Deckenrisse im TheaterSchauspieler der Studiobühne Siegburg suchen händeringend Räume

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Eine Häuserzeile spiegelt sich in der Fensterfront eines weiteren Hauses

Die Wiedereröffnung der Studiobühne ist fraglich, nachdem in der Erdgeschossdecke Risse festgestellt wurden.

Hinter der Rückkehr in die Studiobühne steht ein dickes Fragezeichen. Der Theaterchef sorgt sich um seine Mitarbeiter – und dringend benötigte Fördergelder.

Die Durststrecke für Theaterchef Rene Böttcher, seine Ensembles, für Schülerinnen und Schüler nimmt einfach kein Ende: Nachdem wegen der Sanierung Aufführungen in die Aula Alleestraße und sogar ins Kurtheater Hennef verlegt werden mussten, steht jetzt hinter der Rückkehr in die Studiobühne ein bedrohliches Fragezeichen.

In der Decke über den Räumen im Erdgeschoss sind Risse festgestellt worden, sodass jetzt mit Tests deren Belastbarkeit geprüft werden muss. Ergebnisse solle es frühestens im Mai geben. Das Gebäude aus den 1930er Jahren gilt als einziger Vertreter des Bauhausstils in Siegburg.           

„Das ist viel zu spät für uns“, so Böttcher, ich muss jetzt eine Spielzeit planen. Darauf warten, was bei den Testungen herauskommt und ob schlimmstenfalls zeitraubende Instandsetzungsarbeiten angesetzt werden müssen, könne er jedenfalls nicht.

Die Planungssicherheit für die Siegburger Bühne fehlt

Zum einen müsse er an die Bezahlung von rund 20 Mitarbeiterinnen du Mitarbeitern denken, und dafür sei er auf Einnahmen aus den Aufführungen angewiesen. Zum anderen brauche er Planungssicherheit, um Fördergelder zu beantragen und das Bürgertheaterangebot mit dem Verein Theaterschatz aufrechtzuerhalten.

Ein Mann im Frack mit einem Kontrabass

Der Kontrabass mit Theaterleiter René Böttcher in der Studiobühne

„Wir sind vertragliche Vereinbarungen mit Regisseuren und Verlagen eingegangen“, so Böttcher, und für die Spielzeit 2024/2025 solle ab dem 8. April geprobt werden. Das sei in den von der Stadt gestellten Räumen Am Turm auch möglich – Endproben und Aufführungen aber nicht. „Wir müssen im August auf jeden Fall eine Bühne haben“, betont Böttcher. 

Acht Spaten in einem Sandhaufen, dahinter Raumcontainer

Spatenstich für den Bildungscampus Neuenhof im August 2023: Ende 2027 soll auch der Theaterschatz hier sein neues Domizil bekommen.

Bei der Suche nach einer Bühne setzt Böttcher jetzt auf die Siegburgerinnen und Siegburger. Wer immer von geeigneten Räumen wisse oder vielleicht sogar habe, sei aufgerufen sich zu melden: „Wir brauchen etwa 160 Quadratmeter Fläche, zwei Nebenräume für Garderobe und Lager sowie Toiletten.“ Denkbar sei ein leerstehendes Ladenlokal, eine Industriehalle oder eine alte Gaststätte, wichtig eine zentrale Lage und die Anbindung an den ÖPNV.  Sollte sich in Siegburg nichts finden, käme auch eine Nachbarkommune infrage.   

120 Aufführungen auf dem Spielplan 

 Schwierig sei die Aula des Gymnasiums Alleestraße, in der rund 35 Aufführungen stattgefundenen hätten, vor allem wegen der letztlich entscheidenden Verfügbarkeit.  „Vor Corona hatten wir rund 120 Aufführungen im Spielplan“, so Böttcher. Zuletzt sei es vielleicht noch ein Drittel gewesen.

Noch in weiter Ferne ist die Eröffnung der neuen Räume am Bildungscampus Neuenhof, die die Studiobühne, die Schauspielschule Siegburg und das Theater Tollhaus für Kinder und Jugendliche, das unlängst noch um die Jugendkunstschule ergänzt wurde, beziehen sollen.  Der zuständige Projektleiter Stefan Langerbeins geht nach wie vor von der Eröffnung im November 2027 aus.

Böttcher betont, die Studiobühne sei zu einer „bekannten Marke“ geworden, nicht nur in Siegburg, sondern im gesamten Rhein-Sieg Kreis. Immer wieder sei er auf die Wiedereröffnung angesprochen worden.  Schauspielschule und Bürgertheater bringen es derzeit auf jeweils 36 Schülerinnen und Schüler respektive Mitglieder, das Theater Tollhaus auf rund 100 Kinder und Jugendliche. 250 Unterstützerinnen und Unterstützer zählt der Förderverein.  Vor kurzem erst hatte Böttcher Überlegungen für Projekte im leerstehenden Kaufhof vorgestellt.

Junge Schauspieler in Mülltonnen und Einkaufswagen

Die Inszenierung „Müll 2.0 Marktplatz We’re Burning Now“ erregte 2019 Aufsehen und holte den ersten Platz bei einem bundesweiten Jugendkunstwettbewerb.

„Der Theaterschatz ist das, was der Name sagt. Ein Schatz für Siegburg“, heißt es auf Anfrage der Redaktion aus der städtischen Pressestelle: „Nicht nur auf kulturellem Gebiet, auch im Rahmen der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die nach Corona wichtiger denn je ist und am Schulstandort Neuenhof bestens aufgehoben.“

Daher nehme die Stadt dort auch vier Millionen Euro in die Hand, um das Theater in das entstehende Bildungsensemble einzugliedern und trage in der Zeit der Sanierung des VHS-Studienhauses die Unterbringungskosten für die großzügigen Proben-Räumlichkeiten „Am Turm“.

Dornröschen im Johannisgarten

„Wir freuen uns auf das eben genehmigte Märchen-Gastspiel der Studiobühne im neuen Johannisgarten auf dem Michaelsberg“, bekundet Pressesprecher Jan Gerull zudem. Vorgesehen sind ab dem 3. Mai Inszenierungen des Dornröschen-Stoffs, „poetisch, zauberhaft und humorvoll“, heißt es in der Ankündigung der Studiobühne.  

„In Sachen Bühne bleibt abzuwarten, was die Überprüfungen der Bauschäden am Studienhaus ergeben“, so Gerull weiter. Die Verwaltung stehe auf mehreren Ebenen dauerhaft mit René Böttcher und dessen Frau Claudia, die die Geschäfte führt, in Kontakt.

Optionen in städtischen Immobilien

„Wir sind zuversichtlich, dass selbst bei einer längerfristigen Unbespielbarkeit der etablierten Studienhausbühne Lösungen für Auftritte gefunden werden. Wir sondieren bereits mehrere Optionen in städtischen Immobilien.  Auch bündeln wir, um schneller und zielführender agieren zu können, bei uns im Hause die Verantwortlichkeit bezüglich Anfragen der Studiobühne.“


Trotz der besorgniserregenden Nachrichten zur Studiobühne will der Theaterschatz sein 20-jähriges Bestehen feiern. Dazu gibt es am 22./23. Juni einen Tag der offenen Tür im Theater Tollhaus Am Turm auf dem Phrix-Gelände. Im Kalender steht auch die Wiedereröffnung der Studiobühne zum 31. August mit einem vielfältigen Programm „von Märchen für unsere jüngsten Zuschauer bis hin zu Jugendstücken, Komödien und mehr“, so die Ankündigung. Nähere Informationen im Internet.   

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