DemonstrationSchüler und Lehrer wehren sich in Lohmar gegen U-Turns vor dem Gymnasium

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Auf einem Transparent mit der rot durchgestrichenen Aufschrift U-Turn stehen zahlreiche Schülerinnen und Schüler. Sie kamen zu der Demonstration für einen sicheren Schulweg und gegen U-Turns. Drei Menschen waren angemeldet, es kamen rund 40.

Zahlreiche Schülerinnen und Schüler kamen zu der Demonstration für einen sicheren Schulweg und gegen U-Turns. Drei Menschen waren angemeldet, es kamen rund 40.

Statt der angemeldeten drei Teilnehmer kamen etwa 4o. Zahlreiche Autofahrer wendeten trotzdem über die durchgezogene Linie.

Boris Wolter nerven die U-Turns vor dem Gymnasium Lohmar. Autofahrerinnen und Autofahrer wenden über die durchgezogene Linie, gefährden andere, vor allem Radfahrer und Fußgänger. Der Lehrer kann ein Lied davon singen: Im Dezember 2022 wurde er als Radler bei einem solchen Wendemanöver angefahren. Sein Ellbogen schlug durch die Scheibe, plötzlich saß er auf dem Rücksitz des Wagens.

„Ich bin als Sicherheitsbeauftragter der Schule verantwortlich für die Schülerinnen und Schüler“, sagte er am Freitagmorgen. Er hatte zu einer Demonstration aufgerufen, um seinem Anliegen Gehör zu verschaffen. Angemeldet waren drei Teilnehmer, am Ende kamen rund 40 - Schüler, Lehrer, Politikerinnen und Eltern. Eine knappe halbe Stunde „begrüßten“ sie die ankommenden Fahrzeuge mit Plakaten und Spruchbändern.

Boris Wolter (l.) hatte aufgerufen. Etliche Mitstreiterinnen und Mitstreiter unterstützen ihn bei seinem Vorhaben. Hier stehen sie auf einem Weg, der zum Gymnasium führt, Wolter hält ein Plakat in den Händen mit der Aufschrift: „Für einen sicheren Schulweg - U-Turns sind tabu!“

Boris Wolter (l.) hatte aufgerufen. Etliche Mitstreiterinnen und Mitstreiter unterstützen ihn bei seinem Vorhaben.

Zuvor hatte er bereits Politik und Polizei angesprochen und Abhilfe der seiner Ansicht nach unzumutbaren Zustände gefordert. Geduld ist möglicherweise nicht seine Stärke, es geht ihm nicht schnell genug. Und es war für ihn schwer auszuhalten, dass Polizisten bei Kontrollen und auch an diesem Morgen nicht jedem ein Verwarngeld verpassten, der die Regeln brach. Denn ungeniert wendeten immer wieder Fahrerinnen wie Fahrer über die durchgezogene Linie, trotz Polizeipräsenz. 

Die Teilnehmer dachten bereits über eine Wiederholung der Aktion nach

Wolter und die Demonstrierenden pfiffen sie aus und beklatschten ihr Verhalten. Dem einen oder anderen war durchaus anzumerken, dass ihn oder sie das zum Nachdenken brachte. Gisela Becker von der SPD schlug vor, bei einem nächsten Mal Rote Karten zu verteilen. Immerhin dachten einige über eine Wiederholung der Aktion nach.

Auch Anja Bernoth machte dieses Verhalten spürbar ungehalten. „Die Eltern haben alle einen Führerschein gemacht und halten sich trotzdem nicht an die Verkehrsregeln“, sagte die Lehrerin. „Das ist unverantwortlich. Vielleicht sollten sie eine Minute früher losfahren, um auf dem großen Parkplatz ordnungsgemäß zu drehen.“

Etwa 80 Autos machen jeden Morgen den U-Turn.
Boris Wolter, Lehrer und Sicherheitsbeauftragter

Wolter sagte, er habe die Situation über längere Zeit beobachtet. „Etwa 80 Autos machen jeden Morgen den U-Turn“, resümiert er. Bei der Stadt ist er vorstellig geworden und hat um Maßnahmen geworben. Als jetzt noch immer nichts passiert ist, hat er eine Demonstration angemeldet, um über die Öffentlichkeit Druck zu machen.

Dabei hat die Verwaltung offenbar schon reagiert. „Es gibt wohl Zusagen“, sagte SPD-Frau Becker, „da will ich mal nachhaken.“ Kurz nach der Auflösung der Versammlung kam Bürgermeisterin Claudia Wieja (Bündnis 90/Die Grünen). Sie bestätigt, dass sogenannte „Leit boys“ schon beschafft seien, einzig das Befestigungsmaterial fehle noch, solle aber in Kürze kommen.

Ein Auto dreht auf der Straße, die zum Lohmarer Gymnasium führt. Trotz Polizeipräsenz und Demonstration wendeten zahlreiche Autos über die durchgezogene Linie.

Trotz Polizeipräsenz und Demonstration wendeten zahlreiche Autos über die durchgezogene Linie.

Damit könnten die U-Turns erschwert werden. Dass das passieren solle, wisse Wolter aber, sagte Wieja. Die Polizei, die die Demo begleitete, sprach noch eine andere Empfehlung aus: die Anordnung eines absoluten Halteverbots. Denn derzeit gibt es vor der Schule nur ein eingeschränktes Halteverbot, angezeigt per Schild, und das allein zählt. Dürften Autos dort nicht mehr halten, wäre möglicherweise auch das Problem mit dem Wendemanöver vermindert.

Die Schülerinnen und Schüler jedenfalls zeigten sich von der Aktion begeistert. Sie würden sich gern weiter engagieren, denn sie hätten beobachtet, dass trotz deutlicher Aufforderung und Polizei vor Ort immer noch viele auf der Straße drehten. Man solle das bis zu den Sommerferien jeden Tag machen, waren sich Jana und Johannes, beide zwölf Jahre alt, einig. Wolter sagte zu, er wolle darüber nachdenken - als „Fridays for sicheren Schulweg“.

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