UmweltschutzJunge Leute simulieren in Euskirchen eine Klimakonferenz

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Die Schülerinnen und Schüler des Emil-Fischer-Gymnasiums auf einem Gruppenbild.

Den Elftklässlern gelang es, die Erwärmung bei 1,6 Grad zu stoppen.

Schülerinnen und Schüler des Emil-Fischer-Gymnasiums befassten sich mit dem Pariser Abkommen zur Klimakonvention. Am Ende brandete Jubel auf.

Lautstarker Jubel brandete unter den Anwesenden im Euskirchener Stadttheater auf, als die verwendete Computersoftware die Ergebnisse der letzten Abstimmung bekannt gab. In einer simulierten Klimakonferenz der Vereinten Nationen hatten die Schülerinnen und Schüler des Emil-Fischer-Gymnasiums über die Einhaltung des Pariser Abkommens zur Klimakonvention beraten und mit ihren letzten Entscheidungen das gesteckte Ziel sogar noch verbessern können.

Statt der vorgeschriebenen zwei Grad Erderwärmung innerhalb der ersten 100 Jahre seit der Industrialisierung gelang es den Elftklässlern, die Erwärmung bei 1,6 Grad zu stoppen, was eine Welle der Begeisterung zur Folge hatte.

In Euskirchen bildeten sich interessante Allianzen

Motiviert von diesen Zahlen, konnten auch die Veranstalter der gemeinnützigen Klimaschutzorganisation „myclimate“ ein positives Fazit nach den langen und hitzig geführten Debatten ziehen. „Die Diskussionen waren wirklich schön mit anzusehen und es war spannend, welche Allianzen sich während dieser Zeit gebildet haben“, sagte Projektleiterin Helena Niedenhoff: „Es sind viele gute Ideen erarbeitet und im Anschluss besprochen worden. Den Lohn der letzten Stunden sehen wir jetzt hier auf dem Bildschirm mit 1,6 Grad.“

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Bis zu diesem Ergebnis war das Projekt, das mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und durch die zentrale Servicestelle der Bundesregierung für zivilgesellschaftliches und kommunales Engagement, „Engagement Global“, gefördert wird, ein steiniger Weg für die Schülerinnen und Schüler. Per Losverfahren waren sie zunächst einer der insgesamt acht Gruppierungen zugewiesen worden, deren Interessen sie an diesem Vormittag vertreten sollten. Bereits diese Einteilung wurde mit zum Teil sehr gemischten Gefühlen aufgenommen.

Die Emil-Schüler mussten in ungewohnte Rollen schlüpfen

„Ich war in der Gruppe, die sich für den Erhalt von fossilen Brennstoffen als Energieerzeuger einsetzen sollte“, erklärte Leah Dück. Diese Aufgabe habe vor allem deshalb eine große Herausforderung dargestellt, weil sie sich, so die 17-Jährige, privat überhaupt nicht mit dieser Meinung anfreunden könne. „Außerhalb dieser Rolle würde ich in vielen Situationen anders argumentieren. Trotzdem hat es mir total geholfen, mich auch einmal mit der anderen Seite zu befassen.“

Ein Umstand, der aus Sicht der Elftklässlerin für häufig benötigte Kompromisse entscheidend sei. „Man macht sich im Alltag keine Vorstellung, wie viele Faktoren in so einer Diskussion eine Rolle spielen. Dafür war dieser Perspektivwechsel sehr wichtig.“

Die Gymnasiasten sollen lernen, wie wichtig ein weltweiter Klimaschutz ist

Trotz aller Kompromissbereitschaft waren die Schülerinnen und Schüler zu jeder Zeit darum bemüht, die Vorstellungen ihrer eigenen Gruppe durchzusetzen. Während sich der globale Süden für ein deutliches Wirtschaftswachstum einsetzte, drängte die Gruppe der Naturschützer darauf, dieses Wachstum durch eine hohe CO2-Steuer auszugleichen. Drohte eine Abstimmung mal nicht zugunsten der eigenen Ziele auszugehen, wurden in den Pausen zwischen den Diskussionsrunden Allianzen geschmiedet und Zugeständnisse in anderen Bereichen gemacht, um letztlich doch eine Mehrheit erzielen zu können.

Elftklässler sitzen in der Schulaula, einige halten ein Plakat mit dem Schriftzug „Der Globale Süden“.

Aufgeteilt in acht Gruppen mit unterschiedlichen Interessen, verhandelten die Schülerinnen und Schüler Fragen zum Umweltschutz.

„Unser Ziel bei diesem Projekt ist es, dass die Schülerinnen und Schüler frühzeitig erkennen, wie notwendig ein weltweiter Klimaschutz ist“, sagte Sven Focken-Kremer, Myclimate-Teamleiter für Marketing und Kommunikation. Ein wichtiger Aspekt sei zu erkennen, dass zur Einhaltung der Ziele ein einzelner Ansatzpunkt nicht ausreiche und stattdessen mehrere Stellschrauben neu ausgerichtet werden müssten, stimmte Helena Niedenhoff zu. „Es reicht beispielsweise nicht aus, nur auf erneuerbare Energien zu setzen. Zeitgleich muss auch der CO2-Ausstoß drastisch reduziert werden“, so die Projektleiterin.

In Euskirchen lief eine Software, die bei echten Klimakonferenzen eingesetzt wird

Wie genau sich ihre Beschlüsse auf das Klima auswirken würden, konnten die Teilnehmer dank einer am Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelten Software errechnen lassen. „Diese Software wird auch bei echten Klimakonferenzen eingesetzt und verdeutlicht den Schülern, welche Hebel die größte Wirkung erzielen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse können die Jungen und Mädchen dann später bei ihrem eigenen Werdegang, sei es in der Politik, der Wirtschaft oder allgemein in der Gesellschaft, einbringen. Denn die jungen Menschen von heute sind die Change-Maker von morgen.“

Mit ihrem Ergebnis von 1,6 Grad Erderwärmung wurden die Schülerinnen und Schüler belohnt. „Nach so vielen Stunden ist man schon ein wenig stolz, jetzt dieses Ergebnis zu sehen“, freute sich Leah Dück: „Es hat mir bewusst gemacht, dass auch die kleinen Schritte zählen und wir noch viel bewegen können, wenn wir uns alle dafür einsetzen.“

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