Nach Aus der GenossenschaftFamilie Hammermüller rettet den kleinen Supermarkt in Sistig

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Sandro Hammermüller steht mit seiner Tochter Nele am Verkaufstresen in seinem Geschäft.

Sandro Hammermüller und Tochter Nele müssen noch die letzten Arbeiten erledigen, ehe das Lädchen am Freitag eröffnet wird.

Zehn Jahre hat eine Genossenschaft das Lädchen in Kall-Sistig betrieben. Nun ist die Zukunft weiterhin gesichert.

„Man kann das Rad nicht neu erfinden, aber man kann es optimieren“, sagt Sandro Hammermüller. Seinen Wahlspruch will der 45 Jahre alte Sistiger nun auch auf das Sistiger Lädchen übertragen, das Hammermüller am Freitag neu eröffnen will. Um mit dem Geschäft Geld zu verdienen, will er einige Dinge anders machen.

Viel hätte nicht gefehlt und für das Sistiger Lädchen hätte die letzte Stunde geschlagen. Die „Frische Genossenschaft“, die den Laden zehn Jahre lang betrieben hatte, wurde am 30. November aufgelöst. Glücklicherweise fand sich mit Hammermüller ein Mann vom Fach, der das Geschäft und die Postfiliale weiterführen will. Beides ist für Sistig und seine Versorgungsfunktion für die umliegenden Orte von großer Bedeutung.

Die Genossenschaft schaffte 2013 den Erhalt des Dorfladens

Nach der Schließung des Dorfladens gründeten die Sistiger die „Frische Genossenschaft“ und eröffneten im April 2013 das Lädchen. Die Geschäftsräume wurden angemietet. Neben Backwaren, Obst und Gemüse, Tiefkühlkost und anderen Lebensmitteln wurden unter anderem auch ein Lieferservice für Getränke, eine Postagentur sowie ein Kopier- und Faxservice angeboten.

„Ich bin von 2014 bis 2019 Vorstandsmitglied der Genossenschaft und unter anderem für den Einkauf zuständig gewesen“, erzählt der 45-Jährige. Aus beruflichen Gründen und wegen einer Hausmodernisierung sei er dann ausgeschieden, habe den neuen Vorstand aber noch einige Zeit beraten.

Blick auf das Gebäude, in dem das Geschäft untergebracht wird.

Direkt an der Kaller Straße liegt das Sistiger Lädchen, das zehn Jahre lang von einer Genossenschaft betrieben wurde.

Blick in das Innere des Geschäfts, in dem noch einige Waren stehen.

Nur die Frischetheke für Obst und Gemüse fehlt noch. Ansonsten ist die Inneneinrichtung komplett.

„Während Corona und auch nach der Flut ist der Laden ganz gut gelaufen“, berichtet Hammermüller. Das wird auch von Ortsvorsteher Karl Vermöhlen bestätigt. Doch in den Jahren danach seien die Umsätze zurückgegangen.

Hammermüller ist nach eigenen Angaben seit 18 Jahren im Außendienst in verschiedenen Wirtschaftsbranchen tätig, aktuell als regionaler Verkaufsleiter. Das Lädchen werde von seiner Frau Nadja betrieben, die noch eine Filiale einer Kette für Dekoartikel und Wohnaccessoires leitet. „Sie will in ihrem Job kürzer treten.“ Unterstützt wird sie von ihren Töchtern Alina und Nele und einer Mitarbeiterin.

Neue Lieferanten und neue Produkte für das Lädchen in Kall-Sistig

„Meine Frau und ich haben uns das durchgerechnet und sind sehr optimistisch“, sagt der 45-Jährige. Im März werde man eine erste Bilanz ziehen. Es gebe einige Stellschrauben, an denen man drehen könne: „Wir haben zum Beispiel neue Lieferanten und werden auch neue Produkte anbieten.“ Seine Frau liebe Handarbeit und werde deshalb im Lädchen auch Wolle sowie Strick- und Häkelgarn verkaufen. „Dafür wird es auch eine schicke Beratungsecke geben.“

Hammermüller weiter: „Außerdem wollen wir auch wieder aktuelle Trends mitgehen und angesagte Artikel zeitlich begrenzt ins Sortiment aufnehmen.“ Zu dem gehören ferner Lebensmittel, Brötchen und gebackene Snacks, Molkereiprodukte wie Käse, Quark und Milch, frisches Obst und Gemüse sowie Getränke und Tiefkühlware.

Preise sind im Schnitt zehn Prozent höher als im Supermarkt

„Die Poststelle bleibt auch erhalten. Die wäre weg gewesen, wenn keiner den Laden übernommen hätte“, berichtet Hammermüller. Ab Februar werde er auch Lotto und Toto anbieten können: „Dadurch wird noch einmal ein anderer Kundenkreis angesprochen. Ziel aller Bemühungen ist es, mehr Leute in das Geschäft zu bekommen und so den Umsatz anzukurbeln.“ Die Lage an der Durchgangsstraße sei da von Vorteil.

Er hoffe, dass wie bislang nicht nur Sistiger, sondern auch Kunden aus den umliegenden Orten das Lädchen besuchen. „Die Preise sind im Durchschnitt zehn Prozent höher als in einem Supermarkt“, rechnet der 45-Jährige vor. Das liege daran, dass die großen Handelsketten direkt von den Herstellern beliefert würden, während er nur bei einem Zwischenhändler einkaufen könne. „Der will halt auch noch etwas verdienen.“

Die Verbundenheit zum Ort und der Region ist Hammermüller, der in Dom-Esch geboren und in Schwerfen groß geworden ist, wichtig: „Ich interessiere mich sehr für die regionale Geschichte und sammele Informationen über Sistig, Kall und Schleiden.“ In seinem Geschäft wird er einige alte Ansichten von Geschäften und dem Lotterieverein 1912 aus dem Ort präsentieren. Darunter ist auch ein altes Foto des Geschäftshauses von Albert Völler, in dem heute das Lädchen untergebracht ist.

„Ich bin Sandro Hammermüller dankbar. Es ist toll, dass er den Mut hat“, lobte Ortsvorsteher Vermöhlen. Er hoffe, dass die Sistiger daran denken, dass sie mit ihrem Einkaufsverhalten beeinflussen können, ob der Laden und Einrichtungen wie die Post im Ort erhalten blieben.

Geöffnet wird das rund 200 Quadratmeter große Geschäft an der Kaller Straße vom Montag bis Freitag von 8 bis 13 und von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 8 bis 15 Uhr.

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