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Eifelstrecke Köln-Trier
Erst Mitte 2025 fahren wieder Züge zwischen Kall und Nettersheim

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Baustelle einer neuen Bahnbrücke im Bereich „An der Spick“ zwischen Sötenich und Urft. Ein Bagger steht auf der Bahntrasse.

Im Bereich „An der Spick“ zwischen Sötenich und Urft muss eine neue Brücke gebaut werden. Das soll laut Bahn bis Mitte dieses Jahres über die Bühne gehen, bevor dann ab Sommer 2025 wieder Züge auf dem Abschnitt verkehren könnten.

Weil sich die Arbeiten zur Elektrifizierung der Eifelstrecke direkt an den Wiederaufbau anschließen, sind Sperrungen weiterhin die Regel.

Der Wiederaufbau der bei der Flut im Sommer 2021 zerstörten Eifelstrecke zwischen Köln und Trier ist ein Mammutprojekt – und immer noch nicht abgeschlossen: Auf den knapp zehn Kilometern zwischen dem Bahnhof Kall, wo der Zugverkehr aus Richtung Köln derzeit endet, und Nettersheim sind noch keine Bahnschwelle und kein Meter Schiene neu verlegt worden. Außerdem steht südlich des Sötenicher Zementwerks noch der komplette Neubau einer Brücke über die Urft aus.

Trotzdem hält die Bahn weiterhin am selbst gesetzten Zeitplan für den Wiederaufbau fest: Bis zum Sommer dieses Jahres soll die Strecke wiederhergestellt sein. Züge werden dann aber zwischen Kall und Nettersheim auch weiterhin nicht verkehren, denn mit der Elektrifizierung schließt sich ein weiteres „Jahrhundertprojekt“, so die Bahn, unmittelbar daran an.

Bauarbeiten zur Errichtung einer Betonstützwand bei Sötenich.

In Sötenich wird weiterhin an einer neuen Betonstützwand zwischen Urft und Bahnstrecke gearbeitet.

Frühestens im Sommer des kommenden Jahres könnten auch zwischen Kall und Gerolstein wieder Züge fahren. Das wird aus einer Übersicht der weiteren Sperrzeiten auf der Eifelstrecke deutlich, die die Bahn jetzt veröffentlicht hat. Die Busse des Schienenersatzverkehrs bleiben also auch weiterhin ein gewohnter Anblick auf den Straßen im südlichen Kreis Euskirchen.

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Arbeiten zur Elektrifizierung der Eifelstrecke beginnen Ende Mai

„Während noch letzte Arbeiten für den Wiederaufbau laufen, beginnt die DB zeitgleich mit der Elektrifizierung“, versucht das Unternehmen den Blick auf positivere Nachrichten zu lenken: Ab Ende Mai sollen dafür unter anderem Untersuchungen des Baugrunds und Kampfmittelsondierungen starten.

Zwei Mitarbeiter der e-regio am Bahnhof in Urft.

Frühestens im Sommer 2025 könnten hier wieder Züge halten: Am Bahnhof in Urft sind Mitarbeiter des Energieversorgers e-regio mit Arbeiten an der Stromversorgung beschäftigt.

Im Jahr 2025 sollen dann erste Fundamente für die neuen Oberleitungsmasten errichtet werden. „Die Bautrupps nehmen sich dabei Abschnitt für Abschnitt vor, um schnellstmöglich und im vorgesehenen Zeitrahmen fertig zu werden“, sagte Ulrike Ludewig, Leiterin des Korridors Koblenz, Trier, Eifelstrecke bei der Bahn.

Tunnelgleise müssen für die Elektrifizierung abgesenkt werden

Für das Elektrifizierungsprojekt muss die Bahn in einem eng getakteten Plan auf der 164 Kilometer langen Strecke allein 300 Kilometer neuen Fahrdraht spannen. Auf 17 Kilometern müssen die Fachkräfte Gleise und Weichen sowie 56 Brücken für die Elektrifizierung anpassen. „In zehn Tunnelbauwerken wird außerdem Platz für neue Oberleitungen und elektrische Züge geschaffen“, so Ludewig weiter. Dafür sei es notwendig, die Gleise in die Mitte der Tunnels zu verschwenken und einige Zentimeter abzusenken.

Mit der Elektrifizierung erhöht sich für Anwohner und Besucher auch die Aufenthaltsqualität entlang der Bahntrasse.
Ulrike Ludewig, Deutsche Bahn InfraGO AG

Um die Strecken in der Eifel mit Strom zu versorgen, setzt die DB zudem ein neues, innovatives Konzept ein, das Planung und Bauzeit deutlich verkürzen soll. Dafür verlegen die Bauteams rund 280 Kilometer Kabel und legen rund 70 Kilometer Kabelkanäle an. „So kann auf den Bau neuer Hochspannungsleitungen verzichtet werden“, betonte Ludewig. Auch dies diene dem Ziel, Wiederaufbau und Elektrifizierung möglichst schnell zum Abschluss zu bringen. „Mit der Elektrifizierung erhöht sich für Anwohner und Besucher auch die Aufenthaltsqualität entlang der Bahntrasse“, so Ludewig, denn die neuen Züge seien leiser und sauberer.

Bauarbeiten zum Wiederaufbau der Eifelstrecke: ein Muldenkipper am Bahnhof in Urft.

Auf dem Eifelstrecken-Abschnitt im Urfttal zwischen Kall und Nettersheim gehen die Arbeiten zum Wiederaufbau der bei der Flut im Sommer 2021 zerstörten Strecke nur langsam voran.

Möglich sei das alles nur, weil sich die Bahn, Bund und Länder frühzeitig nach der Flutkatastrophe auf ein beschleunigtes Verfahren mit einer vereinfachten Rechtslage geeinigt hatten, rief Ludewig im Rahmen einer Pressekonferenz am Montag in Erinnerung. Die Kosten in Höhe eines „mittleren, dreistelligen Millionenbetrags“ werden zu 90 Prozent vom Bund getragen, die Länder NRW und Rheinland-Pfalz teilen sich den Rest.

Sperrungen und Schienenersatzverkehr bleiben die Regel

Während der geplanten Bauphasen soll parallel an zahlreichen Projektschritten gearbeitet werden, um die Sperrzeiten zu minimieren. „Ohne Einschränkungen für den Zugverkehr lässt sich dieses Jahrhundertprojekt für die Eifel jedoch nicht umsetzen“, so die Bahn: Weil sich an den Wiederaufbau der Strecke zwischen Gerolstein und Kall direkt die Bauarbeiten für die Elektrifizierung anschließen, bräuchten die Fachleute eine Bauphase bis Juni 2025, in denen hier keine Züge fahren können. „Der bestehende Ersatzverkehr mit Bussen wird bis dahin fortgeführt“, teilte das Unternehmen mit.

Fast ein halbes Jahr lang wird Anfang 2025 auch zwischen Kall und Euskirchen kein Zug fahren. Die Bahn versuche, die Auswirkungen für Pendlerinnen, Pendler und Reisende so gering wie möglich zu halten und Arbeiten weitgehend gebündelt durchzuführen.

Die Bahn will frühzeitig über Maßnahmen informieren

„Während der Bauzeiten können die Züge nicht immer über die betreffenden Abschnitte der Eifelstrecke fahren. Damit die Fahrgäste dennoch weiter mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein können, erarbeitet die DB mit den Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen umfangreiche Ersatzkonzepte mit Bussen“, so das Unternehmen weiter. Die DB werde über alle Bauphasen und ihre jeweiligen Auswirkungen auf den Zugverkehr detailliert im Vorfeld informieren, hieß es am Montag.

Unklar ist auch noch, wann die Dieseltriebwagen auf der Eifelstrecke von elektrischen Zügen ersetzt werden. „Die Verträge für den Dieselbetrieb auf der Eifelstrecke laufen noch bis zum Jahr 2033“, erklärte Benjamin Jeschor, Sprecher des zuständigen ÖPNV-Zweckverbands go.Rheinland: „Wir werden versuchen, so schnell wie möglich elektrische Fahrzeuge auf die Schiene zu bekommen.“ Diese müssten jedoch erst noch beschafft werden.


Im Überblick: Die Streckensperrungen auf der Eifelstrecke bis zum Jahr 2026

Bis zum Jahr 2026 hat die Deutsche Bahn bereits die geplanten Streckensperrungen auf der Eifelstrecke festgelegt.

Vom 23. bis zum 28. März 2024 wird zunächst der Abschnitt zwischen Kall und Mechernich für den Zugverkehr gesperrt. Eine weitere Sperrung ist für den Zeitraum vom 25. Juni bis zum 2. September zwischen Kall und Euskirchen vorgesehen.

Eine weitere Beeinträchtigung für Reisende in Richtung Köln gibt es vom 13. bis zum 27. Oktober 2024 zwischen Erftstadt und Hürth-Kalscheuren.

Bitter wird es im Jahr 2025, wenn der Zugverkehr vom 6. Januar bis zum 15. Juni auf dem Abschnitt zwischen Kall und Euskirchen fast ein halbes Jahr lang pausiert. Dafür sollen aber ab dem 16. Juni wieder Züge zwischen Kall, Nettersheim und weiter bis nach Gerolstein verkehren.

Die Sperrzeiten für 2026 befinden sich laut Bahn noch in der Abstimmung.

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