Stadt der 100 DörferZwei 80-Jährige besuchten alle Hennefer Dörfer – Heft gedruckt

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Blick über ein landwirtschaftliche Wiese auf ein Gehöft mit einem Schild im Vordergrund, das den Weg zum Dorf Knippgierscheid zeigt.

Ganz Hennef mit allen 123 Ortschaften, Weilern und ehemaligen Wohnplätzen haben Norbert Maibaum und Hans-Georg Jülichmanns bereist, darunter das Dorf Knippgierscheid.

Norbert Maibaum und Hans-Georg Jülichmanns haben alle Hennefer Ortschaften besucht und ein kleines Hennef-Lexikon geschaffen.

Stadt der 100 Dörfer wird Hennef gern genannt wegen seiner vielen Außenorte. Jedoch dürfte es nur sehr wenige Hennefer geben, die schon einmal in allen Dörfern und Weilern gewesen sind. Genau das können Norbert Maibaum und Hans-Georg „Schorsch“ Jülichmanns von sich behaupten.

„Schorsch hatte die Idee“, erzählt Maibaum. Die beiden 81-Jährigen treffen sich jeden Mittwoch auf einen Kaffee in einem der Hennefer Cafés, um über Gott und die Welt zu plaudern. „Sollen wir nicht mal alle Orte in Hennef besuchen?“ Mit dieser Frage brachte Jülichmanns im Spätherbst 2022 den Stein ins Rollen.

Die drei Männer Karlheinz Becker, Hans-Georg Jülichmanns und Norbert Maibaum, 78, 81 und 81 Jahre alt, sitzen an einem Tisch. Einer hält das Heft mit dem Titel „Hennef mit seinen Dörfern“ in der Hand

Ein kleines Hennef-Lexikon haben Karlheinz Becker, Hans-Georg Jülichmanns und Norbert Maibaum (v.l.) geschaffen.

Die Idee wurde ausgesponnen. Mit Fotos aus allen Dörfern, so die nächste Überlegung der beiden Männer, könnte man eine Art Bierzeitung gestalten und die an Freunde verschenken. Oder die ganze Sache sogar in Druck geben und einem guten Zweck widmen. Am Ende stand der Plan, eine Broschüre zu drucken und diese zu Gunsten der Kinder- und Jugendstiftung Hennef zu verkaufen.

Erlös aus dem Verkauf geht an die Kinder- und Jugendstiftung

Maibaum und Jülichmanns holten Karlheinz Becker mit ins Boot. Alle drei kennen sich seit Jahrzehnten vom Fußball; Becker ist als gelernter Schriftsetzer Experte, wenn es ums Drucken geht. Der 78-Jährige macht zum Beispiel das Layout des FC Hennef-Magazins, für das Maibaum wiederum die Texte schreibt. Den Vorschlag, die Tour de Hennef nur mit Fotos der Ortsschilder zu bebildern, verwarf Becker: „Das sieht ja aus wie Harry.“ Er erinnerte sich daran, dass sein Sohn Michael vor gut zehn Jahren einmal mit der Kamera in Hennef unterwegs war. Auch er selbst konnte einige Bilder von ortsbildprägenden Gebäuden beisteuern.

Hanf mussten wir dreimal anfahren.
Norbert Maibaum zum Schilderklau in der Ortschaft

In den Monaten von März bis September 2023 waren Jülichmanns und Maibaum in ihrer Mission unterwegs. An rund zehn Tagen klapperten die damals 80-Jährigen die Dörfer ab. Sie kamen dabei sogar auf 123 Stationen, weil sie auch alte Siedlungsplätze wie Doppelsgarten (ein früherer Ortsteil von Uckerath) oder das heute zu Lichtenberg zählende Hundseich berücksichtigten.

Die beiden Senioren haben Hennef zwar nicht von A wie Adscheid bis Z wie Zumhof durchwandert, sondern fuhren mit dem Auto, sind aber überall ausgestiegen. Denn ihrer Idee, immer ein Schild zu fotografieren, blieben sie treu. „Hanf mussten wir dreimal anfahren“, berichtet Maibaum. Bekanntlich wurde dort immer wieder das Ortsschild gestohlen. Erst beim dritten Versuch hatten die Männer Glück.

Das war schon ein kleines Abenteuer.
Hans-Georg Jülichmanns zum Abstecher nach Altglück

Natürlich stand auch Altglück, wo nur ein Einwohner gemeldet ist, auf der Reiseliste. „Das war schon ein kleines Abenteuer“, sagt Jülichmanns. Die Zufahrt zu dem versteckt im Wald gelegenen Anwesen sei sehr schmal gewesen, „und alles war umzäunt“, so Maibaum. Den einzigen Altglücker sahen sie nicht. Jülichmanns: „Wir waren da, aber auch schnell wieder weg.“ 

Insbesondere die kleinen Weiler waren eine Herausforderung

Nicht immer fanden die beiden auf Anhieb ihre Ziele. Straßenkarte, das „Navi“ und selbst nach dem Weg gefragte Einheimische konnten ihnen mitunter nicht helfen. Insbesondere die kleinen Weiler waren eine Herausforderung. Bisweilen gerieten Maibaum und Jülichmanns auf Wald- und Wiesenwege, die sonst nur von Landwirten genutzt werden.

Ein Blick auf eine Doppelseite des Hefts. Kurze Texte zu den Hennefer Ortschaften sind mit Fotos von Gebäuden und Ortsschildern bebildert.

In dem Heft sind 123 Ortschaften dokumentiert, bebildert mit Fotos von Gebäuden und Ortsschildern.

„Aber wir haben dann doch alles gefunden“, heißt es im Vorwort des jetzt vorliegenden Heftes „Hennef mit seinen Dörfern“. Auf 24 Seiten im DIN-A4-Format sind sämtliche Wohnorte Hennefs dokumentiert, bebildert mit Aufnahmen der Beckers und Ortsschildern. Steckbriefartig sind Angaben wie Einwohnerzahl und Höhe über dem Meeresspiegel zu jeder Ortschaft notiert und bei den meisten auch Geschichtliches. 

Die Broschüre beinhaltet auch ein Who-is-Who von Hennef

Norbert Maibaum hat in Fleißarbeit eine Menge Interessantes zusammengetragen, zum Beispiel, dass das zuletzt unbewohnte Gehöft Burghof nach dem Krieg ein „Freibad“ hatte. So ist ein kleines Hennef-Lexikon entstanden, inklusive eines Who-is-Who. Denn auch (lokale) Prominente, die in Hennef wohnen oder gewohnt haben, sind aufgeführt. Etwa der Fußballer Thomas „Icke“ Häßler in Bödingen, der im vergangenen Herbst gestorbene TV-Talkmaster Hans Meiser in Lanzenbach oder die Sängerin Kim Petras in Uckerath.

In einer ersten Auflage haben Maibaum, Jülichmanns und Becker 300 Exemplare drucken lassen. Es gab auch schon einige Leserreaktionen. Dabei viel Dank und der Hinweis, dass Häßler nicht in Bödingen, sondern in Altenbödingen gewohnt habe. Damit kann Maibaum gut leben: „Das zeigt, dass die Leute das Heft gewissenhaft lesen.“,

Verkauft wird die Broschüre zum Stückpreis von fünf Euro, der Erlös geht an die Kinder- und Jugendstiftung. Bei entsprechender Nachfrage werde nachgedruckt. Wer das Heft Hennef mit seinen Dörfern haben möchte, kann sich per E-Mail an Norbert Maibaum wenden.


Während Karlheinz Becker nach eigenen Worten „Ur-Hennefer“ ist, sind Hans-Georg Jülichmanns und Norbert Maibaum Zugezogene; der Erstgenannte stammt aus der Eifel, der andere ist gebürtiger Ostpreuße.  Auf die Frage, welche der (mindestens) 100 Hennefer Ortschaften sie besonders reizvoll finden oder sich sogar als Wohnort vorstellen können, gab es unterschiedliche Antworten.

„Da ist zum Beispiel Röttgen oder Schächer, wo das Elternhaus meines Vaters gestanden hat“, sagt Becker, der in Geistingen wohnt. Maibaum schüttelt den Kopf und erklärt: „Ich bin froh, Geisbacher zu sein.“ Schön sei es vielleicht auch in Geistingen und in Edgoven oben am Bürgerberg. Und Jülichmanns fühlt sich im Zentralort-Nord wohl, dort will er nicht weg.

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