Konflikte mit TierschutzGemeinderat in Dahlem gibt grünes Licht für drei neue Solarparks

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Das Bild zeigt eine Wiese an einer Straße, im Hintergrund ist der Waldrand zu erkennen.

Zwischen Waldrand und Wiesen oberhalb von Schmidtheim soll der Solarpark „Schmidtheim Nord“ entstehen. Dabei gibt es möglicherweise ein Problem: Die Wiesen dienen dem Rotwild als Äsungsfläche.

Der Dahlemer Gemeinderat befürwortet Investoren-Pläne für drei Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen bei Schmidtheim und Berk.

Der Ausbau alternativer Energien in der Gemeinde Dahlem geht weiter voran. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurden zwei neue Projekte befürwortet, ein drittes wurde nach der Zustimmung im Fachausschuss bestätigt. Auf dem Papier ist die zweitkleinste kommunale Einheit in NRW schon „klimapositiv“. Und die Bilanz wird in den kommenden Jahren mutmaßlich noch positiver.

Auf weiteren insgesamt rund 38 Hektar werden drei zusätzliche Freiflächen-PV-Anlagen gebaut. So wurden nun die Pläne für „Schmidtheim-Nord“ und „Schmidheim-Süd“ vorgestellt. Die MK Solutions & Consulting aus Euskirchen plant einen Solarpark auf rund 13,4 Hektar Fläche nördlich des Ortes in Richtung Marmagen zwischen Landstraße und der Kreisstraße Richtung Reifferscheid. Das Vorhaben ist schon mit den Auflagen des von der Gemeinde erstellten Kriterienkataloges für Potenzialflächen für PV-Anlagen überprüft und für gut befunden worden.

Ein Problem allerdings wurde bei dem Verzeichnis offenbar übersehen: „Wildbiologische Aspekte haben wir etwas außer Acht gelassen“, räumte Bürgermeister Jan Lembach in der Ratssitzung ein. Das könnte Folgen haben. Der Grund: Direkt angrenzend ans Plangebiet befinden sich die Ausläufer des Mürel-Waldgebietes. Die Wiesen, die nun überbaut werden sollen, sind für bis zu 100 Stück Rotwild, die Anwohner dort schon gezählt haben wollen, ein wichtiges Äsungsgebiet.

Wirken sich PV-Anlagen auf die Dahlem Binz aus?

Zudem soll gerade dieses Areal Teil eines wichtigen Wildkorridors sein. „Artenschutzrechtlich ist der Standort sicher nicht einfach, aber das werden wir im vorzulegenden Fachgutachten berücksichtigen“, versprach ein Vertreter von MK. Man werde möglicherweise den Abstand zwischen dem eingezäunten Solarparkgelände und dem Waldrand daher etwas vergrößern.

Und wie steht es um den Reflexionswert der im Sonnenlicht gleißenden Solarzellen mit Blick auf die Ein- und Ausflugschneise des nahen Flugplatzes Dahlemer Binz? Auch diese Frage müssen sowohl MK Solutions als auch e-regio, die den Freiflächen-Solarpark „Schmidtheim Süd“ angrenzend ans Industriegebiet bauen will, berücksichtigen. Der Euskirchener Energieversorger interessiert sich für 14 Hektar derzeitige Wiesen- und Weideflächen in den Gemarkungen „Am Birnbäumchen“ und „Ober den Querten“.

Mit der Inbetriebnahme wäre – ähnlich dem nördlichen Vorhaben – in knapp zwei Jahren zu rechnen. Die e-regio will aber nicht nur bauen, sondern auch die Betriebsführerschaft einer noch zu gründenden Solarpark Schmidtheim GmbH & Co. KG übernehmen, an der neben der Gemeinde Dahlem über die eegon-Energiegenossenschaft auch die Einwohner der Gemeinde Anteile zeichnen können.

Naturschutzbehörde muss entscheiden, ob Flächen geeignet sind

Für sein Projekt hat der Stromversorger Varianten einer möglichen Bewirtschaftung der Grünflächen unter den an der Oberkante 2,51 Meter hohen, schräg aufgeständerten PV-Modulen entwickelt. So soll auf den Einsatz von Düngern und Pestiziden verzichtet werden. Das gesamte Areal soll durchgängig für Kleintiere zugänglich sein. Die Einbringung von regionalem Saatgut und die Anlage von Blühstreifen und Insektenhotels sowie von Totholzhaufen sind geplant.

Die Beweidung könnten Schafe übernehmen. Zwischen den Modulreihen soll ausreichend Platz für die Befahrung mit einem Traktor gegeben sein. Aber auch hier gibt es ein „Bio-Problem“: Im südlichen Teil des Areals sind Flächen als Biotopverbund ausgewiesen. Ob sie überbaut werden dürfen, ob Ausgleichsflächen nötig sind, muss die Untere Naturschutzbehörde beim Kreis entscheiden.

Bei jeweils einer Enthaltung und einer Nein-Stimme im Falle des „Nord“-Projektes stimmte der Gemeinderat beiden Vorhaben zu. Zusätzliche 10,8 Hektar können östlich von Berk von der ksolar Projekte GmbH für einen weiteren Freiflächen-Solarpark genutzt werden. Das vom Bauausschuss schon positiv beschiedene Vorhaben bestätigte der Gemeinderat.


Förderung für Energieberater in der Gemeinde Dahlem noch unklar

Dahlems Bürgermeister Jan Lembach beantwortete auch zwei Anfragen der Grünen-Fraktion. Die Fraktion wollte unter anderem wissen, wie viele Elektrofahrzeuge derzeit bei der Verwaltung im Einsatz sind, nachdem beim Bauhof eine entsprechende Umrüstung schon begonnen habe.

Bei den sieben Fahrzeugen innerhalb der Gemeindeverwaltung betrage die Quote 50 Prozent, alle Fahrzeuge seien mit zwischen 40 und 100 Prozent der Anschaffungskosten öffentlich gefördert worden, so Lembach. „Das ging praktisch über Nacht: Online beantragt, und am nächsten Tag lag die Bewilligung online vor“, so Lembach.

Bei der Bezuschussung der Kosten eines Energieberaters für Kommunen hakt es hingegen kräftig. Man habe den Förderantrag schon vor 17 Monaten gestellt, doch ein Bewilligungsbescheid fehle bis heute, so Lembach. Er habe deshalb zwischenzeitlich schriftlich beim zuständigen Bundeswirtschaftsministerium nachgefragt. „Wir bekamen den Empfang bestätigt, und das war's“, so der Rathauschef kopfschüttelnd. (sli)

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