Großes StühlerückenRhein-Bergs Rathäuser und das Kreishaus suchen neue Chefs

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Wahrscheinlich werden in der nächsten Legislaturperiode alle Rathäuser in Rhein-Berg neue Chefs bekommen.

Wahrscheinlich werden in der nächsten Legislaturperiode alle Rathäuser in Rhein-Berg neue Chefs bekommen.

Die schwierige Suche nach Chefs in den Kommunen und beim Kreis wird die Politik in den nächsten Wochen und Monaten beschäftigen.

Schon jetzt, lange bevor die Wählerinnen und Wähler bei der Kommunalwahl im Herbst 2025 Gelegenheit haben, ihr Kreuzchen auf dem Stimmzettel zu machen, steht fest, dass viele Chefsessel in den Rathäusern neu besetzt werden. Denn bereits im Vorfeld haben einige der derzeitigen Amtsinhaber angekündigt, nicht erneut kandidieren zu wollen. Ein Überblick:

Bergisch Gladbach: Bürgermeister Frank Stein (SPD) kündigte Ende März an, nicht erneut zu kandidieren. Als Grund nannte er den Gesundheitszustand seiner Frau, um die er sich mehr kümmern wolle. Steins Ankündigung kam nicht ganz unerwartet - aber nun stellen sich für alle Parteien neue Fragen. Stein war der gemeinsame Kandidat von Grünen, SPD und FDP gewesen.

Frank Stein sitzt in seinem Büro und hebt die Hände.

Frank Stein tritt nicht mehr an.

Dieses Bündnis gibt es so nicht mehr, aber Grüne und SPD arbeiten im aktuellen Rat weiter eng zusammen. Ob sie das auch im neuen Rat tun wollen, ist offen. Da müssen sich die Parteien noch sortieren. Klar ist nur, dass die CDU einen eigenen Kandidaten aufstellen will und den - aus Sicht der CDU - Betriebsunfall eines sozialdemokratischen Bürgermeisters korrigieren will.

Der Verzicht von Stein macht einen CDU-Bürgermeister wahrscheinlicher, da Stein in weiten Teile der Stadtgesellschaft Fuß gefasst hat. Noch hat die CDU keinen Kandidaten gekürt. So steht in Bergisch Gladbach nur eines fest: Es wird einen neuen Bürgermeister oder Bürgermeisterin geben.

Rösraths Bürgermeisterin muss noch um Unterstützung bangen

Rösrath: Bürgermeisterin Bondina Schulze (Grüne) hat bereits im letzten Sommer angekündigt, dass sie 2025 erneut kandidieren will. Wieviel Rückhalt sie dabei findet, ist aber unklar: Ihre Partei, die Grünen, wollen erst im Herbst entscheiden, ob sie Schulze unterstützen oder nicht. Ob eine mögliche parteiunabhängige Kandidatur der Amtsinhaberin aussichtsreich wäre, ist zumindest zweifelhaft:   Eine Popularität wie die des früheren Bürgermeisters Dieter Happ (SPD), der 2004 als Unabhängiger antrat und gegen die SPD-Kandidatin Renate Preising sowie den CDU-Kandidaten Wolfgang Büscher haushoch siegte, kann Schulze nicht in die Waagschale werfen.

Unterdessen hat sich die CDU Rösrath auf Kandidatensuche begeben, bis Ende 2023 konnten die Mitglieder Vorschläge machen. Ein Ergebnis hat sie aber noch nicht bekannt gegeben, offenbar soll ein Kandidat oder eine Kandidatin nicht zu früh ins Rennen gehen. Die CDU hat aber zumindest klar gemacht, dass sie eine Person mit Verwaltungserfahrung und mit Erfahrung vor Ort sucht. Damit ist die Auswahl begrenzt.

Zu hören ist immerhin, dass der frühere CDU-Bürgermeister Marcus Mombauer, der 2020 gegen Bondina Schulze scheiterte, eine erneute Kandidatur nicht von vorneherein ausschließt. Mögliche Konkurrenz für Schulze könnte es auch von SPD, Fors-Park, FDP und Linke geben, die im Stadtrat zusammenarbeiten und sich womöglich auf einen gemeinsamen Personalvorschlag verständigen.

Overath: Bürgermeister Christoph Nicodemus (parteilos) wird sich nicht zur Wiederwahl stellen. Diesen Schritt begründete er mit seiner Gesundheit. Er kämpfe seit zwei Corona-Infektionen Anfang 2023 mit Langzeitfolgen der Erkrankung. Sein Gesundheitszustand habe sich seitdem eher verschlechtert und er könne sich in einer weiteren Amtszeit nicht so für die Bürgerinnen und Bürger Overaths einsetzen, wie er es von sich selbst erwarten würde. Seine Entscheidung kam überraschend für die anderen Ratsmitglieder. Sie zeigten sich schockiert, könnten den Schritt aber nachvollziehen, teilten die Fraktionsvorsitzenden mit.

Bürgermeister Christoph Nicodemus sitzt in seinem Büro.

Christoph Nicodemus tritt aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder an.

Nicodemus war ein gemeinsamer Kandidat der Grünen, FDP und CDU. Sie hätten ihn auch für eine weitere Wahlperiode unterstützt. Wie sie sich für die kommende Wahl aufstellen, wüssten alle drei Fraktionen noch nicht. Auch, ob sie weiter zusammenarbeiten wollen, sei noch unklar. Die SPD habe schon einen Bürgermeisterkandidaten im Kopf, der Name solle aber noch nicht offiziell bekanntgegeben werden.

Kürten: Mit der Kommunalwahl endet die Ära von Bürgermeister Willi Heider. 2015 war der damalige Geschäftsbereichsleiter der Verwaltung überraschend ins Amt gewählt worden, als Parteiloser wie einst sein Vorgänger Ulrich Michael Iwanow zu Beginn seiner Amtszeit. 2020 setzte sich Heider, der als volkstümlich und bürgernah gilt, erneut durch, wiederum in der Stichwahl gegen den CDU-Kandidaten Marc Beer. Dass Heider aus Altersgründen nicht mehr antritt, ist seit langem bekannt. Es wird also in jedem Fall einen neuen Bürgermeister in Kürten nach dem Wahlgang im Herbst 2025 geben.

Nach den Sommerferien wird es in Kürten konkreter

Nach den Sommerferien ist zu erwarten, dass aus den bisherigen Sondierungen der Parteien Konkreteres wird. Ob es durch die Ratskooperation von CDU und FDP zu einem gemeinsamen Kandidaten oder einer Kandidatin kommen könnte, wird sich zeigen. Blickt man auf die Fraktionen, könnte bei der CDU Franz-Wilhelm „Willi“ Schmitz eine Rolle spielen, der Beamte arbeitet in der Verwaltungsführung der Stadt Bergisch Gladbach.

Willi Heider sitzt in seinem Büro.

Willi Heider tritt nicht mehr an.

Die FDP verfügt mit Mario Bredow ebenfalls über einen ausgewiesenen Verwaltungsfachmann; Bredow ist Beigeordneter der Stadt Overath. 2020 hatte die SPD mit Stefan Plag einen Kandidaten aus den eigenen Reihen aufgestellt, die Freien Wähler unterstützten die Bewerbung von Willi Heider. Grüne und FDP waren mit Michelle Askari in den Wahlkampf gezogen. Ob es 2025 wiederum einen unabhängigen Kandidaten aus der Kürtener Verwaltung geben könnte, ist offen.

Odenthal:  Der parteilose Bürgermeister Robert Lennerts, in Odenthal seit zwei Wahlperioden im Amt, hat Ambitionen geäußert, als Kandidat für die Landratswahl im Rheinisch-Bergischen Kreis anzutreten. „Ja, ich kann mir vorstellen, als Landrat zu kandidieren“, bekräftigte er nun erneut. Ob er am Ende tatsächlich in den Ring steige, um Nachfolger von Landrat Stephan Santelmann (CDU) zu werden, hänge aber von verschiedenen Faktoren ab, so Lennerts. Dazu zähle die Frage, ob er von einer Partei aufgestellt werde oder als Einzelbewerber selbst ins Rennen gehe. Letzteres wäre analog zu seinem Vorgehen bei der Wahl zum Odenthaler Bürgermeister im Jahr 2015.

Es sei noch nichts entschieden, betonte Lennerts. „Ich habe aber für mich beschlossen, auf jeden Fall weiter parteilos zu bleiben“, sagte der Odenthaler Rathauschef. Grundsätzlich will er sich verschiedene Optionen offen halten: Neben der Kandidatur für das Amt des Landrats könne er sich auch vorstellen, künftig etwas ganz anderes zu machen, fernab jeder Verwaltungsleitung: freiberuflich oder in der Privatwirtschaft.

Robert Lennerts sitzt in seinem Büro.

Robert Lennerts möchte Landrat werden.

„Ich schließe aber auch eine erneute Kandidatur für das Bürgermeisteramt in Odenthal nicht kategorisch aus“, sagte Robert Lennerts. Hier hatte er bei der Wahl vor vier Jahren mit 73,7 Prozent der Stimmen haushoch gegen die Kandidatin der SPD gewonnen. Die anderen Parteien hatten damals auf einen eigenen Kandidaten verzichtet. Bei der nächsten Wahl dürfte das anders sein, allerdings haben sich die Parteien im Ort bisher noch nicht positioniert und öffentlich noch keine eigenen Kandidaten für den nächsten Chef oder die nächste Chefin im Odenthaler Rathaus benannt.

Viele Krisen in Santelmanns Amtszeit

Kreis: So lang wie Stephan Santelmann (CDU) war in Rhein-Berg noch kein hauptamtlicher Landrat im Amt. Das hängt vor allem an der politisch vom Land gewollten   Harmonisierung der Amtszeiten. Daher stand bei seiner Wahl 2017 bereits fest, dass seine Amtszeit acht Jahre dauern würde, anstelle der sonst üblichen fünf.

Vor allem in der Corona-Zeit spitzten sich die Konflikte zwischen Santelmann und der Kreisverwaltung stark zu. Nachdem dann Ende vergangenen Jahres ein Vorstoß der schwarz-grünen Mehrheit im Kreistag platzte, das Amt des Kreisdirektors abzuschaffen, erklärte Santelmann Anfang 2024, dass er 2025 nicht erneut als Landrat kandidieren werde. Er wolle eine neue Aufgabe übernehmen. Was er nach Ende seiner Amtszeit machen wird, ließ er bislang offen.

Landrat Stephan Santelmann sitzt in seinem Büro.

Landrat Stephan Santelmann tritt nicht mehr an.

Kreisdirektor Dr. Erik Werdel sollte unterdessen nun nach Auslaufen seiner zweiten Amtszeit wiedergewählt werden. Mit ihm hatte die CDU bereits über eine mögliche Landratskandidatur im kommenden Jahr gesprochen. Doch Werdel bleibt am Ende nicht mal Kreisdirektor. Er hat sich während der schwarz-grünen Hängepartie beworben und wird an den Rhein wechseln, als   Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Köln.

Nach der somit ausfallenden Wiederwahl als Kreisdirektor meldete sich Odenthals Bürgermeister Robert Lennerts (parteilos) mit dem Angebot, 2025 als Landrat für den Rheinisch-Bergischen Kreis zu kandidieren. Eine Offerte, die zahlreiche Vertreter aus Kommunen, Wirtschaft und Gesellschaft begrüßen, zumal der 50-jährige Odenthaler, der Polizeibeamter war, bevor er Bürgermeister von Odenthal wurde, bestens vernetzt ist im Kreis und auch bei den Amtskollegen in Rhein-Bergs Rathäusern einen sehr guten Ruf genießt. Lennerts ist bislang der einzige Aspirant.

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