WaldjugendspieleKleine Experten aus dem Kreis Euskirchen hatten in Nettersheim großen Spaß

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Ein Greifvogel fliegt mit einem der Preise in den Klauen auf Karl Fischer vom Wildfreigehege und ein Kind zu. Andere Schülerinnen und Schüler schauen zu.

Überbracht wurden die Siegerpreise von Vögeln aus dem Wildfreigehege Hellenthal, die Gehegechef Karl Fischer beaufsichtigte.

Mehr als 1300 Schülerinnen und Schüler nahmen an den ersten Waldjugendspielen nach der Pandemie teil. Wieder gab es Preise zu gewinnen. 

Herumtoben in der freien Natur, entdecken, erforschen und den Erwachsenen Löcher in den Bauch fragen – welches Kind zieht dieses Programm nicht dem tristen Schulalltag im Klassenraum vor. Ganz offensichtlich die fünf Klassen, die zur Abschlussveranstaltung der Waldjugendspiele 2023 in das Holzkompetenzzentrum gekommen waren. Für sie ging es darum, einen Gutschein für einen weiteren Erlebnistag zu gewinnen.

Aus den 59 Klassen aus dem Kreis Euskirchen, die im Herbst an den Waldjugendspielen teilgenommen hatten, waren sechs Klassen ausgelost worden, die nach Nettersheim kommen und mitmachen durften. Mehr als 1300 Schüler hatten an dem Aktionstag teilgenommen, der zum ersten Mal nach dem Corona-Lockdown wieder durchgeführt werden konnte. Eine Klasse konnte allerdings nicht kommen.

Die Waldjugendspiele fanden an drei Orten im Kreis Euskirchen statt

„Für uns ist der Tag der Waldjugendspiele ein besonderer“, sagte Chantal Schwerdt. Sie ist Fachbereichsleiterin Hoheit im Regionalforstamt Hocheifel/Zülpicher Börde. Rund 30 Mitarbeiter des Forstamtes seien in die Durchführung der Waldjugendspiele eingebunden. Parallel an drei Veranstaltungsorten wurden die Spiele durchgeführt: an der Hardtburg bei Euskirchen, im Freilichtmuseum Kommern und am Jugendwaldheim in Urft.

Ein Junge hat mit einem Ball einen Stapel Dosen umgeworfen. Andere Kinder schauen zu.

Beim Dosenwerfen entschied sich, welchen Preis die Schulklassen gewannen.

„An jedem dieser Orte wurde ein Parcours mit mehreren Stationen aufgebaut. Und die Schüler erhielten einen Fragebogen, den sie ausfüllen mussten“, erläuterte Schwerdt. Dabei sei es um Tiere im Wald, aber auch um die Bestimmung von Bäumen und auch um Waldarbeit gegangen. Vor allem werde der Spaßfaktor großgeschrieben, um Gewinnen gehe es dabei nicht.

„Den besten Waldkenner gibt es nicht, auch die alten Hasen lernen immer wieder etwas Neues dazu“ sagte sie. Nach drei Jahren Pause, in denen die Durchführung der Waldjugendspiele nicht erlaubt gewesen sei, sei es aufregend gewesen, die Veranstaltung wieder auf die Beine zu stellen, erläuterte Schwerdt. Alles habe neu organisiert werden müssen.

Die Kinder hatten in Nettersheim großen Spaß

Bei den fünf Schulklassen, die sich auf Pfaffenbenden am Holzkompetenzzentrum versammelten, war die Freude über die Teilnahme groß. „Bei uns ist der Wald ab der Klasse 1 im Lehrplan verankert“, sagte Christoph Braun von der Grundschule Hellenthal. Insofern sei das Thema „Wald“ nicht ungewöhnlich für die Schüler gewesen. Darum habe für diese der Fokus mehr auf dem Wettkampf gelegen. „Die fanden die Waldjugendspiele super“, sagte er.

Auch für die Klasse von Susanna Janssen aus der Gemeinschaftsgrundschule Satzvey hat der Wald keine Terra incognita dargestellt. „Unsere Kinder sind alle sehr ländlich geprägt und kennen sich gut im Wald aus“, sagte sie. Spannend gefunden hätten sie aber, etwas über den Förster und seine Ausrüstung zu erfahren.

Für viele Kinder aus dem Kreis Euskirchen war es der erste Besuch im Wald

Ein Bild, das sich so verallgemeinern lasse, bestätigte der Leiter des Regionalforstamtes Hocheifel/Zülpicher Börde, Christoph Böltz. „In ländlichen Regionen hatten die Kinder oft bereits Kontakt mit dem Wald, aber in den Städten sieht das anders aus“, erläuterte er. Dort sei es für viele Kinder das erste Mal, dass sie in den Wald gehen. „Die erste Frage ist immer die nach Tieren“, sagte er. Es sei zu merken, dass diese Kinder mit ihren Vorkenntnissen über den Wald ein Grundwissen hätten.

Grundsätzlich würden sich die Kenntnisse vor allem auf die Bereiche Erholung und Naturschutz erstrecken. Die wirtschaftliche Nutzung des Waldes sei ihnen kaum bewusst. „Das ist aber auch kein Schwerpunkt“, betonte er. Vor allem gehe es um den Schutz des Waldes. Und um das, was dort erlebt werden könne.

Die Kinder nehmen die Eltern mit in den Wald 

„Für uns vom Landesbetrieb Wald und Holz sind die Waldjugendspiele ein Bestandteil der Umweltpädagogik“, sagte Böltz. Seit eine Studie 1998 die Entfremdung der Kinder von der Natur festgestellt habe, seien der Landesbetrieb und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) eine Kooperation eingegangen, ergänzte deren Landesvorsitzender Gerhard Naendrup.

„Es ist wichtig, die Kinder möglichst früh an den Wald heranzuführen“, betonte auch der Kreisvorsitzende Clemens Pick. Oft könne der Eindruck gewonnen werden, die Kinder seien noch nie dort gewesen. Doch nach den Waldjugendspielen würden sie dann ihre Eltern in den Wald schleppen. „Das sind bleibende Erinnerungen der Kinder“, so Pick. Auch Sebastian Wexel vom Schulaufsichtsamt lobte das Konzept. „Wir finden die Kooperation mit den Waldjugendspielen toll, das ist eine gesellschaftliche Aufgabe“, sagte er.

„Der Termin für die Spiele wurde dazu auch noch spät angekündigt, so dass oft auch keine Busse mehr verfügbar waren“, schilderte Schwerdt eine andere Problematik. Für das nächste Jahr werde versucht, Spenden zur Deckung der Fahrtkosten zu akquirieren, damit wieder mehr Klassen an den Waldjugendspielen teilnehmen könnten, stellte sie in Aussicht.

Ein Wermutstropfen allerdings sei gewesen, dass es für viele Schulklassen unmöglich gewesen sei, an den Waldjugendspielen teilzunehmen, weil sie die Fahrtkosten für die Busse nicht hätten aufbringen können, bedauerte Böltz. „Tatsächlich konnte eine der sechs Klassen heute nicht nach Nettersheim kommen, weil der Bus nicht finanziert werden konnte“, sagte er.


Zehntausende nehmen jährlich teil

Zum ersten Mal wurden Waldjugendspiele im Jahr 1970 in Bayern von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) veranstaltet. In NRW fanden sie zum ersten Mal 1977 in Düsseldorf statt. Mittlerweile werden sie bundesweit durchgeführt. In NRW werden die vierten Klassen der Grundschulen zur Teilnahme eingeladen.

Seit 1998 finden die Waldjugendspiele in einer Kooperation des Landesbetriebs Wald und Holz und der SDW statt, teilte der Landesvorsitzende Gerhard Naendrup mit. Seitdem nähmen landesweit zwischen 30 000 und 40 000 Kindern an der Aktion teil, die damit rund ein Viertel der Grundschüler erreiche. „Das ist eine Erfolgsgeschichte“, sagte er.

An der Abschlussveranstaltung in Nettersheim nahmen die Grundschule Hellenthal, die GGS Marmagen, die GGS Satzvey, die GGS Flamersheim und die Paul-Gerhardt-Schule aus Euskirchen teil. Die ebenfalls eingeladene Chlodwig-Schule aus Zülpich konnte mangels Transfermöglichkeit nicht dabei sein. Mit Dosenwerfen wurde ermittelt, welche Klasse welchen der fünf ausgelobten Gutscheine bekommen sollte.

Zu gewinnen gab es einen Tag im Natur-Hochseilgarten in Nettersheim, Waldführungen mit Förstern, eine Teilnahme an einem Aktivprogramm im Naturzentrum Eifel und einen Tag im Jugendwaldheim in Urft. (sev)

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