Radeln ohne AlterIn Hennef werden Testfahrer für Parallel-Tandem gesucht

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Der Verein „Radeln ohne Alter“ testet ein Parallel-Tandem für bis zu vier Personen. Erste Testfahrerin ist Marliese Herkt, die mit Christoph Lügering unterwegs ist. Die beiden starteten an der Curanum Seniorenresidenz.

Der Verein „Radeln ohne Alter“ testet ein Parallel-Tandem für bis zu vier Personen. Erste Testfahrerin ist Marliese Herkt, die mit Christoph Lügering unterwegs ist.

Der Verein hat bislang Rikschas eingesetzt, um hauptsächlich Seniorinnen und Senioren spazieren zu fahren. Jetzt sollen sie aber  mitstrampeln.

„Das nächste Mal fahren wir um den Allner See“, sagte Marliese Herkt mit einem Leuchten in den Augen. Sie ist eine der ersten Testfahrerinnen für das Parallel-Tandem gewesen, das der Verein „Radeln ohne Alter“ möglicherweise anschaffen will. Davor wird es eine Testphase geben, von Mitte April bis Ende Mai. Die Bürgerstiftung Altenhilfe Stadt Hennef fördert das Vorhaben. Immerhin kostet das Gefährt für diese Zeit 1290 Euro Miete bei einem münsterländischen Serviceanbieter.

Gesucht werden mobilitätseingeschränkte Einzelpersonen mit oder ohne Begleitung, Gruppen oder Institutionen. Bei den Tandemfahrten sind Ausflüge mit bis zu vier Personen möglich. Der Pilot sitzt links vorne und ist der Einzige, der lenken und bremsen kann. Die anderen können zwischendurch entspannt die Aussicht genießen und auch mal  die Füße ablegen.

Parallel-Tandem in Hennef: Nur der Pilot kann lenken und bremsen 

Gleichwohl heißt es Fahrradfahren auf Augenhöhe. Alle Passagiere treten so viel und so kräftig wie sie mögen. Deshalb haben die Beifahrer oder  Beifahrerinnen auch jeweils eine eigene Gangschaltung. Dadurch entscheiden sie selbst, wie viel Kraft sie beitragen können oder mögen. Sie addiert sich auf. Anders als bei der Rikscha, bei der die Passagiere vor dem Fahrer platziert sind, sind die Sitze beim Tandem nebeneinander montiert.

Die Menschen sitzen auf Augenhöhe nebeneinander.
Christoph Lügering, Vorstand des Vereins „Radeln ohne Alter“

Christoph Lügering, Vorstand des Vereins, hat sich ein solches Gefährt privat angeschafft und die ersten Touren schon hinter sich, unter anderem mit Marliese Herkt. „Sie haben da richtig mitgestrampelt“, lobte er die 90-Jährige. „Die Menschen sitzen auf Augenhöhe nebeneinander und können sich während der Fahrt unterhalten“, erläuterte er die Unterschiede zu den fünf anderen Fahrzeugen des Vereins. Alle sähen wie Radler aus, nicht wie Gäste, die kutschiert werden.

„Ich kann mir das gut vorstellen für Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen, Demenzerkrankungen, Sehbehinderungen oder Gleichgewichtsstörungen“, so Lügering weiter. Deshalb ist das „Fun2go“, so der Modellname des Herstellers Vanraam, mit einer Fußplatte zum Ablegen der Beine, Gurten, Fußschnallen und Armlehnen ausgestattet. „Das müssen wir alles haben“, erklärte der aktive Ehrenamtler.

Die Fußschnallen gehören zur Sicherheitsausstattung des Parallel-Tandems. Der Pilot sichert damit die Füße der Mitfahrenden.

Die Fußschnallen gehören zur Sicherheitsausstattung des Parallel-Tandems. Der Pilot sichert damit die Füße der Mitfahrenden.

Die komfortablen Schalensitze können mit individuellem Abstand eingestellt werden. Ein Elektromotor unterstützt die Anstrengungen der Pedaleure, eine 850 Wattstunden-Batterie ermöglicht einen ordentlichen Radius. Allerdings kostet ein solches Parallel-Tandem eine Menge Geld. Das Zugfahrzeug ist für rund 13.000 Euro zu haben, der Anhänger für zwei weitere Passagiere kostet inklusive der Anhängerkupplung noch einmal 8000 Euro.

Deshalb sucht der Verein Rückmeldungen von Menschen, die das Ding später einmal nutzen sollen. Er bietet individuelle Terminfindung an für den Zeitraum von Mitte April bis Ende Mai, zusätzlich zu den vier Rikscha-Terminen an den beiden Curanum-Einrichtungen, dem Kurhaus und dem Helenenstift.

Ein Elektromotor unterstützt die Radler insbesondere bei anstrengenden Steigungen.

Ein Elektromotor unterstützt die Radler insbesondere bei anstrengenden Steigungen.

Etwa 60 Mitglieder hat Radeln ohne Alter. Gut die Hälfte ist selbst als Fahrer oder Fahrerin im Einsatz und bietet Ausflüge an. Vier „normale“ Rikschas stehen zur Verfügung, eine weitere ist speziell für Rollstühle vorgesehen. Das Angebot wird gut angenommen, soll nun um das aktive Element des Mitstrampelns erweitert werden. 

„Rikscha ist auch schön“, sagte Herkt nach der Testfahrt, „aber das gefällt mir besser. Da komme ich raus in die Natur und kann mich dazu noch sportlich betätigen.“ Lügering fragt sie, ob sie denn noch mal mitfahren würde. „Ja sicher, unbedingt“, antwortete die rüstige 90-Jährige ohne Zögern.

Rikscha ist auch schön, aber das gefällt mir besser.
Marliese Herkt, erste Testfahrerin (90) über das Parallel-Tandem.

Der Verein wird den Test bei der Seniorenmesse am 20. April in Hennef vorstellen, am 27. April bei Radeln für alle in der Meys Fabrik. Wer mitmachen will, kann sich unter 02242/905445 melden. Lügering hat eine Vision, sollte er selbst einmal im Seniorenzentrum wohnen: „Wenn ich hier bin, wünsche ich mir 20 Stück davon in Hennef.“

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