FreilichtmuseumIn Kommern gibt's bis 7. April Attraktionen beim Jahrmarkt anno dazumal

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Ein in französischer Uniform gekleideter Mann präsentiert Kindern ein Stofftier in einem Glaskasten.

Der Scharlatan: Den einzigen „Polarfisch, den sein Urgroßvater gefangen hatte“, zeigt der französische Straßenkünstler und Gaukler Gilbert. Die Kinder dürfen das wunderliche Exemplar auch mal streicheln.

Noch bis 7. April in Kommern Jahrmarkt anno dazumal. Am Osterwochenende waren viele Besucher vor Ort – und Parkplätze knapp. 

Gaukler, Kirmesatmosphäre, Zuckerwatte und Schießbuden – wer sich in die Welt der Kirmes und Jahrmärkte, wie sie einst mal waren, zurückversetzen lassen will, der ist in den Osterferien im Freilichtmuseum in Kommern bestens aufgehoben. Denn hier findet, wie in jedem Jahr, der Jahrmarkt anno dazumal statt.

Vom Eingangsbereich, der Baugruppe Westerwald/Mittelrhein über die Ausstellungshalle „Wir Rheinländer“ bis zum „Marktplatz Rheinland“ erstreckt sich das Veranstaltungsgelände, das alles bereithält, was dereinst den Menschen auf den Jahrmärkten Vergnügen bereitet hat. Und wer dazu noch das glückliche Händchen hat, sich den Ostersonntag für den Ausflug nach Kommern auszusuchen, darf sich auch noch über trockenes Wetter bei angenehmen 18 Grad freuen.

Rund 6000 Besucher kamen am Ostersonntag ins Freilichtmuseum

Rund 6000 Menschen sind das in diesem Jahr. Was den Parkplatz am Freilichtmuseum schon früh über seine Kapazität hinaus füllt, so dass nicht nur der Ersatzparkplatz am Hellweg-Baumarkt, sondern auch die am Mühlenpark und Mechernicher Bahnhof genutzt werden. „Wir hatten damit gerechnet und einen Shuttle-Service eingerichtet“, sagt Dr. Carsten Vorwig, Chef des Museums.

Denn aufgrund des nassen Wetters der vergangenen Monate stehe die Wiese, die normalerweise beim Jahrmarkt als zusätzliche Parkfläche genutzt werde, nicht zur Verfügung. „Deshalb war die Kapazität von vorneherein eingeschränkt“, so Vorwig.

Zahlreiche Besucher stehen in Kommern beim Jahrmarkt anno dazumal vor einer Kimesbude. Rechts hinten ist ein Schausteller auf einer Leiter zu sehen.

Allein am Ostersonntag strömen rund 6000 Menschen nach Kommern, um den Jahrmarkt im Freilichtmuseum zu genießen.

Joachim Zell, in bunter Weste gekleidet, hält zwei Scherenschnitte in der Hand.

Fotografische Scherenschnitte mit einer Plattenkamera produzierte Joachim Zell

Doch nicht alle nutzen die bequeme Variante des Shuttleservices, viele sind auch zu Fuß unterwegs. Alle Besucher erwartet eine bunte Mischung aus Angeboten, die am Pingsdorfer Saal mit seinem historischen Krammarkt beginnt. „Jahrmarkt zur Kaiserzeit“ heißt der Schwerpunkt, der in der Baugruppe Westerwald/Mittelrhein angesiedelt ist. Hier können Museumsstücke aus der Frühzeit des mechanischen Volksvergnügens ausprobiert werden, etwa „Hau den Lukas“ oder die Wurfbude.

Scharlatan, Flohzirkus und Künstler begeisterten in Kommern

Auch der Flohzirkus von Carolin und Robert Birk ist wieder Anziehungspunkt für die Neugierigen. Muckelig warm ist es in ihrer kleinen Showbude, in der Bänke rund um eine kleine Arena gebaut sind. Groß ist das Staunen und auch das Gekicher, wenn klar wird, dass hier wirklich lebende Flöhe am Werk sind und Taten vollbringen, die, im Verhältnis zur Körpergröße gesehen, für uns Menschen unvorstellbar wären. So können die winzigen Insekten einen Meter weit springen.

„Wenn ein Mensch das könnte, könnte er in zehn Sprüngen einmal rund um die Erde kommen“, sagt Carolin Birk. Zweimal pro Tag müssen die Flöhe eine Blutmahlzeit haben, die ihnen vom Ehepaar Birk auf dem Unterarm serviert wird.

Eine Frau lehnt sich über ein Modellstädtchen und hält eine Lupe in der Hand.

In ihrem Flohzirkus arbeiten Carolin und Robert Birk mit Katzenflöhen.

Akrobaten und Karussels bestimmten das Bild des Historischen Jahrmarkts in Kommern

Akrobaten und Karussells bestimmen das Jahrmarkt-Bild.

„Früher wurde mit Menschenflöhen gearbeitet, doch die sind so gut wie ausgestorben“, erläutert Robert Birk. Deshalb arbeiten sie mit Katzenflöhen – die seien groß genug. Wenn sie ein halbes Jahr alt sind, kommen sie in den Zirkus, wo sie mit einer Drahtschlinge festgebunden werden. „Ein Glück, dass die Flöhe nicht wissen, dass sie auch rückwärts gehen können, sonst wären sie sofort aus der Schlinge draußen“, so Carolin Birk. Wagen ziehen, tanzen und Fußball spielen, das haben die Birks ihren Flöhen beigebracht.

Einen Schwerpunkt haben die Organisatoren am Marktplatz Rheinland aufgebaut. Hier lockten Riesenrad, Raupe, Schiffsschaukel und die historische Geisterbahn aus dem Jahr 1949. Auch die Gaukler haben hier ihren Standort. Neben Jens Ohle, Straßenkünstler aus Hamburg, ist es der Pariser Artist Gilbert, der Scharlatan.

Die Geisterbahn von 1949 sorgt für eine Portion Grusel 

Ohle schart mit viel Humor, dessen Zielscheibe er gerne selbst ist, und direkter Publikumsansprache eine große Menschenmenge um sich. Dass er dabei auch noch mit Leiter und Hochrad gelungene Artistik vorführen kann, steigert die Begeisterung seines Publikums noch. Auch Gilbert versteht es, die Leute zu faszinieren und um sich zu scharen. Mit viel Witz, Zauberei und Feuerspuckerei sorgt er für Unterhaltung.

Nervlich leicht erschüttert kommt der eine oder andere aus der historischen Geisterbahn. „Mir zittern immer noch die Beine“, sagt etwa der achtjährige Noah.

Ein Junge und ein Herr stehen an einem Messerschleifgerät.

Beim Messerschleifer lernt Jakob Robrecht aus Ahrweiler das Handwerk.

„Ich habe mich zweimal so sehr erschrocken, dass ich geschrien habe“, gibt seine Mutter Jasmin Ramann zu. Übers Internet ist die Bonner Familie bei der Suche nach einer Ausflugsmöglichkeit für Ostern auf das Freilichtmuseum gestoßen und hat sich auf den Weg gemacht.

Ebenfalls kräftig erschrocken hat sich Sylvia Erbe aus dem Bergischen Land auf der Geisterbahn. „Ich war schon vor ein paar Jahren beim Jahrmarkt“, berichtete sie. Auch damals habe es ihr gut gefallen: „Diesmal ist es eine andere Ausstellung, aber es gefällt es mir genauso gut wie beim letzten Mal.“

Am Museumsplatz warten mit dem Schwanenflug und dem Karussell zwei Fahrgeschäfte auf Kundschaft. Handpuppentheater zeigt das Theater Sternkundt von Ulrike Kundt und Joachim Stern in den Ausstellungshallen nebenan. „Kasperle und die Osterüberraschung“ hat etwa am Ostersonntag auf dem Programm gestanden.

Doch auch andere Stücke werden in dieser Woche, in der der Jahrmarkt noch offen ist, zu sehen sein. „Auch das mit den pupsenden Pferden?“, fragt ein Fan interessiert nach. Gute Nachricht für ihn: Auch dieses Stück wird im Laufe der Woche aufgeführt.


Noch bis 7. April ist im Kommerner Freilichtmuseum Jahrmarkt

Bis Sonntag, 7. April, ist der Jahrmarkt anno dazumal im LVR-Freilichtmuseum Kommern geöffnet. Für Besucher unter 18 Jahren ist der Eintritt frei, die Fahrgeschäfte und Attraktionen kosten allerdings und müssen in der Regel bar bezahlt werden. Auch die Artisten freuen sich über einen Obolus. Für Erwachsene kostet der Eintritt ins Museum während der Jahrmarktzeit 11,50 Euro. Weiter Informationen hier.

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