sind 30.000 Euro für Planungsleistungen eines Architekturbüros eingestellt. Die Fachleute sollen zwei mögliche Standorte entweder für einen Anbau an ein Bestandsgebäude oder den Neubau eines Dorfgemeinschaftshauses prüfen und Vor- und Nachteile abwägen.

Am Ortsrand von Baasem – der Ort hat 422 Einwohner – trafen sich Ortsbürgermeister Martin Kinnen, sein Amtsvorgänger Lothar Ademes, CDU-Gemeinderatsmitglied Marco Adams und Egon Schmitz. Am 29. Januar hatten Kinnen und der CDU-Fraktionsvorsitzende Werner Lorse den Antrag zur Beauftragung eines Planungsbüros im Gemeinderat gestellt, der einstimmig befürwortet wurde.

Planungsbüro schlägt Anbau ans Feuerwehrgerätehaus vor

Variante 1 ist ein Anbau in südlicher Richtung an das Feuerwehrgerätehaus am Ortsrand. Hinter dem Gebäude gibt es auf Gemeindegrund eine größere Freifläche, die dafür geeignet wäre. Mit Einschränkungen: Der Platz dient zum einen als Übungsfläche der Aktiven, zudem befinden sich direkt am Gebäude zwei Baucontainer, die derzeit als Kleiderkammer der acht Aktiven der Löschgruppe genutzt werden. „Wenn die Feuerwehr sich vergrößern will, es fehlt ja jetzt schon eine Schwarz-Weiß-Trennung im Umkleideraum, oder mehr Platz für ein größeres Fahrzeug benötigt wird, dann ist der Anbau eines Dorfgemeinschaftshauses schwierig“, so Lothar Ademes.

Das Bild zeigt das Feuerwehrgerätehaus. Dahinter stehen zwei Container.

Auch hinter dem Feuerwehrgerätehaus wäre theoretisch ein Anbau eines Gebäudes denkbar.

Er und Ortsbürgermeister Martin Kinnen, Egon Schmitz und auch Marco Adams befürworten eher eine freie – ebenfalls im Gemeindebesitz befindliche – rund 2000 Quadratmeter große Wiese unweit davon neben dem örtlichen Standort eines regionalen Baustoffhändlers. Hier gäbe es weder Parkplatz- noch konkurrierende Raumbedarfsprobleme. Der ideale Standort für das neue Baasemer Dorfgemeinschaftshaus?

Ortsbürgermeister befürchtet, dass Kirche den Pfarrheim-Verkauf plant

Dass der Bedarf dafür unstrittig ist, hat Egon Schmitz „im Gespräch mit den Ortsvereinen in den letzten Jahren“ immer wieder festgestellt. Musikverein und Kirchenchor etwa proben derzeit im Pfarrheim. „Doch das ist nicht mehr als ein größeres Wohnzimmer“, so Schmitz. Es sei fraglich, ob die Kirche nicht mittelfristig plane, das eigentlich leer stehende Gebäude zu verkaufen, befürchtet Martin Kinnen.

Auch andere Baasemer Vereine tagen hier oder in der von den Eltern von Martin Kinnen geführten Ortskneipe Stahl, benannt nach dem Erstbetreiber der Gaststätte. Sie liegt am Baasemer Bermuda-Dreieck, wo sich an der Einmündung der Rützgasse in die Höhenstraße um zwei Linden ein kleines Plätzchen gebildet hat, gesäumt von einst drei Kneipen.

Das Bild zeigt Lothar Ademes, Egon Schmitz, Martin Kinnen und Marco Adams. Sie stehen vor einer Wiese.

Engagieren sich für das neue Dorfgemeinschaftshaus: Lothar Ademes (v.l.), Egon Schmitz, Martin Kinnen und Marco Adams.

Ob Mandolinenverein, Freizeitmannschaft Blau-Weiß Baasem, der Thekenverein „Stahlsclan“, die Karnevalsfreunde Baasem, der Eifelverein, die Jagdgenossenschaft; ob Seniorennachmittage, Familienfeiern, kleinere öffentliche Veranstaltungen: Für alle stellt sich die Frage, was wird, wenn Kinnens Eltern die Gaststätte eines nicht allzu fernen Tages schließen. Der Saal hinter dem Thekenraum müsste dringend saniert werden. Doch weder Sohn Martin noch dessen beide Brüder wollen die Familienkneipe weiterführen.

Die anderen Orte in der Gemeinde Dahlem haben das Problem nicht

Dieses Problem haben sie in den anderen kleineren Ortsteilen der Gemeinde Dahlem nicht. In Berk (500 Einwohner) steht ein eigenes Dorfgemeinschaftshaus, in Frauenkron (180) hat man einen Anbau ans Feuerwehrgerätehaus, in Kronenburg (458) gerade die Alte Schule zum neuen Gemeinschaftshaus mit neuem Anbau für die Löschgruppe eingeweiht. Ganz zu schweigen vom Vereinshaus in Dahlem und dem vom dortigen Trägerverein in Schmidtheim sanierten Bürgerhaus.

Ein neues Dorfgemeinschaftshaus – das wäre was Schönes für mindestens eine Generation.
Ortsbürgermeister Martin Kinnen

Den Bedarf sieht auch Bürgermeister Jan Lembach. Er und die Verwaltung unterstützen die Absicht und kennen das dahinterstehende Votum der Baasemer Ortsbevölkerung, die beiden möglichen Dorfgemeinschaftshausstandorte planerisch untersuchen und vergleichen zu lassen. Das Problem allerdings: Fördermöglichkeiten, die es etwa für die Komplettsanierungen in Kronenburg und in Dahlem gegeben hat – 90 Prozent der förderfähigen Kosten durch das Land – sind mittlerweile eingestellt. Bleibt nur das aktuelle NRW-Programm der Struktur- und Dorfentwicklung des ländlichen Raumes. „Da geht es um eine Einzelförderung in Höhe von maximal 250.000 Euro“, so Lembach. Bei geschätzten Gesamtkosten von ein bis zwei Millionen Euro, wie Vergleichsprojekte zeigten, so seine Befürchtung.

In Baasem will man sich davon nicht bange machen lassen. Vermutlich ist im Dorf vielen klar, dass es ohne eine größere Eigenleistung als Muskelhypothek nicht gehen wird. Jetzt wollen Martin Kinnen, Lothar Ademes, Egon Schmitz und Marco Adams erst einmal abwarten, was die Planungen des Fachbüros ergeben. „In 2024 sollte es aber eine Entscheidung geben“, meint Ortsbürgermeister Kinnen. Für ihn ist klar: „Ein neues Dorfgemeinschaftshaus – das wäre was Schönes für mindestens eine Generation.“

KStA abonnieren